WM: 700 Fußball-Fans fiebern und leiden mit
Die Deutschen sind faire Verlierer – und umarmen die wenigen Serben nach dem Spiel.
Sprockhövel. Abfiff. Die Serbien-Fans Meti (16), Dennis (15) und Kakijat Krasnici (27) jubeln. Obwohl Letzterer den Gewinn "seiner" Mannschaft fast erwartet hat: "Darauf habe ich sogar 100 Euro gesetzt."
Trotzdem: Die Deutschland-Fans sind faire Verlierer, viele umarmen die Serben - und bleiben im Public Viewing-Zelt an der Bochumer Straße, trinken und quatschen weiter. Hingegen ist André Meister, Geschäftsführer der TSG-Fußballabteilung, etwas enttäuscht. "Aber noch ist nichts verloren."
Eine Stunde vorher, in der ersten Halbzeit, ist noch alles offen. Knapp 700 Fans sitzen dicht an dicht, teilweise sogar auf dem Boden vor der Leinwand, sie stellen sich vor dem Zelt auf Stühle, um noch einen Blick erhaschen zu können. Obwohl dem geneigten Zuhörer allein die Schreie der Fans den Spielverlauf erzählen könnten. Anfangs heißt es noch "Olé, super Deutschland", später: "Lauf doch!", "Komm’ schon" und "Was ist da eigentlich los?!"
Dann, in der 37. Spielminute, ertönt ein kollektiver Aufschrei. "Gelb-Rot für Klose", stöhnt Lukas (18). "Oje." Er bleibt trotzdem optimistisch: "Aber egal, in der zweiten Halbzeit klappt das noch..." Sagt’s - und sieht aus den Augenwinkeln das Tor des Serben Milan Jovanovic, knapp eine Minute später. 1:0 für Serbien. Lukas sagt dazu nur trocken: "Jetzt wird’s doch noch schwieriger mit dem Gewinnen."
Neben eingefleischten Fußballfans waren auch viele Familien da. "Abends geht das Fußball-Gucken nur ohne Kinder, weil es zu spät ist", sagt Mutter Katrin Gärtig mit ihrem anderthalb Jahre alten Sohn Finn im Arm. "Jetzt finde ich den Nachmittags-Termin sehr gut."
Die üblichen Deutschland-Schals, -Mützen, -Ratschen, -Ketten und -Schweißbänder durften bei fast allen Fans nicht fehlen, aber es gab auch ausgefallenere Accessoires. Bestes Beispiel: Aurelia Botter-Lolobali. Sie hat sich eine schwarz-rot-goldene Fahne umgebunden, trägt Deutschland-Aufklebe-Tattoos, -Käppi, -Socken - und hat sogar ihre Zehennägel schwarz-rot-golden lackiert. Voller Einsatz, "obwohl man sie ja leider nicht sieht", lacht sie.