Saatgutbörse Mit Samen aus der Sprockhöveler Bücherei nachhaltig pflanzen

Sprockhövel · Die Vorbereitungen für die nächste Saatgutbörse laufen auf Hochtouren.

Anna Sichelschmidt und Maskottchen Schnecke Tilly präsentieren die Saatgutbox der Stadtbibliothek.

Foto: Anna Schwartz

Längst juckt den Hobbygärtnerinnen und -gärtnern der grüne Daumen. Lange müssen sie sich nicht mehr gedulden, denn in der Stadtbibliothek laufen die Vorbereitungen für die nächste Saatgutbörse auf Hochtouren.

Derzeit sitzt das Team von Büchereileiterin Ricarda Gärtner inmitten zahlloser kleiner hellgrauer Papiertütchen, die entweder mit einem Blumenmotiv oder mit der Abbildung von Gemüse wie Gurke, Zucchini oder Zwiebeln bedruckt sind. Die im Herbst 2024 von den Sprockhöveler Hobbygärtnern gespendeten, getrockneten Pflanzensamen, die diese nach der Blüte abgesammelt haben, gilt es, abzufüllen. Danach müssen die Tütchen auch noch beschriftet werden, damit den Kunden der Stadtbibliothek klar ist, was sie in der bevorstehenden Gartensaison in den heimischen Garten pflanzen.

„Die Idee wird sehr gut angenommen“, freut sich Ricarda Gärtner, wenngleich sie weiß, dass gerade der Start ins Projekt im Sommer 2024 nicht ganz einfach war. „Das Frühjahr war kalt, das Gartenjahr sehr nass, und die Schnecken waren eine Plage“, kennt sie die Ursache dafür, dass der Rücklauf an Samen nicht so umfangreich war, wie man sich das gewünscht hätte. Deshalb seien Blüte und Ernte im vergangenen Jahr spärlicher ausgefallen.

„Neues Jahr – neues Gärtnerglück“ lautet die Devise, und so stehen die ersten Samentütchen bereits sortiert in der Holzbox, aus der man sich seine Wahl zusammenstellen kann. Ein nettes Miteinander, ein gutes Geben und Nehmen, und natürlich der Aspekt der Nachhaltigkeit stecken in der Idee von der Saatgutbörse. „Es kommen viele Familien, die mit ihren Kindern auf dem Balkon oder im eigenen Garten ein bisschen Obst und Gemüse anbauen oder bienenfreundliche Blumen säen wollen“, beschreibt Ricarda Gärtner die größte Gruppe der Interessenten.

Die Idee hinter der Saatgutbibliothek: Wer nach der Blüte seiner Gartenzier- oder Nutzpflanzen etwas von den Samen trocknen und dem Projekt spendieren möchte, kann sich schon ab jetzt die passenden Tütchen in der Bücherei abholen. „Wir nehmen aber auch gerne ganz normale, beschriftete Briefumschläge. Aber das Saatgut sollte sortenrein beziehungsweise samenfest sein“, appelliert Gärtner an die Spender. Diese hat den Vorteil, dass die Hobbygärtner aus diesen Pflanzen immer wieder neue Folgegenerationen mit denselben Eigenschaften selbst züchten können.

Gekauftes Saatgut ist oftmals eine Hybrid-Züchtung, die als „Einwegpflanzen“ in den Folgejahren kaum noch keimen oder Ertrag bringen. Weil aber das Projekt Saatgutbibliothek auch unter dem Aspekt Nachhaltigkeit steht, ist es gegen diese Intention, hybrides Saatgut weiterzugeben.

Wichtig ist, die Tütchen
mit Saatgut zu beschriften

Wer sich in der Bücherei mit einer kleinen Auswahl an Saatgut versorgt, bekommt es kostenlos, allerdings sollte man dann im Herbst auch selbst Saatgut spenden. Noch sei es zu früh, den Samen im Freiland in die Erde zu bringen, habe sich das Bücherei-Team bei den Stadtgärtnern informiert. Es im Haus auf einer sonnigen Fensterbank vorzuziehen, sei aber durchaus schon möglich, weiß Ricarda Gärtner. Nach Mitte März könne es dann aber draußen losgehen, empfiehlt sie den kleinen und großen Hobbygärtnern.

Mit passender Literatur zum Thema Gärtnern oder mit Gestaltungstipps für eine tierfreundliche Umgebung im eigenen Garten hat das Bücherei-Team eine tolle „Naturabteilung“ passend zur Jahreszeit eingerichtet. Kleine und große Garten-Einsteiger finden hier ebenso Anleitungen und Tipps, wie es sie auch für schon erfahrenen Gartenliebhaber gibt.

Wichtig ist, dass die Tütchen mit Saatgut, die abgegeben werden, auch entsprechend beschriftet sind, weil im heimischen Garten durchaus auch giftige Pflanzen zu finden sind. Dazu gehören unter anderem der blaue und weiße Eisenhut, der Fingerhut, Goldregen und die Glyzinie. Auch Efeu, Farn, Maiglöckchen, Rhododendron, Rittersporn oder die Christrose gehören dazu. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass die Stadtbücherei lediglich Veranstalterin der Saatgutbibliothek ist und keine Haftung für getauschtes oder geschenktes Saatgut übernimmt.