Demografischer Wandel Stadt zieht Lehren aus Sozialbericht
Sprockhövel. · In Sprockhövel leben überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Das wirkt sich auch auf den Bedarf an Pflegeplätzen aus.
Eine Analyse liefert noch keine Lösungsansätze. Gleichwohl ist der jetzt vom Ennepe-Ruhr-Kreis vorgelegte erste Sozialbericht für den gesamten Kreis auch für die Verantwortlichen im Sprockhöveler Rathaus eine wichtige Arbeitsgrundlage. Der Sozialbericht sei ein „erster Schritt“, um mögliche Bedarfe etwa im Bereich der Pflege zu erkennen, sagte Evelyn Müller, Leiterin des Geschäftsbereichs II der Stadtverwaltung, zu dem auch der Fachbereich Soziales, Integration, Senioren zählt. Vor allem im Bereich des demografischen Wandels – also der älter werdenden Gesellschaft – liefert der Bericht wichtige Informationen zu den Stadtteilen. „Der Bericht ermöglicht einen differenzierten Blick auf die verschiedenen Quartiere“, unterstrich Müller.
Über das Einwohnermeldeamt hatte die Stadtverwaltung die Informationen an die Kreisverwaltung geleitet. Zur Erhebung der Altersstruktur in der etwa 25 000 Einwohner zählenden Stadt wurde die Kommune in zehn Quartiere unterschiedlicher Größe geteilt. Dass in Sprockhövel dabei überwiegend „ältere Semester“ wohnen und leben, macht ein Vergleich des Jugend- mit dem Altenquotienten deutlich: Während der Jugendquotient – also der Anteil der Wohnbevölkerung unter 20 Jahren – bei 28,8 Prozent liegt, beträgt der Altenquotient – also der Anteil der Wohnbevölkerung ab 65 Jahren und älter – bei 40,4 Prozent.
In Niedersprockhövel wohnen noch viele junge Familien
Eine Besonderheit weist dabei der Stadtteil Niedersprockhövel auf – dort leben sowohl überdurchschnittlich viele junge wie überdurchschnittlich viele alte Menschen. So liegt der Jugendquotient in dem nördlichen Stadtteil bei 33,1 Prozent, der Altenquotient beträgt 48,1 Prozent. In Niedersprockhövel mache sich bemerkbar, dass dort viele junge Familien mit Kindern hingezogen seien, erklärte Müller. Zugleich findet sich dort auch eines von zwei Altenheimen – das Matthias-Claudius-Haus mit 80 Plätzen.
Ein Problem, das unter anderem die Städte an der B7-Achse östlich von Wuppertal haben, kennt Sprockhövel dagegen kaum: Es leben dort nur wenige Menschen, die auf soziale Transferleistungen – also vor allem „Hartz IV“ – angewiesen sind. Das hänge damit zusammen, dass in der Stadt viele Besitzer von Wohneigentum lebten, betonte die Geschäftsbereichsleiterin. Problematisch scheint dagegen die Tatsache, dass in Sprockhövel im Vergleich zu den umliegenden Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises die Geburtenzahlen seit Jahren stagnieren. Auf einer der nächsten Sitzung des städtischen Ausschusses für Soziales, Integration und Demografie soll der Sozialbericht nun vorgestellt und beraten werden. Müller hofft, den Bericht in Absprache mit einem Vertreter oder einer Vertreterin der Kreisverwaltung bis spätestens September in dem Gremium vorstellen zu können.
Der 85 Seiten starke Sozialbericht, der zahlreiche Grafiken, Diagramme und Karten umfasst, liefert den neun kreisangehörigen Städten und der Kreisverwaltung Informationen zu wichtigen Themen wie Armut, Familie, Mobilität oder Überalterung. Mit dem Bericht könnten „Diskussionen über Problemlagen, Vorhaben vor Ort und insbesondere gute Ideen mit harten Fakten“ unterfüttert werden, lobte Landrat Olaf Schade (SPD) in seinem Vorwort zu der Publikation. Der Bericht soll den Angaben zufolge der „erste Schritt in eine künftige Sozialberichterstattung“ sein. Der Kreis plant nun, alle zwei Jahre einen solchen Bericht zu konzipieren. Dabei sollen auch spezielle Schwerpunktthemen aufgegriffen werden.