Bürgerbus: Sprockhöveler zeigen bislang wenig Interesse

Die Verwaltung hatte auf Wunsch der Politik zu einer Infoveranstaltung eingeladen — aber nur zwei Bürger nahmen teil.

Foto: Uwe Schinkel

Sprockhövel. Wie funktioniert ein Bürgerbus und wie kann man ihn betreiben? Zur Beantwortung dieser Frage hatte die Verwaltung zu einer Informationsveranstaltung eingeladen — dabei aber anscheinend komplett am Bürger vorbei geplant. Lediglich drei Interessenten aus der Politik und zwei Bürger waren der Einladung gefolgt. „Der Wunsch kam aus dem politischen Raum“, berichtete der Beigeordnete Bernd Woldt, der mit mehr Interessenten gerechnet hatte. Vielleicht sei das Interesse so gering, weil alle Ortsteile vom normalen ÖPNV bedient werden und es keinen Bedarf für einen Bürgerbus gebe, vermutet er.

Als Experten waren der Vorsitzende des Verbandes Pro Bürgerbus NRW, Franz Heckens, und der Vorsitzende des Bürgerbusvereins Wetter-Wengern, Gerd Michaelis, nach Sprockhövel gekommen. Sie berichteten, dass ein Bürgerbus als richtiger öffentlicher Personennahverkehr mit Linien und Fahrplänen funktioniert. Der Betrieb erfolgt über einen ehrenamtlichen Verein mit ehrenamtlichen Fahrern. Eingesetzt wird ein Kleinbus, der mit dem PKW-Führerschein gefahren werden kann. Für die Anschaffung des Fahrzeugs und die Arbeit des Vereins gibt es Zuschüsse des Landes NRW. Die Linien dürfen den bestehenden Linien der Verkehrsbetriebe keine Konkurrenz machen.

Knackpunkte, an denen ein Bürgerbus scheitern kann, seien ein tatsächlich fehlender Bedarf oder auch, dass sich nicht genug Menschen persönlich engagieren, betonte Franz Heckens. Dabei habe ein Bürgerbus aber auch eine soziale Funktion, wenn Nachbarn sich unterwegs treffen oder ältere Menschen nur noch mit Hilfe des Busses aus dem Haus kommen.

Jürgen Lichtenberg, der zweite Vorsitzende des Bürgerbusvereins Ennepetal, ergänzte die Vorträge durch seine Empfehlung, zunächst mit einer kleinen, aber lukrativen Linie zu beginnen, äußerte aber angesichts der „kläglichen“ Resonanz der Bürger deutliche Zweifel, dass es in Sprockhövel ausreichendes Interesse gebe.

Dem widersprach Matthias Bioly, einer der beiden anwesenden Interessenten. Mit Blick auf die ländliche Struktur der Stadt und der Bevölkerungsstruktur sagte der Niedersprockhöveler: „Ich glaube, dass das in Sprockhövel Sinn hat.“ Zugleich bot er an, seine Erfahrung — er betreut als Bereichsleiter der Stadtwerke in Remscheid den dortigen Bürgerbusverein — in das weitere Verfahren einzubringen. Für Helmut Kampmann könnte der Bürgerbusverein eine Aufgabe für die Zukunft sein. „Das ist was für die Bürger, und ich möchte im Ruhestand etwas Sinnvolles tun“, sagt der Haßlinghauser.

In Gesprächen mit den Interessenten soll jetzt über den tatsächlichen Bedarf und Werbemaßnahmen für weitere Mitstreiter beraten werden.