Stadtarchiv zieht 2018 nach Hattingen
Archivarin Karin Hokamp schlug Alarm: Die Räume in der Schule sind bald zu klein.
Sprockhövel/Hattingen. Seit bald zehn Jahren residiert das Archiv der Stadt Sprockhövel im Pavillon der Mathilde-Anneke-Schule in Niedersprockhövel, im kommenden Jahr soll es umziehen. Im Rahmen der Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit ist geplant, dass das Archiv eine Kooperation mit dem Stadtarchiv Hattingen ab dem Sommer 2018 eingeht. Dazu soll das Sprockhöveler Stadtarchiv drei große Räume im Hattinger Stadtarchiv — der ehemaligen Grundschule Rauendahl — nutzen können. Eine entsprechende Kooperation empfahl der Haupt- und Finanzausschuss auf seiner jüngsten Sitzung, morgen Abend soll der Stadtrat endgültig entscheiden.
Bereits vor fünf Jahren war der Umzug des Stadtarchivs nach Hattingen diskutiert, dann aber einhellig von der Politik abgelehnt worden. Mittlerweile gibt es aber auch nach Ansicht von Stadtarchivarin Karin Hockamp „zwingenden Handlungsbedarf“ in der Sache. Die Magazinräume des derzeitigen Archivs an der Mathilde-Anneke-Schule sind 120 Quadratmeter groß und werden für den Bedarf nicht mehr lange ausreichen. In Hattingen können Räumlichkeiten mit einem Gesamtumfang von 190 Quadratmetern genutzt werden. Die Räume liegen im Erdgeschoss, im ersten Obergeschoss gibt es einen Büroraum mit knapp 20 Quadratmetern. Zudem wird Hockamp im kommenden Sommer in den Ruhestand gehen — ein vollwertiger Ersatz ist momentan nicht in Sicht, weil der Arbeitsmarkt für Archivare und Fachangestellte für Medien und Informationsdienste „derzeit leergefegt“ ist, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Hockamp wird zwar voraussichtlich die kommenden drei Jahre für sieben Stunden die Woche für die Arbeit im Archiv zur Verfügung stehen. Dadurch könnten immerhin einige Tätigkeiten ansatzweise erledigt werden. Zur Unterstützung der Arbeit soll ein Auszubildender zum Fachangestellten für Medien und Informationsdienste mit dem Schwerpunkt Archiv eingestellt werden. Hockamp begrüßte den geplanten Schritt: „Hier in Sprockhövel gibt es keine Alternative zu dem Umzug. Die Magazinräume platzen aus allen Nähten.“ Vor allem durch die Digitalisierung und das Aussortieren von Akten sei in den vergangenen Monaten umfangreiches Archivmaterial hinzugekommen. In Hattingen arbeite sie zudem mit drei Kollegen zusammen, so könne man sich zu verschiedenen Themen austauschen, betonte Hockamp.
Einziger Nachteil sei, dass es vom Rathaus Sprockhövel in Haßlinghausen zum Hattinger Archiv 16 Kilometer sind, räumte die Stadtarchivarin ein. Wobei die Besucherzahlen im Sprockhöveler Archiv ohnehin seit Jahren rückläufig sind. Waren es im Jahr 2014 noch 89 Besucher, die dorthin kamen, so zählte das Archiv im vergangenen Jahr lediglich 62 Interessenten — von denen zudem mehr als ein Drittel nicht aus Sprockhövel kam. Für den Umbau der Räume in Hattingen und den Umzug des Archivs in die Nachbarstadt rechnet die Stadt Sprockhövel mit Kosten von 30 000 Euro. Mit der Stadt Hattingen wird ein Mietvertrag geschlossen, der über zunächst zehn Jahre läuft. Die Stadt Sprockhövel hat die Option, den Vertrag um jeweils drei Jahre zu verlängern.
Die Stadtverwaltung wies mit Nachdruck darauf hin, dass eine Zusammenlegung der beiden Archive ausdrücklich nicht geplant sei. Die Bestände blieben getrennt, so dass die „historische Identität und die Einzigartigkeit der Sprockhöveler Überlieferung weiterhin gewährleistet ist“, betonte die Stadt. Die Kooperation zwischen den beiden Städten könne also auch wieder ohne Probleme beendet werden.
Den Argumenten der Stadt verschlossen sich auch die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses nicht. Sie stimmten einstimmig für die Vorlage der Verwaltung. Um den Politikern ein Bild über die Gegebenheiten in Hattingen zu ermöglichen, ist eine Fahrt in das dortige Archiv geplant.
Ein Kommunalarchiv hat vor allem drei Aufgaben: die Aufbewahrung von Akten der Verwaltung, die Erschließung historischer Quellen für die Forschung sowie die eigene Erforschung und Vermittlung der Ortsgeschichte. Im Sprockhöveler Stadtarchiv finden sich unter anderem Literatur zu bekannten Persönlichkeiten der Stadt, Sprockhöveler Tageszeitungen seit 1898, Protokolle der Ratssitzungen und Adressbücher ab 1835.