Plötzlich war das Loch da

In Herzkamp hat sich die Erde aufgetan. Ursache ist wohl ein altes Flöz. 110 Tonnen Beton wurden verfüllt — geschlossen ist die Öffnung noch nicht.

Herzkamp. Auf einmal war es da. Das Loch. Vor gut zwei Wochen hatte Birgit Wilk abends nur eine schief stehende Pflanze vor ihrem Haus entdeckt und sich nicht viel dabei gedacht. „Am nächsten Morgen waren dann sechs Kubikmeter Erde plötzlich verschwunden“, erinnert sich die Herzkamperin, die an der Straße Egen wohnt.

Eine Plane verdeckt jetzt die Öffnung, in der noch eine Gießkanne auszumachen ist. Den Pflanzkübel hatte Wilk noch in Sicherheit gebracht.

Der genaue Grund für den Tagesbruch ist noch nicht bekannt. Das Bergamt Dortmund kümmert sich darum. Zunächst wurde gebohrt, seit Freitag vergangener Woche pumpt eine Spezialfirma über einen Zugang auf der anderen Straße Beton in den vermutlich Jahrhunderte alten Schacht. Rund 110 Tonnen sollen es bis gestern schon gewesen sein — aufgefüllt ist das Loch allerdings noch nicht.

„Über die Grube gibt es keine Aufzeichnungen“, sagt Christoph Söbbeler, Pressesprecher der für das Bergamt zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. „Es muss allerdings ein tagesnaher Abbau gewesen sein.“

Eine Vermutung sei, dass in einem alten Stollen Säulen aus Gestein oder Kohle, die möglicherweise vor Jahrhunderten für Stabilität sorgen sollten, zusammengebrochen sind. Weitere Untersuchungen liefen derzeit, so Söbbeler. Auf einer Bergbaukarte aus dem Jahr 1780 ist in dem betreffenden Gebiet auf jeden Fall ein Flöz eingezeichnet.

Birgit Wilk macht sich momentan allerdings keine Sorgen. „Am Haus gibt es bisher keine Risse oder andere offensichtliche Schäden.“ Statiker waren bereits vor Ort. Dass praktisch unter ihrer Haustür einst Bergbau betrieben wurde, war ihr allerdings neu. „Wir wohnen jetzt seit den 1980er Jahren hier, aber das wusste ich nicht.“

Sie fürchtet höchstens Einbußen für ihre Praxis für Psychotherapie, falls die Straße doch noch gesperrt werden sollte. Danach sieht es nicht aus. Nur das Hochsilo, aus dem der Beton in die Grube gepumpt wird, fällt weithin auf.

Ihr Nachbar Rüdiger Putzmann sieht die Angelegenheit dagegen ernster. „Die pumpen und pumpen da Beton rein, und keiner weiß, wo der bleibt.“ Dass Sprockhövel die Wiege des Bergbaus ist, sei bekannt, ebenso die Lage der Flöze. „Muss, bevor an solchen Stellen gebaut wird, nicht so etwas geprüft werden?“, fragt Putzmann. Er habe an seinem Haus schon früher Schäden festgestellt und vermutet einen Zusammenhang.