Ein mordendes Nachtgespenst im Buchladen
Stefan Melneczuk las bei Helga Schulz aus seinem neuen Thriller vor.
Sprockhövel. Es herrscht Wohnzimmer-Atmosphäre im Buchladen von Helga Schulz an der Hauptstraße in Niedersprockhövel an diesem Abend. Normalerweise ist ihre Tür um diese Zeit längst verschlossen, aber heute hat sie Besuch: An die 40 Gäste sind da und schauen erwartungsvoll in Richtung Ledercouch. Dort sitzt Autor Stefan Melneczuk, in der Hand seinen neuesten Thriller „Wallenstein“.
Er berichtet über vier Morde, begangen vor Jahrzehnten, aber nur ein paar Kilometer weiter, von einem 15 Jahre alten Jungen, der durch den Missbrauch und das Töten von Kindern seine traumatische Kindheit verarbeitete: Auf dem berühmt-berüchtigten Fall des Jürgen Bartsch basiert Melneczuks jüngster Roman. Bartsch ist jedoch nicht der Hauptakteur.
Die Zuhörer erfahren von Caro, deren Welt unvermittelt von Blut geflutet wird, und Chefermittler Richard, der versucht, das gnadenlos tötende Nachtgespenst zu jagen, und dabei selbst von einem ganz speziellen Gespenst heimgesucht wird. Der Hattinger Autor versteht es, die Szenen zum Leben zu erwecken.
Seine Lesung über die unheimliche Mordserie im Hattinger Hügelland untermalt er mit kleinen Gesten, Mimik und Stimme. Obwohl „Wallenstein“ ein sprichwörtlich todernster Roman ist, überwiegen bei der Lesung humoristische Elemente. Immer wieder kommentiert Melneczuk seine Zeilen mit einem Augenzwinkern, erzählt Anekdoten aus der Region und seinem eigenen Leben und nutzt Situationskomik für sich. Das kommt an: Trotz aller Morde — die Zuschauer lachen.
„Die lustigen Parts sind für mich das I-Tüpfelchen“, sagt Christian Dornieden nach Ende der Vorstellung. Der Sprockhöveler war schon mehrere Male bei Melneczuks Lesungen dabei. „Uns hat es auch sehr gut gefallen“, resümiert Rita Schwager. Kein Wunder, dass Helga Schulz den Hattinger immer wieder zu Lesungen einlädt. Ihr Mann Dirk ergänzt: „Es ist aber auch deshalb so schön, weil er selbst hier in der Umgebung lebt und Geschichten aus der Region schreibt.“