Messe: Teekur und Schokomassage für die Gesundheit
Der Gesundheits-und Erlebnistag gab einen Überblick über Wellness und alternative Medizin – mit teilweise exotischen Methoden.
Niedersprockhövel. Gesundheit soll kein Zufall sein, doch wer am Samstag das Angebot in der Glückauf-Halle studierte, sah die Lotterie nahen. Mehr als 20 Aussteller beim zweiten Sprockhöveler Gesundheits- und Erlebnistag widmeten sich "Mit Kneipp und Seele" diversen Heilverfahren abseits der Schulmedizin.
Mal wurden Tees und Klangschalen gerührt, dann wieder Hildegard von Bingen ins Gebet genommen oder Trimilin (Minitramp) gesprungen. Auf süß-sinnliche Höhen schwang sich die Schokoladenmassage, eine interkulturelle Begegnung zwischen aztekischer Kakaomasse, chinesischer Knettechnik und westlicher Seelenlast.
Wenngleich nur Ausschnitte aus dem gängigen Wellness- und Esoterik-Katalog präsentiert und Exoten wie die Vinotherapie schon wegen des Urheberschutzes verschwiegen wurden, stapften viele Besucher ratlos und verwirrt durch die Halle.
Tatsächlich ist es keine leichte Aufgabe, den passenden Schuh zu finden. Aber es bereitete Freude, einmal kostenlos nach Lust und Laune schnuppern zu dürfen: Vitalmassage, Osteopathie, Cranio Sacraltherapie - man ahnt ja schlichtweg nicht, wo all die kleinen Helfer lauern.
Wer dabei das Eingangsreferat verpasst hatte, konnte den Knoten der Verwirrung allemal schlechter lösen. Promi-Mediziner und Wahl-Sprockhöveler Dietrich Grönemeyer hatte in diesem Vortrag aufgezeigt, dass Schul- und alternative Medizin keinen Wettstreit um den kranken Kunden führen, sondern sich im Verbund zu neuer Größe aufschwingen sollten.
Ein wenig fahrig leitete er dabei mal zu diesem, mal zu jenem Aspekt, der ihm noch am Herzen lag, über: "Wir können nicht für den anderen da sein, wenn wir nicht zu ich auch du sagen." Dem folgte noch manch’ kluge Einsicht, vor allem die, dass der Gesundheitsbegriff selbst nur Ausdruck eines abwegigen Perfektionismusses ist.
Grönemeyers Fazit: Befreiung von der Last auf dem Weg von leicht zu schwer. Wer das so nicht versteht, dem ist zu helfen: Kein Zipperlein sollte mit der Chemiekeule erschlagen werden, bevor nicht die Angebote der Naturmedizin ausgereizt sind.
Mit solcher Erkenntnis waren die Schnupperangebote dann auch unbeschwerter zu genießen, wurden bei Brigitte Herzog Fußreflexzonen massiert oder bei Michael Schmidt Chakra-Persönlichkeiten getestet.
Das führte beim Selbsttest zu folgendem (medizinisch nicht abgesicherten) Befund: lädiertes Kreuzband, übersteigerter Geltungsdrang, entzündete Bauchspeicheldrüse und maßlose Intoleranz. Fazit, der Messe: In der neuen Medizin steckt Potenzial, aber man braucht ein feines Sieb, um die Spreu vom Weizen zu trennen.