1800 Kilogramm Lebensmittel für den Frieden in der Welt
Evangelische Kirchengemeinde schickt mehr als 200 Kartons ins Friedensdorf Oberhausen. Von dort gehen es weiter in den Kaukasus.
Sprockhövel. Zwei Konserven mit Erbsen, vier Tafeln Schokolade, ein Beutel Zucker und eine Packung Zwieback sind nur einige der liebevoll verpackten Lebensmittel, die Dorothea Lippa und Heike Standke im Namen des Gemeindebezirks Hiddinghausen der Evangelischen Kirchengemeinde Haßlinghausen-Herzkamp-Silchede in Kartons sortieren. Sehr wahrscheinlich werden die beiden Ehrenamtlerinnen auch dieses Jahr (am 28. Oktober) über 200 Pakete an das Friedensdorf in Oberhausen überreichen können.
Die international aktive Hilfsorganisation wird diese dann über ihr Zentrallager in Dinslaken via Flugzeug über Düsseldorf in den Kaukasus transportieren. Dort werden die gespendeten Lebensmittel an bedürftige Familien und Waisenkinder in ärmsten Verhältnissen verteilt. „Natürlich wissen wir, dass viele Sprockhöveler Familien auch die Flüchtlinge vor Ort unterstützen. Es ist aber auch wichtig, den Menschen in ihren Heimatländern zu helfen, damit sie sich vielleicht erst gar nicht auf den gefährlichen Weg machen müssen“, sagt Dorothea Lippa. Sie bezeichnet die Paketaktion auch als eine Art Präventionsmaßnahme, damit die Menschen wieder Hoffnung haben, in ihrer Heimat zu bleiben. Ein durch die Flüchtlingskrise der jüngsten Vergangenheit entstandener Aktionismus ist die „Sprockhöveler Lebensmittel-Paketaktion“, dessen Abläufe die beiden Freundinnen fast perfektioniert haben, aber auf keinen Fall. Die Sammelaktion, die im Jahr 2000 vom inzwischen verstorbenen Pfarrer Manfred Hafer ins Leben gerufen wurde, ist zu einer Institution geworden.
„Damals haben wir rund 20 Kartons verpackt und alles an einem Nachmittag abgewickelt“, erinnert sich Heike Standke an den Anfang. „Mittlerweile brauchen wir richtig große Räume und mehrere Tage, um die Spenden zu verarbeiten“, ergänzt Lippa. Das Duo lagert und packt die Kartons in diesem Jahr erstmals im Gemeindehaus in Gevelsberg-Silschede. Da das Hiddinghauser Dietrich-Bonhoeffer-Haus von der Gemeinde im vergangenen Jahr verkauft wurde. „Wir sind nicht weg, nur woanders“, bittet Standke die Aktion weiter zu unterstützen. Mit Wilhelm Lohmann, der die Aktion auch in der Kirchengemeinde in Niedersprockhövel vorantreibt, entwickelt sich die Aktion immer mehr zur gemeindeübergreifenden Stadtkooperation.
Um den Spendern der Gemeinde die Kosten von vier Euro für die Kartons zu ersparen, veranstalten die Damen mit dem „Paket-Kaffee“ und dem „Kindertrödel-Markt“ über das ganze Jahr hinweg weitere „Events“. 30 Euro werden zusätzlich für den Inhalt der Kartons fällig. „Davon gehen wir einkaufen und der Spender kann immer anhand von Einzelbelegen sehen, was wir davon kaufen. Es kommt immer 100 Prozent der Hilfe bei den Bedürftigen an.“
Seit Jahren ist auch der Haßlinghauser Rewe-Supermarkt mit seinem Leiter Stefan Lenk ein inoffizieller und guter Partner der Kirchengemeinde. Zwar bietet der Supermarkt keine Natural-Rabatte oder finanzielle Unterstützung, nimmt den Damen mit seiner pünktlichen und kostenlosen Lieferung aber eine Menge logistischer Arbeit ab.
„Natürlich wäre das Schönste, wenn wir irgendwann nichts mehr verpacken müssten, weil es den Menschen überall auf der Welt gut geht und Frieden herrscht“, sagt Lippa, wohl wissend, dass ihr Wunsch eine Illusion sein dürfte. Dass sie ihren Rekord von liebevoll verpackten 206 Kartons im vergangenen Jahr diesmal übertreffen werden, ist da schon viel wahrscheinlicher. Sie wissen, dass ihr Pfarrer Hafer stolz auf seine Gemeinde gewesen wäre.