Lehrer: Zeitverträge - Arbeitslos in die Ferien
Für einige Pädagogen mit Zeitverträgen beginnt heute die Arbeitslosigkeit, obwohl sie nach den Ferien einen neuen Vertrag erhalten.
Ennepe-Ruhr. Nicht jeder Lehrer im Ennepe-Ruhr-Kreis konnte gestern vergnügt in den Urlaub fahren oder sich auf eine stressfreie Zeit zu Hause freuen. Für einige Pädagogen beginnen die Sommerferien heute mit dem Gang zum Arbeitsamt. Arbeitslos für die Sommerferien - ein Schicksal, das eine Reihe Lehrer aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis trifft, obwohl sie nach den Sommerferien wieder beschäftigt werden, zum Teil an der gleichen Schule, in der gleichen Klasse. Vorbereitung auf den Unterricht wird vorausgesetzt.
"Wenn eine Zeitvertretung vor den Sommerferien endet und der Kollege tritt im neuen Schuljahr eine Vertretung für einen anderen Lehrer an, dann ist das nach Behördenlogik ein neuer Vorgang und schließt die Beschäftigung in den Sommerferien nicht ein", erklärt Matthias Dohmen, Sprecher der Kreisverwaltung diese Praxis. Man sei aber bestrebt, solche Härten durch die Personalplanung zu vermeiden, versichert er. Von den 50 bis 80 Lehrern mit Zeitverträgen, die es für Lehrer an Grund-, Haupt- und Förderschulen des Kreises bei insgesamt 611 Stellen gebe, würden nach Auskunft des Fachamtes über 90 Prozent auch in den Ferien weiterbezahlt.
Eine arbeitslose Lehrerin
Die übrigen müssen sich allerdings mit 60 Prozent ihres Lehrergehaltes als Arbeitslosengeld bescheiden. "Die üblichen Kosten laufen weiter, ich muss während der Ferien eine andere Arbeit annehmen", sagte eine Betroffene der WZ. Bei der Arbeitsagentur habe man ihr bereits geraten, arbeitsrechtlich dagegen vorzugehen, weil sie vorher fünf Jahre lang ununterbrochen an der gleichen Schule beschäftigt war. "Aber wer klagt schon gegen seinen Arbeitgeber, bei dem man weiterbeschäftigt werden möchte", so die Lehrkraft, die nicht genannt werden wollte. Außerdem habe sich ihr Vertrag zwischendurch geändert, sonst hätte sie schon Anspruch auf Festanstellung gehabt. Durch die Ferien entsteht nun wieder eine Vertragslücke.
"Meine Erfahrung ist, dass sich das Schulamt tatsächlich sehr bemüht, dass Lehrer mit Zeitvertrag auch während der Ferien nicht arbeitslos werden müssen," attestiert Birgit Reinhold-Becker, Leiterin der Grundschule Hobeuken, der Schwelmer Behörde. An ihrer Schule habe das in den vergangenen fünf Jahren stets funktioniert, obwohl immer wieder mit Vertretungen und Zeitverträgen gearbeitet werden musste. "Oft waren zu Ferienbeginn noch gar nicht alle Personalien für das neue Schuljahr geklärt, so Reinhold-Becker. Das sei zum Glück in diesem Jahr erstmals anders.
Gang und Gäbe Laut Akademikerservice der Arbeitsagentur Hagen sind Zeitverträge bei Lehrern heute Gang und Gäbe. Es rutsche kaum mehr ein Lehrer in eine Festanstellung hinein, ohne sich vorher über Zeitverträge hochgedient zu haben, so Agentursprecher Ulrich Brauer. Besondere Härte: Da die Verträge oft nur für das Schuljahr, also kein ganzes Jahr liefen, habe man nach dem ersten Vertrag noch nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Arbeitslos Die Zahl der nur für die Sommerferien arbeitslos gemeldeten Lehrer beziffert die Arbeitsagentur für alle Schulformen im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen auf 60 bis 80.