Radweg: So klappt’s mit dem Naturschutz
In Gräben und auf Trockenwiesen haben zahlreiche Tiere ihre Rückzugsräume. Die Stadt pflegt die Biotope planmäßig.
Sprockhövel. Bei den Bemühungen von Wuppertal-Bewegung und Regionalverband Ruhrgebiet (RVR), den Tunnel Schee für den Radverkehr zu öffnen, droht der Arten- und Naturschutz derzeit zum schwerwiegenden Hemmnis zu werden. Läßt sich beides auch im Hinblick das Fledermausvorkommen vereinbaren? Und unter welchen Umständen? Das sind die Fragen, mit denen sich die Landschaftsbehörden aktuell auseinanderzusetzen.
Als Beispiel dafür, dass Naturschutz und Naherholung vereinbar sind, hat sich derweil der Radweg auf der alten Bahntrasse zwischen Schee und Hiddinghausen entwickelt. Um 2002 die Befreiung vom Landschaftsschutz für den Bau zu erhalten, war es Voraussetzung, Biotope anzulegen, um für Tiere, die vorher auf der verwilderten Trasse ein Refugium gefunden hatten (entdeckt wurde etwa die geschützte Zauneidechse) einen Ausgleich zu schaffen.
Wasser führende Gräben wurden angelegt, Schotterflächen als Sonnenplätze für Eidechsen geschaffen und besonders schützenswerte Bereiche wie der Steinbruch in Höhe Weuste eingezäunt.
Für die Pflege wie für die Unterhaltung des Radwegs insgesamt ist seit drei Jahren der städtische Bauhof zuständig. Sonnenplätze sind eben nur sonnig, wenn das Gras nicht zu hoch steht und ein verstopfter ebenso so wie ein ausgetrockneter Graben erfüllt nicht seinen Zweck für Amphibien.
"Wir werden immer wieder von Spaziergängern angesprochen, ob wir nichts Besseres zu tun haben als hier zu mähen, Gräben ausharken und anzustauen oder Holzhaufen aufzuschichten. Aber wenn wir über die Hintergründe berichten, sind alle ganz angetan", sagt Markus Gronemeyer, der für den Bauhof die Biotope betreut.
Mehrmals im Jahr macht er dafür einen "Durchgang". "Als ich vor drei Jahren damit begann, war ich ja selbst skeptisch, aber inzwischen bin ich völlig überzeugt von der Notwendigkeit und vom Erfolg", sagt Gronemeyer.
Was da etwa an Fröschen, Lurchen und Kröten zum Vorschein gekommen sei, als man Anfang des Jahres die Gräben wieder einmal saubergemacht habe, sei phänomenal. Auch sehr viel Laich hab man gefunden, ihn natürlich unangetastet gelassen. Zu seinen schönsten Entdeckungen überhaupt zählt er Feuersalamander.
Überwacht wird die Einhaltung des so genannten landschaftspflegerischen Begleitplans durch das Landschaftsbüro "Ökoplan". "Die kommen aber nicht mehr jedes Jahr, weil sie mit unserer bisherigen Arbeit sehr zufrieden sind", sagt Christian Zittlau, Projektleiter Radweg beim Bauhof ein wenig stolz.
"Man muss natürlich klar sagen, dass das für uns zusätzliche Arbeit ist, aber die ökologischen Erfolge sprechen für sich, so Zittlau. Denen sei es wohl auch zu verdanken, dass die Genehmigungsverfahren für weiter Radwegeabschnitte Richtung Ruhr unkomplizierter abliefen.