Sprockhövelerbach wird von Beton befreit

An der Bachstraße stellt die Stadt in einem ersten Abschnitt das natürliche Bachbett wieder her.

Niedersprockhövel. Angelika Berkermann kann sich noch an die Zeit erinnern, als der Sprockhöveler Bach an der Bachstraße ein natürliches Bett hatte. "Anfang der 70er Jahre muss das gewesen sein", sagt sie und freut sich darauf, dass der ursprüngliche Zustand bald wieder hergestellt sein wird. Hinter ihrem Haus sind derzeit Arbeiter damit beschäftigt, mit schwerem Gerät die mehr als ein Meter hohen Betonschalen zu beseitigen, in die der Bachlauf im Ortsdurchfluss von Niedersprockhövel vielfach eingezwängt wurde. Damals ein Schutz vor Überschwemmungen, sind sie seit Ende der 90er Jahre, als das Hochwasserrückhaltebecken an der Hiddinghauser Straße gebaut wurde, nur noch überflüssig gewordene Hässlichkeit.

Doch um optische Aspekte geht es bei den Renaturierungsmaßnahmen, mit denen die Stadt jetzt am Sprockhöveler Bach begonnen hat, höchstens in zweiter Linie. Die europäische Rahmenwasserrichtlinie verpflichtet alle Städte, Fluss- und Bachläufe bis 2015 (Verlängerungsoption bis 2027) in einen "guten ökologischen Zustand" zu versetzen und gute Lebensbedingungen für Fische, Kleinlebewesen und Pflanzen zu schaffen. Wie das beim Sprockhöveler Bach aussehen könnte, dafür hat der Ruhrverband für die Städte Hattingen und Sprockhövel ein Gesamtkonzept erarbeitet.

In Sprockhövel ist der etwa ein Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Hochwasserrückhaltebecken und dem Regenklärbecken Alte Haase betroffen. "Die chemische Qualität des Wassers ist inzwischen gut, das bestätigt uns in unserem Entwässerungs- und Kanalbaukonzept”, sagt Ulrich Höhmann vom Tiefbauamt. Das ökologische Gesamturteil lautet trotzdem weiterhin mangelhaft, weil von einem natürlichen Bachlauf nicht die Rede sein kann.

Abschnitt für Abschnitt soll das nun in den nächsten Jahren geändert werden, sollen vor allem auch Stufen beseitigt werden, um Fischen wieder den ungehinderten Aufstieg bachaufwärts zu ermöglichen. Das Gesamtkonzept des Ruhrverbands ist gleichzeitig die Voraussetzung, dass dafür auch Landesgelder fließen. An der Bachstraße werden derzeit etwa 50 000 Euro verbaut, wovon die Stadt 80 Prozent zurückerhält. Voraussetzung dafür ist allerdings einerseits die Bereitstellung eigener finanzieller Mittel, andererseits müssen die Grundstückseigentümer mitspielen, denn ein Großteil des Bachlaufs im Ort liegt auf oder an Privatgrundstücken.

Für Angelika Berkermann und ihren Mann war das keine Frage. Auch wenn die Umbaumaßnahme auf dem etwa 50 Meter langen Abschnitt am Kirchweg noch gut zwei Wochen dauern wird, lässt sich von der Brücke am Kirchweg aus schon erahnen, wie es dann aussehen wird. Im vorderen Bereich ist das Ufer bereits angeschrägt und mit Natursteinen befestigt. Später soll der einst begradigte Bach auf dem Grundstück auch noch einen kleinen Bogen beschreiben, sollen auch Steine im Bach die Fließgeschwindigkeit bremsen. "Vielleicht gibt es dann auch wieder Stichlinge und andere Bachbewohner”, freut sich Berkermann. Krebse und Forellen hatte man vor der Baumaßnahme zu ihrem Schutz aus dem Abschnitt gefischt. Das war zumindest der Beweis dafür, dass die Wasserqualität schon stimmt.