Stacking in der Hauptschule: Eine ganze Schule stapelt hoch

Bunte Becher sind an der Hauptschule bevorzugte Sportgeräte. Nun wurde der Meister im Stacking gekürt.

Sprockhövel. Kreischen, Klatschen Anfeuern. In der Aula der Hauptschule herrscht eine Stimmung wie in einem Sportstadion. Oben auf der Bühne stehen die beiden Matadore: Tim aus der 8a und Alex aus der 7b. Beide ringen um Konzentration. Vor ihnen stehen jeweils drei Stapel bunter Becher.

Drei Pyramiden daraus bauen und sie dann wieder zusammenstecken, so lautet die Aufgabe - möglichst schnell, das ist die Kunst. Sportlehrer und Moderator Olaf Schultes bittet um Ruhe, denn das ist der Höhepunkt des Stacking-Schul-Turniers. Alle gut 200Schüler sind versammelt.

Die ganze Schule hat zuvor eine Woche lang Becher gestapelt. In so mancher Stunde, in den Pausen, zu Hause. Vize-Europameisterin Janine Kraushaar vom Essener Team "Flash cups" gab die Anleitungen. Die zwei besten jeder Klasse haben sich jetzt für das Einzel, die zehn besten für die Staffel qualifiziert.

Becher stapeln klingt banal, und doch wird es an der Schule seit zwei Jahren als Teil des Sportunterrichts groß geschrieben. "Entscheidend ist die Auge-Hand-Koordination. Wer das auf die Reihe kriegt, kann sich auch im Unterricht besser konzentrieren", erklärt Olaf Schultes den Wert, den er weit über den Sport hinaus sieht.

"Außerdem sehen die Schüler in relativ kurzer Zeit, dass man weit kommen kann, wenn man sich bemüht und ernten Anerkennung." Tatsächlich wird jeder der vor versammelter Mannschaft in der Aula seine Aufgabe schnell löst, abgeklatscht und mit anerkennenden Rufen bedacht. Besonders hoch geht es her, als die zehn besten aus jeder Klasse in den Klassenstaffeln gegeneinander antreten - rennen, stapeln, Teamgeist.

Entscheidend beim Stacking ist der stetige Wechsel zwischen rechter und linker Hand und der Rhythmus. Wer dann noch die Ruhe behält, ist vorn. "Bei vielen ist der Daumen vom Gameboy-Spielen super ausgeprägt, aber sie schaffen es zunächst nicht, zwei Becher aufeinander zu stellen", erzählt Nadine Kraushaar von den Erfahrungen bei den vielen Workshops, die sie an Schulen hält.

Für diese Woche hatte sie der Förderverein der Hauptschule verpflichtet. Der Erfolg lässt nicht auf sich warten. So mancher braucht keine vier Sekunden für die Stapelaktion. "Da sind teilweise Zeiten dabei, die auch in unseren Wettkämpfen nicht viel besser sind", sagt Kraushaar.

Jetzt steigt das Finale. Alex ist sichtlich nervös, wirft beim ersten von drei Versuchen gleich einen Becher um. Das kostet Zeit. Tim behält dagegen die Ruhe. 3,87 Sekunden im besten Versuch. Das ist der Sieg. Jubel, Klatschen, Schulterklopfen. "Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass man es schnell kann", sagt er strahlend.

Und zur Anerkennung spielt die neu zusammengestellte Schulband bei ihrem ersten richtigen Auftritt "Knockin’ on heaven’s door".

"Musik, Sport, Bewegung. Wir haben unseren Jugendlichen heute die Möglichkeit gegeben, sich als super Hauptschüler zu präsentieren. Das ist sehr wichtig", sagt Olaf Schultes. Angesichts der aktuellen Hauptschuldiskusionen wird aus seiner Sicht ohnehin viel zu oft tief gestapelt.