Nachtschlag: Ein Sommernachtstraum
Tausende flanierten beim Mitternachts-Shopping über die Mittelstraße. Die Organisation wird immer besser.
Haßlinghausen. Mittelstraße, Samstag, 20.30Uhr. Kühle 18Grad - und doch herrscht fast mediterrane Stimmung. Vor dem Büro der Provinzial-Versicherung tanzen Square-Dancer auf der Straße. "Volare" dröhnt es aus den Boxen vor der Gaststätte "Zum Amtshaus", und so mancher breitet wie zum Fliegen die Arme aus. Vor dem Friseurladen Werner Didier bestaunen Groß und Klein Feuerschlucker-Clown Peppo. Bei der DLRG knirscht echter Sand unter den Sohlen, räkeln sich zur "Beachparty" junge Leute in den Liegestühlen. In den Geschäften und an den Getränkeständen herrscht Hochbetrieb.
Genau so haben sich die Organisationen des Werberings ihren Nach(t)schlag vorgestellt. Die dritte Auflage des Nightlife-Shoppings kann es trotz der kühleren Temperaturen locker mit ihren Vorgängern aufnehmen. Einige tausend Besucher flanieren über die Mittelstraße, wo gut verteilt eine Attraktion nach der anderen wartet.
"Ich hab’ fast stündlich in die Wetteraussichten geschaut", bekennt Werberingchef Wolfgang Weiß, dem ein Stein vom Herzen gefallen ist, als es trocken blieb. "Nach(t)schlag-Wetter" nennt er das, ist sichtlich stolz, dass alle Aktionen immer besser aufeinander abgestimmt sind.
Auch die Straßensperrung klappt reibungslos. "Letztes Jahr gab es noch einige nörgelnde Anwohner, die durch wollten. Diesmal Jahr kam niemand", sagt Gerd Hesse, Leiter der Sparkassenfiliale Haßlinghausen. In gelber Leuchtweste fungiert er selbst als Posten. Nachher wird er das Feuerwerk auf der Sparkasse entzünden, das um 22Uhr auch an zwei weiteren Stellen der Mittelstraße aufflammt. "Darauf freue ich mich schon den ganzen Sommer", versichert er.
"Die Haßlinghauser haben sich offenbar auch schon den ganzen Sommer auf den Nach(t)schlag gefreut. "Endlich ist hier mal was los. Wir haben zweieinhalb Stunden für einen Durchgang gebraucht, weil man überall Bekannte trifft", erzählen Sarah Scholz-Latino (18) und Katharina Gräfke (19), die bei einem Cocktail eine Pause einlegen. Viele sind auch aus anderen Ortsteilen und Städten gekommen. In den Geschäften wird nicht nur geschaut.
"Die kühle Witterung passt gut zur Herbstkollektion", sagt Modeverkäuferin Marion Weustermann, die schon die ersten Schals verkauft hat.
Andere verwöhnen ihre Kunden mit Köstlichkeiten. Bei Einrichtungsspezialist Christian Gimbel gibt es gratis spanisches Gebäck, Blumenhändler Thomas Zappe bruzzelt Gambas in der Pfanne, Spezialitätenhändler Domenico Passarelli hat ein großes Zelt aufgebaut. Manchmal tut es aber auch ein Tisch. "Ich bin total überrascht, wie gut das läuft", sagt Christina Korte, die vor dem ehemaligen Gogärtchen im Vorgriff auf die Neueröffnung eines neues Bistros schon einmal Barkeeperin spielt. Die Caipirinha ist schon um 23Uhr aus, an den Händen hat sie Blasen von Eisstampfen und wundert sich, wie viele Menschen immer noch auf der Straße sind. Nebenan vor der Bären-Apotheke, wo die "Flotten Locken" Philipp Kersting und Henning Leise Elvis genauso mitreißend intonieren wie Udo Jürgens, knubbeln sich trotz Kühle die Zuhörer. Die Apotheke selbst hat Inhaber Bernd Hölkeskamp diesmal nicht aufgemacht, sich mit der Musik aber "selbstverständlich" beteiligt: "Was hier Tolles auf die Beine gestellt wird, muss man einfach unterstützen."