Sprockhövel Ismael Klein wählt für seine Firma eine Lachnummer
In der gewitzten Warteschleife des Unternehmens haben die Kunden einiges zu lachen.
Sprockhövel. Die meisten Anrufer legen sofort auf, wenn die typische Warteschleifenmusik aus dem Hörer tönt. Kunden der Firma Fröhlich und Dörken dürfte es dagegen Spaß machen, wenn am anderen Ende nicht gleich jemand abhebt. Denn in diesen Fällen bekommen sie statt des üblichen Kling-Klangs Witze zu hören.
Für den ungewöhnlichen Werbegag, der seit seiner Veröffentlichung in den Sozialen Netzwerken vor einigen Wochen in aller Munde ist, hat sich das Rad- und Wälzlagerunternehmen an der Stefansbecke nicht etwa von teuren Marketingagenturen beraten lassen. Ausgerechnet Geschäftsführer Ismael Klein ist für die „Witznummer“ verantwortlich.
Nach einem Vortrag im Hagener Marketing-Club, den er mit seiner Mitarbeiterin Louisa Hoppe besuchte, geriet er ins Grübeln. Er machte sich Gedanken über die Frage des Tages: „Wie wollen Sie in den Gesprächen Ihrer Kunden vorkommen?“ Klein schlug seiner Mitarbeiterin vor: „Was wäre denn, wenn wir den Leuten Witze erzählen?“
Der 44 Jahre alte Familienvater erklärt: „Damit wollen wir die Leute vielleicht auch überraschend begeistern und zum Lachen motivieren. Wenn es uns gelingt, dass die Menschen dabei wenigstens einmal lachen, ist das viel wert.“ Seine Idee setzte einen unerwarteten Prozess in Gang: Als er in einer Mitarbeiterrunde die Rückmeldung bekam, dass der von ihm gekaufte „Witze-Erzähler“ vom Band zu seriös klinge, verordnete er seinem Personal, selbst Witze einzusprechen.
Anschließend bat Klein auch seine Kunden und die Öffentlichkeit, persönliche Kalauer bei der Firma einzureichen. „Obwohl wir noch bis zum 31. August Zeit haben, ist schon eine Menge Material hereingekommen“, berichtet Klein. Er kündigt gleichzeitig an, den ausgewählten und eingesprochenen Beitrag mit einem Grill-Set zu prämieren.
Dabei ist der Geschäftsführende Mitgesellschafter selbst von der großen Resonanz der „Witzeschleife“ überrascht. „Dass es so viel öffentliche Aufmerksamkeit bekommt, hätte ich nicht erwartet“, gibt der gebürtige Wuppertaler zu. Er hat die Dimensionen seiner Innovation unterschätzt.
Dabei ist die Fröhlichkeit bei ihm und seinen Mitarbeitern nicht gespielt. Tatsächlich nimmt man dem Chef und seiner Belegschaft die positive Aura ab.
„Lachen und sich gegenseitig hochzunehmen gehört bei uns zur Unternehmenskultur“, betont Klein. Er zieht beispielsweise gerne seinen Vertriebsleiter Nathangel Alius mit dessen kleinen Schwächen auf. Im Gegenzug bekommt er von seinem Personal manchen Spruch über sein lichter werdendes Haar zu hören. „Das war schon immer so“, berichtet der Chef, der die Firma seit seinem 16. Lebensjahr von der Pike auf kennengelernt hat. Wir hatten einen Herrn Strauß“, berichtet er mit Verweis auf den Ordner, den er aus seinem Schrank herausholt. „Der hat immer aufgeschrieben, wer welche Versprecher oder Schreibkalauer hatte.“
Doch bei allem Spaß hat seine Idee für den Geschäftsmann auch einen ernsten Hintergedanken. „Natürlich haben wir alle Spaß und wollen diesen auch vermitteln. Aber wir müssen auch nach Zielen schauen. Schließlich sind wir kein eingetragener Verein und müssen Erträge machen und profitabel arbeiten“, sagt Klein.
Er betrachtet seine gewitzte Warteschleife lediglich als einen anderen Weg der Werbung. „Das passt genau in seine innovative Art“, sagt Ulrike Dikty von der Sprockhöveler Stadtmarketing lobend, dem Klein jahrelang vor stand. „Das ist im Moment ein Hype, der aber irgendwann vorbei ist“, sagt Klein. Er sieht die Witzeschleife übrigens nicht als dauerhafte Einrichtung und feilt schon an neuen Ideen.