Udo Schmidt schreibt über den Fahrtwind auf zwei Rädern

Gerade in Rente, machte er den Führerschein fürs Motorrad. Jetzt ist sein Buch erschienen.

Foto: Stefan Fries

Haßlinghausen. „Was wünschst Du Dir?“ Udo Schmidts 67. Geburtstag rückte näher. Die Frage seiner Frau Ulrike war zwar nicht der Anfang, aber sie brachte die Dinge ins Rollen. Udo Schmidt machte den Führerschein — fürs Motorrad. Was er sich definitiv nicht wünschte, war seinen Ruhestand mit Sofa und Fernsehen zu verbringen. Heute ist er 69 Jahre alt. Und er liebt den Fahrtwind, den dunklen, kraftvollen Klang seiner 1000er Honda, die Wucht der 108 Pferdestärken, die sich mit einer Bewegung aus dem Handgelenk wecken lassen.

„Ich liebe den Kontakt zur Straße, zur Natur. Und das Gefühl, in Schräglage durch die Kurve zu ziehen. Man muss gar nicht rasen.“ Einst ein Vertreter gepflegter Vorurteile, was Motorräder betrifft, hat Schmidt jetzt „den Bikerbazillus im Blut“, wie er sagt. Den will er weitergeben. Und älteren Menschen Mut machen, seinem Beispiel zu folgen. Soeben ist sein Buch erschienen: Nie zu alt für Easy Rider. „Ich will damit sagen: Tut es. Ihr werdet sehen, es ist toll.“

Das Buch beschreibt zum einen auf humorvolle Weise Schmidts Start in seine Motorrad-Karriere. Zum anderen gibt es Tipps für das passende Motorrad, für die richtige Gymnastik, um auch auf langen Touren locker zu bleiben. Schreiben kann er: Mehr als 60 Sachbücher hat er verfasst, über PC-Software oder digitale Fotografie. Vermitteln kann er auch, war Oberstudienrat am Berufskolleg Elberfeld. „Wenn ich komplizierte Sachverhalte nicht einfach rüberbringe, fallen die mir aus der Bank.“

Jetzt hat er recherchiert, ob der Eindruck stimmt, den er bei Ausfahrten und Bikertreffs gewonnen hat: Nicht nur junge Männer fahren Motorrad. Stimmt, sagt das Zahlenmaterial, das er über die Uni Duisburg bekommen hat. Mehr als 15 000 Motorradfahrer in Deutschland sind über 80 Jahre alt. Mehr als die Hälfte ist über 50. Rat holte er sich nicht nur zur richtigen Maschine. Schmidt meldete sich zum Fahrtraining beim ADAC: Bremsen in der Kurve, Hindernissen ausweichen.

Und er suchte Rat, was den Sport anbelangt. Zwar hatte er Tennis gespielt und war getaucht, tanzt mit seiner Frau und fährt Fahrrad — trotzdem geht er ins Studio, um zu trainieren, was man beim Fahren braucht. Schmidt: „Ich habe eine künstliche Hüfte und fürchtete, nicht fahren zu können. Mit den Übungen geht das besser. Zur Ostsee bin ich in einem durchgefahren, 700 Kilometer.“ 130 Stundenkilometer seien entspannend — Rasen sei Stress.

40 000 Kilometer ist Udo Schmidt mit der großen Maschine gefahren. Davor war er eine Weile mit einem 15 PS-Motorroller unterwegs — „nichts für das Bergische.“

Wenn seine Frau mitfährt, sind sie über Helmfunk miteinander verbunden. „Meine Frau war die treibende Kraft, dass ich den Mut hatte, aufs Motorrad zu steigen. Darum habe ich ihr das Buch gewidmet.“ Und was wünscht er sich noch? „Zum Nordkap würde ich gerne. Nach Sizilien. Einen Besuch in Andalusien machen.“ Schmidt denkt einen Augenblick nach. Dann sagt er: „Ach, eigentlich ganz Europa mal abklappern.“