Elerntaxis sorgen an Grundschulen für Probleme
Auch in Sprockhövel kennt man das Phänomen der fürsorglichen Beförderung. Schulen setzen auf Ansprache der Eltern und Polizeikontrollen.
Sprockhövel. Das Phänomen der Elterntaxis und „Helikopter-Eltern“ ist zumeist vor allem aus Großstädten bekannt, aber auch in kleineren Städten ist es nicht selten. Das gilt auch für Sprockhövel — wo vor allem die Grundschulen unter den Folgen dieses mitunter etwas zu fürsorglichen Transportverhaltens leiden. „Das Thema taucht immer mal wieder bei uns auf“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales bei der Stadtverwaltung, Evelyn Müller. Bislang sei das Problem allerdings noch nicht so massiv, dass — wie zum Beispiel an Wuppertaler Grundschulen — spezielle Hol- und Bringzonen für Schüler eingerichtet werden. Die liegen einige Hundert Meter von den Schulen entfernt, damit die Kinder zumindest noch ein kurzen Schulweg haben und sich der Verkehr vor den Schulen nicht allzu sehr knubbelt.
Massive Probleme mit den Elterntaxis hat in der Vergangenheit zum Beispiel die Gemeinschaftsgrundschule Börgersbruch in Niedersprockhövel gehabt. „Vor zwei, drei Jahren war das Problem noch extremer. Mittlerweile hat es sich etwas entzerrt“, sagt die Leiterin der Grundschule, Ulrike Böller. In Briefen an die Eltern und durch Kontrollen der Polizei konnte der Strom der ankommenden Eltern-Autos minimiert werden. Für Entlastung sorgte zudem die Tatsache, dass die Dresdener Straße vor der Glückauf-Halle auf eine Einbahnstraßenregelung umgestellt wurde. Das führe zu einem besseren Verkehrsabfluss, weil die Autos dann über die Leipziger Straße wegfahren.
Mittlerweile habe es sich bei den meisten Eltern eingespielt, dass sie ihren Nachwuchs auf dem nahegelegenen Schotterparkplatz aussteigen ließen, erklärt Böller. Von dort könnten die Kinder dann ohne Probleme die paar Meter über den Gehweg bis zur Grundschule gehen. „Die Eltern sind einsichtig und tragen das Konzept mit“, sagt die Direktorin.
Auf Einsicht der Eltern hofft auch der Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Haßlinghausen, Benedikt Heufken. Man habe bereits mehrmals Briefe an die Eltern geschrieben, dass sie ihre Kinder bitte möglichst nicht bis unmittelbar vor die Grundschule bringen möchten — bislang ohne nachhaltigen Erfolg. „Manche Eltern setzen ihre Kinder direkt vor der Schule ab — Halteverbote interessieren die nicht“, sagt Heufken. Je kürzer der Weg für das Kind, desto eher werde er angesteuert. Wie viele Eltern ihre Kinder mit dem eigenen Auto zur Schule fahren, kann der Direktor nur grob schätzen: Etwa ein Viertel könnte es demnach sein.
Die Situation an der Geschwister-Scholl-Straße werde dadurch erschwert, dass die Straße als Zufahrtsweg für die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule dient. „Zudem haben wir auch noch den Busbahnhof im Nacken“, ärgert sich Heufken. Zwar habe man schon Kontakt mit der Polizei gehabt. Die Kontrolle durch die Ordnungshüter zeigte aber offenbar keine nachhaltige Wirkung.
Auch in der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule kennt man das Problem. Weil man hier in einer Sackgasse liegt, komme es bei einem verstärkten Pkw-Aufkommen schnell zu einer verstopften Straße, sagt Schulleiter Christoph Uessem. Er schätzt allerdings, dass sich das Phänomen der Elterntaxis stärker bei den Nachbarn an der Grundschule bemerkbar macht: Weil die Eltern den kleineren Kindern offenbar den Schulweg ersparen wollten, während dies den Großen in der Regel eher zugetraut wird.
„Besonders die Abholer sind extrem hinderlich, da diese Eltern die Ausfahrt auf die Gevelsberger Straße extrem blockieren“, sagt Uessem. Die Lage am Ende einer Sackgasse habe aber auch seine Vorteile: So sei die Verkehrssituation dort nicht so gefährlich wie etwa an einer Durchgangsstraße. Leider habe sich die Stadt bislang nicht dazu entschlossen, an der Schule ein Halteverbot einzuführen, bedauert der Direktor. Dadurch könnte das Problem nach seiner Ansicht gelöst werden.
Am entspanntesten kann die Leitung der Mathilde-Anneke-Hauptschule in Niedersprockhövel die Diskussion um Elterntaxis verfolgen. In der Schule seien es lediglich einige „einzelne Eltern, die ihr Kind mit dem Auto bringen“, sagt Schulleiterin Christiane Albrecht. Das sei für einige Eltern wichtig, weil manche Schüler aus Städten wie Hattingen oder Witten kämen.