Die Mittelstraße ist ein gutes Pflaster zum Einkaufen

Der Einzelhandel ist überwiegend inhabergeführt und serviceorientiert. Das wissen die Stammkunden zu schätzen.

Foto: Anna Schwartz

Haßlinghausen. Die Mittelstraße wirkt auf den ersten Blick wenig ungewöhnlich. Geschäfte säumen die Fahrbahn rechts und links: ein Schuhgeschäft, eine Bäckerei, eine Modeboutique, ein Obst- und Gemüsegeschäft. Wer genauer hinschaut stellt schnell fest, dass große Ketten gänzlich fehlen, das Sortiment vielfältig und individuell ist. Am einzigen leeren Ladenlokal kündigt bereits der nächste Mieter seinen baldigen Einzug ein.

„Wir haben hier eine intakte Innenstadt mit inhabergeführtem Einzelhandel und einer hohe Kaufkraft“, betont Wolfgang Weiss. Der Inhaber der gleichnamigen Parfümerie führt das Geschäft bereits in der dritten Generation und ist gleichzeitig Vorsitzender des Werberings. „Vor vier Jahren haben wir die AG Mittelstraße gegründet. Dort sind neben dem Vorstand des Werberings auch Haus und Grund sowie alle Ressortleiter der Stadtverwaltung vertreten. Zu unseren Sitzungen kommt auch der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen.“

Diese Runde habe bereits viel für die Mittelstraße bewegt. „Wir haben neue Bänke, Beete, Mülleimer und Laternen bekommen. Einige Häuser sind renoviert worden und dadurch läuft das Leerstandsmanagement besser.“ Zuletzt habe sich auf diese Weise auch die Ampelschaltung optimieren lassen. „Denn zwischen 15 und 17 Uhr gab es immer Stau, weil die Ampeln Richtung Gevelsberg nicht gut abgestimmt waren.“

Mehr Verkehr fürchtet Siegfried Fichtl vom Schreibwarengeschäft gegenüber vor allem durch Ikea. „Dann hoffe ich, dass es nicht zum Dauerstau Richtung Wuppertal kommt.“ Sonst ist er mit dem Standort sehr zufrieden. „Der Umsatz stimmt noch. Das geht aber nur über den persönlichen Kontakt“, sagt der Fachhändler. Er lässt die Grundschülerin den neuen Füller, den sie fürs Gymnasium braucht, in Ruhe ausprobieren und bietet ihr außerdem an, den alten, der immer ausläuft, einzuschicken.

Besonderer Service ist auch für Erika Stöcker überlebenswichtig. Die Inhaberin von Sandras Modique hat sich auf große Größen spezialisiert und weiß, was ihre Kunden kaufen. „Wenn ich auf einer Messe bin, habe ich schon im Kopf, was ich für wen bestelle und lege das nach der Lieferung zur Seite.“ Hausbesuche oder Termine nach Ladenschluss sind für sie selbstverständlich. „Manche sind nicht mehr so mobil, um selbst zu kommen. Andere haben solche Arbeitszeiten, dass sie nur nach Ladenschluss kommen können.“ Zusammen mit ihrem großen Sortiment hat sie sich so in 33 Jahren eine treue Stammkundschaft erarbeitet, die weit über Sprockhövel hinaus reicht. „Sie kommen nicht nur aus ganz NRW, sondern auch aus Süddeutschland. Letzte Woche hatte ich noch eine Dame aus München hier, die sich neu eingekleidet hat.“ Seltener sind Besuche aus den USA. „Doch auch da kenne ich den Stil der Kunden und schicke ihnen die die passenden Teile mit der Post. Denn in Amerika ist die Auswahl bei großen Größen begrenzt.“

Eine andere Nische hat Reinhard Krön als Inhaber des Sportgeschäfts für sich entdeckt. Er hat sich mitten im Flachland auf Ski und Schuhe spezialisiert. „Dafür kommen die Kunden aus dem gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus. Für mich ist das der einzige Weg zu überleben.“ Die Mittelstraße ist für ihn ein gutes Pflaster. „Das Umfeld ist gut und die Leute wissen die Leistungen des Fachhandels zu schätzen. Denn alles lässt sich eben doch nicht online erledigen.“ Ein weiterer Pluspunkt sei die Parksituation. „In 50 Metern die Straße hoch oder runter findet sich immer ein kostenloser Platz. Das ist allemal leichter als in Elberfeld.“

Über die Autobahn sei die Anbindung an die großen Zentren in der Nachbarschaft sehr leicht, bestätigt auch Wolfgang Weiss. „Deshalb habe ich bei der Initiative Heimatshoppen mitgemacht, mit der wir die Kunden dafür sensibilisieren, warum es ein Vorteil ist, vor der Haustür einzukaufen.“