Gülle-Problem SPD in NRW warnt: Gülle-Problem könnte für teureres Trinkwasser sorgen
Düsseldorf · Die Sozialdemokraten befürchten, dass aufgrund einer immer aufwendigeren Reinigung das Trinkwasser für die Menschen teurer wird. Wie die Gefahr gebannt werden kann, zeigen die Niederlande.
In vielen Gemeinden in NRW ist zu viel Nitrat im Grundwasser – Hauptverursacher soll die Landwirtschaft mit ihrer Gülle sein. Die SPD im Landtag befürchtet nun, dass wegen einer immer aufwendigeren Reinigung das Trinkwasser für die Menschen teurer wird. Sie fordert, dass stattdessen die Verursacher in den Blick genommen werden müssen. Und etwa die Zahl von Nutztieren an die vorhandene Fläche gebunden werden soll. Denn: Weniger Tiere heißt weniger Gülle.
Vorbild sind laut André Stinka, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, die Niederlande, die ihren Tierbestand flächendeckend um elf Prozent reduzierten, um ihr Grundwasser – und damit das Trinkwasser – zu schützen. In NRW beobachte man ebenfalls, dass die Nitratgrenzwerte in den Gebieten mit hoher Nutztierdichte nicht eingehalten würden. Etwa im Regierungsbezirk Münster, wo 4,2 Millionen Schweine gehalten würden – zum Vergleich: Im Bezirk Köln seien es 66 000. Rückendeckung erhält Stinka von Rainer Spiering, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, der beim Ortsbesuch am Montag in Düsseldorf forderte: „Wir müssen wieder Tierhaltung an Fläche binden.“ Wer etwa 1000 Rinder halten wolle, müsse 500 Hektar bereithalten. „Das ist eine Hausnummer“, so Spiering.
Klar ist, dass dringender Handlungsbedarf besteht: Die EU zwingt ihre Mitgliedsstaaten zum Gewässerschutz. Und Nitratwerte über dem Grenzwert stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Weil Deutschland die Vorgaben aus Brüssel nach wie vor nicht umsetzt, hat die EU geklagt – und vom Europäischen Gerichtshof Recht bekommen. Inzwischen hat die Bundesregierung mit der EU-Kommission Verhandlungen um ein neues und schärferes Düngerecht aufgenommen.
Bericht: Landesregierung hofft auf neue Technologien
Doch die SPD fordert, dass schon jetzt gehandelt wird, um für sauberes Trinkwasser und stabile Kosten zu sorgen. Neben Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen stehe NRW als starkes Landwirtschaftsland dabei speziell im Fokus, stellt Spiering klar.
Doch die hiesige Landesregierung zeige sich beim Thema „kopflos“, moniert Stinka: „Eine Debatte findet nicht statt.“ Die SPD hat im April Antworten gefordert, wie Schwarz-Gelb sich die Umsetzung einer neuen Düngerichtlinie vorstelle und welche Maßnahmen für die Regionen mit einer Überschreitung des Grenzwertes angedacht seien. Der Bericht, der jetzt vorliegt, äußert Hoffnung, dass neue Technologien für die Aufbereitung der Gülle künftig dafür sorgen könnten, dass diese besser transportiert und verteilt werden könnte. Man versuche, auf Zeit zu spielen, fürchtet Stinka. Ein echter Plan gegen die Überdüngung in NRW fehle. Und somit auch Anreize sowie Belohnungen für Landwirte, die schon gewässerschonend arbeiteten.