Historischer Kohlewagen Sprockhövel: Von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit

Sprockhövel · Weihbischof Andreas Gessmann segnete den neu aufgestellten, historischen Kohlewagen auf der Kirchwiese von Sankt Josef.

Ronald Mayer und Milena Diana Mayer (12) vor der Lore.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Auf der Kirchwiese von Sankt Josef gibt es jetzt einen tollen Hingucker: Eine historische Lore, ein Kohlenwagen, ist ein weiterer Blickfang, der den Bogen von der Gegenwart zurück in die Geschichte der Region spannt: Sprockhövel steht in dem Ruf, die Wiege des Ruhrkohle-Bergbaus zu sein.

Mystisch wirkte die Zeremonie, bei der Weihbischof Andreas Gessmann jetzt nach einer Festmesse in der Kirche Sankt Josef die Lore segnete. Zwar war der Kirchenmann nicht eigens zur Segnung dieses Stückchens Geschichte nach Sprockhövel gekommen. Es traf sich aber gut, dass er im Rahmen seiner Visitation, die alle fünf Jahre stattfindet, auch dieser Spende von Mitgliedern der Haßlinghauser Familie Mayer den Segen erteilen konnte.

Über die Festmesse war die Dunkelheit schon längst hereingebrochen, aber große Strahler tauchten den stählernen, schwarz lackierten Wagen in gleißendes Licht, das die glänzende Oberfläche reflektierte. In historisch geschwungener Schrift war kunstvoll der ehemalige Einsatzort des Kohlenwagens in weißen Lettern zu lesen: „Prosper II“ steht auf seinen Flanken. Eine weiße Zeichnung auf schwarzem Grund zeigt skizzenhaft die Zechenkonstruktion. Der Bergmannsgruß „Glück auf!“ leuchtet ebenfalls weiß aus der Dunkelheit, und auch das Symbol des Bergbaus, die gekreuzten Werkzeuge Hammer und Schlegel, sind auf dem Förderwagen zu sehen.

Es sei nicht einfach, an solche Loren zu kommen, war aus der gut informierten Gästeschar zu hören, nur wenige gebe es noch für Liebhaber zu kaufen oder zu ersteigern. Dieses Glück hatte schließlich Ronald Mayer, Spross einer Ur-Sprockhöveler Familie. Gemeinsam mit seinen Geschwistern hat er die Lore aus dem Internet ersteigert. „Es gibt ja heute eigentlich in Sprockhövel gar nichts mehr, was aus der alten Bergbaugeschichte noch übrig geblieben ist. Es ist alles verschwunden oder zurückgebaut. Das ist aber ein wichtiger Teil in der Geschichte der Stadt und bedeutsam für die Identifikation der Menschen mit diesem Ort“, begründet Ronald Mayer die Idee, eine weitere Lore im Stadtgebiet aufzustellen. So stifteten die Geschwister Ronald und Matthias Mayer sowie Susanne Lenartz (geborene Mayer) jetzt den „Hund“, wie die Förderwagen in der Bergmannssprache heißen.

Ronald Mayer ist auch Denkmalschutzbeauftragter des Besucherbergwerks Erbstollen Stock und Scherenberg: „Es war nicht leicht, den Förderwagen zu finden, aber die Kameraden vom Verein haben mir geholfen“, freut er sich über das neue Zeichen der Erinnerung in Haßlinghausen.

„Der Neue“ befindet sich in bester Gesellschaft, denn auch im Ortskern von Herzkamp steht eine Lore, die wohl tatsächlich im Bergbaugebiet „Herzkämper Mulde“ im Einsatz war, wie ihre Aufschrift zeigt. Eine weitere stehe im Bereich der Mittelstraße etwa auf Höhe der Hausnummer 44, erläutert Mayer, und auch Niedersprockhövel hat seinen Kohlenwagen an der Kreuzung Bochumer Straße.

Gemeinsames Beten, Weihrauch und einige Spritzer Weihwasser gehörten zur Zeremonie der Segung des neuen „Hundes“, ehe die Anwesenden, unterstützt vom Gemeindechor, das Steigerlied anstimmten und den Wagen mit einem kräftigen „Glück auf!“ als neues Wahrzeichen willkommen hießen.