Neue Broschüre für Wanderfans in Niedersprockhövel
Eine Broschüre stellt die knapp sechs Kilometer lange Route vor.
Niedersprockhövel. 98 Seiten stark ist die Broschüre und heißt „Niedersprockhövel zu Fuß“. Sie wurde jetzt im Stadtarchiv vorgestellt, und wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Wanderung — nebst Wanderkarte für den insgesamt 5,7 Kilometer langen Fußweg.
Niedersprockhövel wurde von der Autorin Karin Hockamp (Stadtarchiv und Lokale Agenda 21 Sprockhövel) ausgewählt, weil dieser Ortsteil die wenigsten Steigungen aufweist.
Die Initiative dafür ging von Helmut Hüppop aus, der gleichermaßen bei den beiden Herausgebern, der Lokalen Agenda und der TSG Sprockhövel engagiert ist. Das passten Themane wie „Älter werden im Quartier“, ein Projekt des Landessportbundes, die Aktion der TSG Sprockhövel „Sport mit Älteren - Wandern mit und ohne Rollator“ bestens zum anspruchsvollen Sprockhöveler Freizeitangebot, nämlich den kulturhistorischen Wanderwegen.
Mit Hilfe der Sparkassenstiftung, die bei der Vorstellung durch Daniel Rasche vertreten war, konnten Lokale Agenda 21 und die TSG nun eine Wanderkarte mit begleitender Broschüre erstellen, zu der Karin Hockamp einen unterhaltsamen „Reiseführer“ zusammengestellt hat.
57 Objekte zwischen Gedulderweg und Glückaufhalle werden vorgestellt und in eine kleine Heimatgeschichte eingebettet. „Für Neubürger zum Lernen, für die Alteingesessenen zum Erinnern“ umreißt Michael Ebel von der Lokalen Agenda den Inhalt des reich bebilderten Büchleins, das aussagt, das im elften Jahrhundert erstmals eine Siedlung mit dem Namen „spurchuuele“ erwähnt wird. Das bedeutet, dass in dem kleinen Flecken Reisholz gesammelt und gebrochen wurde.
Spuren mittelalterlichen Lebens sucht man im Stadtgebiet allerdings vergebens. Sprockhövels Keimzelle war das „Unterdorf“ zwischen Kirche und Bochumer Straße, die sich dann auch zum Mittelpunkt des Kirchspiels entwickelte.
Als eigene Bauernschaft ist Niedersprockhövel erst im 17. Jahrhundert aktenkundig. Zu Existenzgrundlagen entwickelten sich Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung und natürlich der Steinkohlebergbau.
Bedeutender als der Kohleabbau war im alten Sprockhövel die Kleineisenfabrikation, die sich zum Exportschlager entwickelte. Die Altvorderen dieses Erwerbszweiges, tüchtige Unternehmer, werden in Karin Hockamps Texten ebenso vorgestellt wie die jeweiligen Ortsvorsteher und Bürgermeister, die schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeiten, und der interessierte Leser erfährt, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts auch Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Waldecker Land gab, die hier auf eine auskömmliche Existenz hofften.
In die Ferne schweifen, nämlich in die USA auswandern, war den Sprockhövelern jedoch fremd. Prägnante Punkte in der Sprockhöveler Historie sind ebenso aufgeführt wie die Geschichte der einzelnen Stationen der Wanderung durch den Ortsteil, wobei die Zeche Alte Haase natürlich ebenso wenig fehlen darf wie der Malakowturm, die berüchtigte Kneipenmeile auf der die Sprockhöveler Kumpels den Kohlenstaub herunterspülten, aber auch Erbauliches wie die Zwiebelturmkirche im Ortskern, das Bürgerhaus oder die ehemalige Pfarrschule.
Sehenswürdigkeiten auf einer kurzweiligen Wanderung, die auch mühelos mit dem Rollator bewältigt werden kann. Wie sagte doch Michael Ebel so treffend? „Der Rollator ist das Fortbewegungsmittel der Zukunft.“