Autor Sprockhöveler Frauenarzt veröffentlicht Krimi
Hasslinghausen. · In Hans W. Cramers neuem Roman „Mord am Borsigplatz“ nimmt er die Leser wieder mit nach Dortmund.
Fragt man Hans W. Cramer, wie man als Frauenarzt zum Schreiben kommt, überlegt er nicht lange. Die Frage sei falsch herum gestellt, sagt er dann. Denn erst war das Schreiben, dann der Arztberuf. 2013 hat der Sprockhöveler seinen ersten Krimi veröffentlicht. Im Juli ist der vierte erschienen – und weitere sind schon in Planung.
Hans W. Cramer ist 1962 in Gummersbach geboren. Schon seit seiner Jugend war das Schreiben seine Leidenschaft – angefangen mit Kurzgeschichten und Gedichten, wollte er das Hobby nach dem Abitur zum Beruf machen. „Aber mein Vater hat mir den Zahn gezogen“, sagt er. Zu unsicher sei die Zukunft als freier Schriftsteller. Stattdessen studierte Cramer Medizin, arbeitet seit 1992 in seiner Frauenarztpraxis in Haßlinghausen. Ein Freund, der bei einem Verlag arbeitete, ermutigte ihn dann, es doch noch einmal mit dem Schreiben zu versuchen. Und heute macht er beides.
Obwohl unter der Woche, neben dem Beruf, wenig Zeit fürs Schreiben bleibt. Das lege er eher aufs Wochenende. Ein oder zwei Mal im Jahr gehe es außerdem in ein kleines Häuschen eines Freundes in Griechenland. „Dort sitze ich dann unter einem Olivenbaum und schreibe von morgens bis abends“, sagt Cramer. Das gehe dann zehn bis vierzehn Tage so.
Nun legt er also seinen vierten Roman vor. Und auch „Mord am Borsigplatz“ zieht die Leser wieder nach Dortmund – zum für die Fans seiner Bücher schon bekannten Ermittler-Trio. Obwohl: Ermittler sind die eigentlich nicht. Sondern Privatpersonen, die sich auf die Spuren von Verbrechen und verzwickten Familiengeschichten machen. Diesmal gilt es, einen Freund von einem unberechtigten Verdacht zu entlasten. Nach dem brutalen Mord an einem einflussreichen und nicht ganz unumstrittenen Autohaus-Chef, gerät der Kollege von einem der drei Protagonisten in den Fokus der Ermittler – dabei kann der es doch gar nicht gewesen sein.
Bei seinen Geschichten sind es immer die Fälle, die ihren Ursprung schon in der Vergangenheit haben, die Hans W. Cramer reizen. Nach einfachen Eifersuchtsdramen oder Geldgier-Morden sucht man bei ihm vergeblich. „Mich faszinieren Geschichten, die ganz viel früher angefangen haben, als es zuerst scheint“, sagt der Autor. Da gibt es vielleicht ein Ereignis in der Vergangenheit, das bis heute seine Folgen nach sich zieht. Entsprechend gibt es auch im aktuellen Buch viele Sprünge in die Vergangenheit – diesmal in die 70er Jahre.
Lokales aus Sprockhövel hält der Autor aus den Geschichten raus
Dass die Geschichten in Dortmund spielen, hat mit Cramers eigenem Lebensweg zu tun: Dort absolvierte er seine Facharztausbildung. Im Viertel der Protagonisten hat er in dieser Zeit selbst gewohnt, die Ecken sind ihm vertraut. Dass auch eine gute Portion Lokalkolorit durchkommt, das ist ihm auch wichtig – bekannte Kneipen oder Veranstaltungen wie etwa das Dortmunder Feinschmecker-Festival fließen in die Erzählung mit ein.
Und auch die Ideen für die Handlung begegnen Hans W. Cramer in seinem alltäglichen Leben. Vielleicht ein Zeitungsartikel hier, eine Nachricht im Radio dort – „Ich habe mittlerweile eine beachtliche Sammlung an Ideen“, sagt er. Auf die greife er gerne zurück, wenn er nach Inspiration sucht.
In Haßlinghausen ist er mit seinen Romanen bereits bekannt und beliebt. „Ich glaube, viele schätzen, dass es bei mir nicht so blutrünstig wird“, sagt er. Dagegen spiele die psychologische Komponente eine größere Rolle in seinen Romanen.
Doch auch wenn er nun schon so lange in Sprockhövel lebt und arbeitet – die Eindrücke aus seinem Wohnort will er nicht in einen Roman einfließen lassen. „Das ist zu gefährlich. Es ist viel zu leicht, da jemandem auf die Füße zu treten“, sagt er.
Doch in Dortmund müsse die Handlung auch nicht immer bleiben. Beim nächsten Roman, der schon angefangen auf seinem Schreibtisch liegt, gehe es ins Münsterland – und im Rückblick immer wieder in die Zeit des Nationalsozialismus zurück.