Lesung mit Liebe und Lachern
Einen gelungenen Mix aus Geschichten, Musik und Malerei gab es im Claudius-Haus.
Niedersprockhövel. Ein bisschen aufgeregt ist Stefan Melneczuk schon, als er am Samstag die Bühne betritt und das Mikro in die Hand nimmt: „Über eines kann ich mich heute sicher nicht beschweren — Einsamkeit“, sagt er fast ein bisschen verlegen.
Und das aus gutem Grund: Rund 50 Besucher waren dem Journalisten und Krimiautoren zur Lesung in das Matthias-Claudius-Haus am Perthesring gefolgt. Dort versprach er einen Mix aus unheimlichen Kurzgeschichten und lyrischen Gedanken. Eine Art „Best of“, wie Stefan Melneczuk selbst sagt.
„Es gibt Tage, da wünsche ich mir nichts sehnlicher, als ein Blatt Papier zu sein — mit schlichter Botschaft“, liest Melneczuk mit fester Stimme: „Eine hübsche Sekretärin gibt mich ins Faxgerät, sie schickt mich ans andere Ende der Welt — und vergewissert sich lächelnd, dass ich angekommen bin“, führt er fort. Unter den Zuhörern herrscht Stille.
Es sind Texte wie das „Telefax“ oder der „Anruf“, die an diesem Nachmittag große Botschaften knapp verpacken und den Zuhörer zum Nachdenken anregen. So geht es um Liebe und die Tiefen der menschlichen Seele. Dazu gehört — wie könnte es anders sein — auch die Einsamkeit.
„An dieser Stelle, meine Damen und Herren, handelt es sich nicht um reine Fiktion“, gibt der Autor der Lesung kurzerhand eine neue Richtung. Unter zahlreichen Lachern führt Melneczuk seine Zuhörer ins Parkhaus, in dem die Autoschranke zur echten Geduldsprobe und die Ruftaste am Parkscheinautomaten zum Tor in eine andere Welt werden. Ironie und Pathos quetschen sich zwischen die von Lokalkolorit gefärbten Zeilen dieser schrägen Lovestory.
Werke von Isa Zinkler schmücken die Wände Daneben Solistin Anna Christin Sayn und Eri Uchino (Piano), die der Lesung mit klassischen Titeln bekannter Komponisten eine musikalische Richtung geben. „Ein wirklich schöner Rahmen mit zum Teil höchst unterschiedlichen Geschichten“, lobte Besucherin Margit Steffen.
Neben Literatur und Musik gab es auch was fürs Auge: 24 Exponate der Sprockhöveler Künstlerin Isa Zinkler schmücken nach wie vor die Wände im Erdgeschoss. Darunter Landschaften, Portraits und heimatliche Motive. In Zusammenarbeit mit sechs Heimbewohnern des Matthias-Claudius-Hauses sind außerdem Arbeiten zum Thema Hände entstanden.
Beide Veranstaltungen (Ausstellung und Lesung) wurden vom Förderkreis Matthias-Claudius-Hauses unter der Leitung von Rita Gehner und Peter Rust initiiert. Ihm gehört Stefan Melneczuk seit 1996 an, nachdem er in den Jahren zuvor im Matthias-Claudius-Haus unter anderem auch in der Pflege gearbeitet hat — nach seinem Zivildienst im Hattinger Krankenhaus.