Imker Bis zu 40 Kilo Honig im Jahr

Sprockhövel · Die Imker rund um Ralf Holzapfel kümmern sich um 330 Bienenvölker. Der bisher meist kalte Mai sagt den Bienen nicht besonders zu. Das hat Folgen für die Honigernte.

 Bienenzüchter   Marko golub  Karl-heinz pukropski Jürgen Brinkmann  Benjamin pieper  Ralf Holzapfel  Urheberrechte und Copyright : Stefan Fries

Bienenzüchter Marko golub Karl-heinz pukropski Jürgen Brinkmann Benjamin pieper Ralf Holzapfel Urheberrechte und Copyright : Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Dieser grün angestrichene November, der sich bis zum Sonntag mit Temperaturen im einstelligen Bereich kaum als Mai zu erkennen gab, lässt auch den buchstäblichen Fleiß der Bienen erlahmen. „Da bleiben sie lieber im 33 bis 35 Grad warmen Stock“, erklärt Ralf Holzapfel, der Vorsitzende des 1903 gegründeten Sprockhöveler Imkervereins und schaut auf seine 15 Bienenstöcke unterhalb des Bildungszentrums der IG Metall in der Otto-Brenner-Straße, wo Holzapfel als Küchenchef tätig ist.

„Heute Morgen dichtes Schneetreiben, Regen und Kälte, das ist nichts für die Bienen. Die kommen erst ab zehn Grad vor das Flugloch, und dieses Wetter macht sie eher aggressiv“, erklärt er am Freitag das Fehlen von Summen und Schwirren vor den Stöcken, die durch Windschutzzäune geschützt sind. Diese sollen auch Besucher davon abhalten, zu nahe an die Behausungen der für die Natur so wichtigen Fluginsekten zu kommen. „Die kaum vorhandenen Möglichkeiten, Nektar zu sammeln, werden die Frühtracht verteuern“, prophezeit der Hobby-Imker, der seine Stöcke in Süd-Süd-Ost-Richtung aufgestellt hat, eine mäßige Honig-Früh-Saison.

„Die Tiere finden hier normalerweise ideale Verhältnisse vor. Blühende Kirschbäume, Linde, Weide, Löwenzahn und ringsum viel Wald“, zeigt Holzapfel auf die Umgebung, die für ihn die Voraussetzung für eine Honigernte von 30 bis 40 Kilogramm pro Jahr sind. Doch bis es soweit ist, ist viel Bienenfleiß und eine Menge Arbeit für die 53 Sprockhöveler Imker im Verein mit ihren 330 Bienenvölkern erforderlich.

„Wenn wir rund sechs Euro pro Glas nehmen, dann deckt das in etwa die Selbstkosten. Reich kann man davon nicht werden“, spricht er auch für seine Kollegen, die eine gute Altersstruktur („Allerdings fehlt uns der junge Nachwuchs“) mit einem Durchschnitt von rund 50 Jahren aufweisen. „Ich habe zusammen mit unserem Vereinskameraden Jürgen Brinkmann kürzlich vier Königinnen für insgesamt 300 Euro gekauft“, berichtet er. Die Königin ist das einzige geschlechtsreife weibliche Tier im Volk, wird von Ammen mit Gelee royale großgezogen und produziert in der Spitze etwa Ende Mai bis zu 2000 Eier am Tag und damit mehr als ihr eigenes Körpergewicht. Sie besitzt auch einen Stachel, den sie allerdings nur nach dem Schlüpfen benutzt, um eventuell eine Konkurrenz-Königinnen vor deren Schlüpfen zu töten. „Die werden durch Huptöne gelockt“, werden uns die Dramen im Bienenstock geschildert.

Arbeiterbienen bringen die toten Bienen aus dem Stock

Die Bienen, die beim Sammeln von Nektar die Pflanzen bestäuben, erwartet nach dem Schlüpfen ein kurzes aber arbeitsreiches Leben von rund sechs Wochen. Und wenn sie dann ihr Leben ausgehaucht haben, dann werden sie durch einen stock-eigenen „Bestattungsdienst“ entsorgt: Die Arbeitsbiene nimmt ihre verschiedene Kollegin dann huckepack und legt sie irgendwo in der Natur ab.

Aber auch sonst gibt es für die Bienen ausreichend Gelegenheit, ein (vorzeitiges) Ende zu finden. „Wespen und Ameisen räubern gern Stöcke aus und Vögel fressen Bienen“, berichtet Benjamin Pieper (40), der stellvertretende Vereinsvorsitzende. Karl-Heinz Pukropski, der 15 Völker in Schee, Nieder- und Obersprockhövel unterhält, ergänzt: „Der schlimmste Feind ist die Varoa-Milbe, die als Parasit die Larven von Drohnen und Arbeiterinnen zerstört oder so schädigt, dass nur noch geschädigte Tiere schlüpfen. Das erfordert eine intensive Behandlung, je nach Befall.“

Bienen sammeln Nektar, bestäuben die Pflanzen und sind ein unerlässlicher Faktor im Gleichgewicht der Natur, aber sie haben auch die Eigenschaft, zu stechen, wenn sie sich in Gefahr fühlen. Und, dass man die Waben zur Herstellung von Honig entnimmt, empfinden die sympathischen Insekten auch als unangemessene Störung, weshalb Imker sich bei der Wabenentnahme schützen. „Das geschieht durch Mundschutz und Kopfbedeckung, aber auch durch Einsatz des Smokers, in dem eine Hanfmischung zusammen mit gebrauchten Eierkartons verbrannt wird“, verrät Ralf Holzapfel sein Rezept gegen „Bienenstich“. „Wenn der Rauch vor die Flugöffnung weht, dann beruhigt das die Bienen.“

Ihm, wie auch seinen Kollegen ist die Liebe zu den Honigproduzenten anzusehen. „Ich habe als Küchenchef im Rossini in der Stadthalle in Wuppertal und hier im IGM-Bildungszentrum immer nur Produkte aus der Natur geliefert bekommen. Da wollte ich einmal etwas zurückgeben, und da kam das Angebot meines Freundes Frank Buschmann, hier mitzumachen, gerade recht“, erzählt Holzapfel. „Es wäre schön, wenn sich auch junge Menschen für die Imkerei interessieren würden.“