Flüchtlingshilfe Miriam Venn hilft Neu-Sprockhövelern

Die 32-Jährige engagiert sich für Flüchtlinge. Mit einem Team aus 240 Ehrenamtlern bietet sie unter anderem Sprach- und Musikkurse an.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Sprockhövel. Beschäftigt ist Flüchtlingshelferin Miriam Venn eigentlich immer. Gleich nach dem Interview in ihrer Haßlinghauser Wohnung fährt die 32-Jährige zum Dienst in die Kleiderkammer in der Wuppertaler Straße. Schon jetzt steht in ihrem heimischen Büro das Telefon nicht still. Und sie möchte niemanden abwimmeln. „Hallo? Jo, sach“, sagt sie in den Hörer.

Zurück auf der Wohnzimmercouch, erklärt sie warum. „Das ist mir ganz wichtig, dass die Ehrenamtlichen wissen, dass ich hinter ihnen stehe. Wenn es drauf ankommt, auch vor ihnen.“ Nachdem Venn an ihrem Tee genippt und ein paar Fragen beantwortet hat, klingelt es an der Tür. Flüchtlingspatin Katja Kischkat schaut kurz vorbei, um zwei Deutschbücher abzuholen. Stoff genug für den 28 Jahre alten Flüchtling, dem Kischkat in der Artothek Haßlinghausen Einzelunterricht gibt.

„Stress pur“, könnten da viele denken. Doch Venns Engagement hat seit dem Gründungstreffen der Flüchtlingshilfe Sprockhövel im März nicht nachgelassen. Im Gegenteil. „Wir haben mit Sprachkursen und der Kleiderkammer angefangen und das Angebot Schritt für Schritt erweitert.“

Inzwischen bieten 240 ehrenamtliche Helfer Tanz- und Musikkurse sowie Vereinssport an. Venn lächelt. „Ich bin auch ganz stolz, dass wir es endlich geschafft haben, Flüchtlingen ein Praktikum zu vermitteln. Es kommt darauf an, dass sie im Berufsleben ankommen und nicht außen vor bleiben.“

Die Motivation, sich für Flüchtlinge einzusetzen, hat verschiedene Ursachen. Ein Grund mag Venns Herkunft sein. Sie kam in Korea zur Welt und wuchs als Adoptivkind in Haßlinghausen auf. Im Gespräch macht sie den prägenden Einfluss ihrer deutschen Eltern deutlich. Deren Tierliebe hätten sie ihr mitgegeben, sagt die Katzenbesitzerin und bekennende Vegetarierin.

Daraus sei mit der Zeit mehr geworden. Die Bereitschaft, sich für Schwächere einzusetzen. „So nach dem Motto: Das geht so nicht, da muss ich was machen.“

Ein weiterer Motivationsfaktor ist sicherlich, dass ihr Freund Lasse Lemm (29) sich ebenfalls als Flüchtlingshelfer engagiert. Zum Beispiel beim Dienst in der Kleiderkammer. „Wir sind — wenn es drauf ankommt — die Ersten, die aufmachen und die Letzten, die gehen.“

Entscheidend ist aber, dass Miriam Venns Arbeit geschätzt wird. „Als Flüchtlingshelferin hatte ich nur zweimal in der ganzen Zeit negative Kontakte. Ich will für alle ein offenes Ohr haben — für Flüchtlinge und für Einheimische.“

Miriam Venn ist immer beschäftigt, seit sie sich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Foto: Stefan Fries