Strom entsteht bald aus Bioabfall

Kreistag macht den Weg für die Anlage in Witten frei.

Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises zählen landesweit zu den fleißigsten Sammlern von Bioabfall. Pro Einwohner und Jahr kommen rund 75 Kilogramm zusammen, unter dem Strich macht das kreisweit in zwölf Monaten 25 000 Tonnen. Während diese momentan noch auf Kompostierungsanlagen verwertet werden, sollen sie zukünftig Strom liefern. Bauherr und Betreiber der dafür notwendigen Anlage, die jährlich rund 4,5 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren und in Witten gebaut werden soll, ist nach einem Beschluss des Kreistages das Unternehmen AHE aus Wetter.

Das Vorhaben ist nach Ansicht des Kreistags ökologisch sinnvoll und ökonomisch machbar. Als Pluspunkt könnte etwa die Bilanz beim Kohlendioxid verbucht werden. Zum einen fallen bei der Produktion der angestrebten Strommenge in einer Vergärungsanlage rund 4000 Tonnen weniger klimaschädliches Gas an als bei der Erzeugung in herkömmlichen Kohlekraftwerken. Zum anderen würden bisher notwendige Fahrten zu Kompostierungsanlagen außerhalb des Kreises durch kurze Anfahrten in eine Anlage vor Ort ersetzt.

Ökonomisch, so rechnete die Kreisverwaltung vor, könnte sich die notwendige Investition in Millionenhöhe für einen privaten Betreiber rechnen. Bereits im Juli letzten Jahres gab der Kreistag grünes Licht für die Ausschreibung der Vergärung von Biomüll und erteilte jetzt der AHE für 15 Jahre den Zuschlag.

Als Anlagenstandort hat sich das Unternehmen für eine im Gewerbegebiet liegende, 15 000 Quadratmeter große Fläche in direkter Nachbarschaft der Müllumladeanlage Witten-Bebbelsdorf entschieden. Dort entsteht jetzt eine Halle, die praktisch drei Hallen umschließt. Die Anlieferung, Verrottung und Nachbehandlung des Bioabfalls findet somit in abgeschlossenen Bereichen statt. Auch die Vergärung erfolgt in einem abgeschlossenen Behälter. Geruchsbelästigungen sollen durch den Einsatz moderner Technik verhindert werden.

Ende nächsten Jahres soll der erste Bioabfall energetisch und stofflich verwertet werden. Das entstehende Gas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt und soll zukünftig rund 2000 Haushalte versorgen. Für die Stromproduktion wird der Bioabfall aus Haushalten im Ennepe-Ruhr-Kreis eingesetzt, in die Anlage gelangen weder Gülle noch nachwachsende Rohstoffe.

Nach dem Beschluss gab es im Kreistag fast ausnahmslos zufriedene Gesichter. Mit der in dieser Größenordnung geplanten Produktion von Bioabfall zu Strom übernehme der Kreis in der Region eine Vorreiterrolle und angesichts der Debatte um eine nachhaltige Energieversorgung seien die für den Bürger mit dem Beschluss verbundenen Mehrkosten von 1,37 Euro pro Einwohner und Jahr für die Abfallentsorgung mehr als vertretbar. Red