Freizeit „Bergische Drei – Zeitreisen“: Touristen erleben die Region digital

Solingen · Mit virtueller Realität will das Tourismus-Marketing mehr Gäste anziehen.

Raphaela Gäsert (von links), Uta Schneider, Sylke Lukas und Werner Koch stellten die App samt Cardboards vor.

Foto: Christian Beier

Engelbert II. steht im Innenhof von Schloss Burg. Wie sah der Alltag im Mittelalter aus, wie das Leben seiner Untertanen? Der frühere Herrscher über die Grafschaft Berg beantwortet diese Frage beinahe wie ein Fremdenführer. Möglich macht das moderne Technik der Excit3D GmbH. Im Auftrag des Vereins Bergisches Land Tourismus Marketing (BLTM) hat das Solinger Unternehmen die App „Bergische Drei – Zeitreisen“ entwickelt. Der Name ist Programm: Augmented- und Virtual-Reality-Elemente ermöglichen, in die Historie der Region einzutauchen und bedeutende bergische Persönlichkeiten kennenzulernen. „Wir entwickeln unser touristisches Marketing weiter“, betont Uta Schneider. Sie ist BLTM-Vorsitzende und seit Holger Piwowars Abgang zum Jahreswechsel kommissarische Geschäftsführerin. Um Auswärtige in die Region zu locken, müsse man verstärkt auf digitale Kanäle setzen. Dieser Entwicklung tragen die Verantwortlichen Rechnung – und erhalten dabei Unterstützung vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union. Bis zu 700.000 Euro stehen bereit, um die negativen Folgen der Corona-Pandemie für die Tourismusbranche abzudämpfen. Mit den Mitteln wurden bislang unter anderem eine Digitalkampagne für Remscheid, Solingen und Wuppertal sowie Werbepräsenz in den Niederlanden finanziert.

Mit der App sollen
360-Grad-Ansichten möglich sein

„Das Förderprogramm kam zur richtigen Zeit“, betont Uta Schneider. Das Verhalten von Reisenden verändere sich – zunehmend informieren sie sich digital. Zudem gibt es bei den Übernachtungszahlen noch Luft nach oben, wenngleich die Entwicklung positiv sei, wie BLTM-Mitarbeiterin Sylke Lukas betont. Zwischen Januar und April lag der Wert in Solingen laut Daten des Statistischen Landesamts bei 23 080. Das sind zwar 17,62 Prozent mehr als 2022, allerdings 16,78 Prozent weniger als 2019. In Remscheid ist die Situation ähnlich, im Städtedreieck hat lediglich Wuppertal in Sachen Übernachtungen das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht.

Die Nachbarkommunen sollen folgen – und die neue Smartphone-App einen Beitrag dazu leisten. Seit wenigen Tagen ist sie verfügbar. Im August 2022 begann das Team um Excit3D-Geschäftsführer Werner Koch sowie seine Kollegen Jörn Geisler und Ben Koch mit der Umsetzung – rund 115 000 Euro Fördermittel flossen in die Entwicklung.

Einerseits enthält die Anwendung Informationen zu touristischen Höhepunkten in der Region. Andererseits gewähren 360-Grad-Fotos Einblicke in bedeutsame Orte der bergischen Industriekultur – von der Merscheider Gesenkschmiede Hendrichs über den Wipperkotten bis hin zum Deutschen Werkzeugmuseum in Remscheid und dem Wuppertaler Engels-Haus. Herzstück der App sind allerdings die Augmented- und Virtual-Reality-Elemente. Per GPS wird erfasst, an welcher Stelle im Städtedreieck die Anwender sich befinden. Nähern sie sich einem touristischen Highlight, erhalten sie eine Benachrichtigung. Im Müngstener Brückenpark, wo das Konzept am Montag vorgestellt wurde, erläutert Baumeister Anton von Rieppel, wie das stählerne Wahrzeichen der Region entstanden ist. In Lennep treffen Touristen auf Wilhelm Conrad Röntgen, in Wuppertal lernen sie, wie Elefant Tuffi aus der fahrenden Schwebebahn in die Wupper sprang. Insgesamt kommen 16 bedeutsame Protagonisten zu Wort, darunter Schleifer und Liëwerfrauen. Zudem werden fünf historische wichtige Szenen abgebildet. Diese Erlebnispunkte sind in einer Übersichtskarte hinterlegt. Auch werden ausgewählte Wanderrouten vorgestellt, an denen sie sich befinden. Wer den räumlichen Effekt, den erweiterte und virtuelle Realität bieten, erleben möchte, kann ein Cardboard verwenden. Dabei handelt es sich um eine Halterung aus Karton, die aus dem Smartphone eine Virtual-Reality-Brille macht. Auch ohne dieses Equipment lassen sich die Szenen als 360-Grad-Version auf dem Handy abspielen. Uta Schneider ist von dem neuen Konzept überzeugt. Insbesondere für Familien und Gruppen sei es „ein großer Spaß“.