„Das meiste läuft über Kontakte“

Mit dem Projekt „Zukunft Plus“ möchte die Awo Flüchtlingen einen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen.

Foto: Stefan Fries

Sprockhövel. Die Arbeiterwohlfahrt führt mit Zukunft Plus das Projekt Xenos fort. Die Sozialwissenschaftlerinnen Elsa Keller und Rita Nachtigall erläuterten die Inhalte. .

Was hat „Zukunft Plus“, was andere Projekte nicht haben?

Elsa Keller: Wir bündeln die Beratungskompetenz verschiedener Träger aus dem Migrationsbereich und legen den Fokus auf die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Durch Einbeziehung der regional zuständigen Jobcenter, Arbeitsagenturen, Kommunen, Kammern und Betriebe als operative und strategische Partner wollen wir als Schnittstelle arbeiten. Ebenfalls ist es uns ein großes Anliegen, die Teilnehmer unseres Projektes während der schulischen, betrieblichen Ausbildung und auch noch nach Arbeitsaufnahme zu begleiten sowie weibliche Flüchtlinge zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit/beruflichen Bildung zu aktivieren. Zusammen mit unseren Partnern bieten wir eine intensive Betreuung an, um die Lebenssituation der Geflüchteten zu klären und nachhaltig zu sichern.

Wie soll die Hilfe für die Flüchtlinge konkret aussehen?

Rita Nachtigall: Wir lernen die Flüchtlinge in Integrationskursen oder über unsere Netzwerkpartner kennen. Dann erfassen wird die familiäre Situation und gucken, welchen Anspruch der Klient auf Leistungen und Maßnahmen hat. Wir versuchen, Vermittlungshemmnisse zu beheben und erstellen mit den Klienten einen Lebenslauf. Unser Ziel ist es, die Menschen in ein Praktikum oder Arbeit zu vermitteln. Auch währenddessen halten wir den Kontakt und helfen bei Problemen.

Wie stark ist die Bereitschaft von Unternehmen, Praktika anzubieten oder Flüchtlinge auszubilden?

Keller: Die Bereitschaft ist sehr positiv und es fanden bereits Vermittlungen in Praktika, in die Ausbildung wie auch in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung statt. Dabei engagieren sich Klein-und Mittelstandbetriebe und das Handwerk ebenso wie deutschlandweit agierende Betriebe, Banken und Genossenschaften. Nachtigall: Das meiste läuft über persönliche Kontakte.

An welche Flüchtlinge wendet sich das Projekt?

Keller: Die Teilnahme ist unabhängig von Aufenthaltsstatus und Herkunftsland möglich. Wir beraten auch speziell Geflüchtete, die sich noch im Asylverfahren befinden.

Welche Sprachkenntnisse, Schul- oder Berufsausbildung bringen die meisten Flüchtlinge mit?

Keller: Ein großer Teil der Teilnehmer, die wir unterstützen und begleiten, haben ausbaufähige Deutschkenntnisse. Rita Nachtigall: Einige kommen mit Diplom, die leiten wir dann an die Beratungsstellen für die Anerkennung weiter. In vielen Ländern sind die Menschen aber nach sechs Monaten ausgebildet, als Friseur sogar nach drei Monaten. Sehr viele haben noch nie in ihrem Leben gearbeitet, waren oft lange beim Militär. Die brauchen dann erst einmal viele Praktika, um zu verstehen, wie das in Deutschland funktioniert.

Wie lange soll der einzelne Teilnehmer in dem Projekt betreut werden?

Nachtigall: Wir kümmern uns so lange wie nötig um die Leute. Wenn wir nicht eng mit den Arbeitgebern Kontakt halten, kommt es immer wieder zu Missverständnissen.

Wie wird „Zukunft Plus“ finanziert? Keller:

Das Projekt „Zukunft Plus“ wird im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt „Integration von Asylbewerber/innen und Flüchtlingen (IvAF)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.