Show im Tanzhaus NRW Dan Daw bringt Anderssein als Kunstform auf die Bühne
Düsseldorf · Dan Daw macht sich in seinen Projekten für Diversität und Sichtbarkeit behinderter Künstler stark. Im Tanzhaus nimmt er kompromisslos die Bühne ein.
Über das Ziel seiner neuen Produktion „The Dan Daw Show“ sagt der gebürtige Australier, dass sie sein Selbstbild und die Vorstellung, die sich andere von ihm machen, monumental verändern solle. Am Wochenende konnte sich das Publikum bei zwei Aufführungen im Tanzhaus NRW davon überzeugen, wie ernst es ihm damit ist, dass ihn seine Zuschauer als queeren Künstler mit Behinderung so sehen, wie er ist.
Dan bezeichnet sich selbst provokativ als „Cripple“ (englisch: Krüppel) und macht dies zum Thema in seinen eigenen Produktionen. In der „Dan Daw Show“ stellt der Tänzer seine Behinderung so offensiv wie noch nie in den Mittelpunkt. Daw bewegt sich anders und spricht anders als nicht behinderte Künstler. Als Beeinträchtigung will der Choreograf das nicht verstanden wissen. Daw möchte dafür sensibilisieren, dass Anderssein nicht immer offensichtlich sein muss und weit mehr Menschen betrifft, als viele glauben.
Tänzer und Choreograf vergibt Aufträge an behinderte Künstler
Es war ein langer Weg für Daw. Aufgewachsen in Thyalla, einer Kleinstadt am Rande des australischen Outbacks, nahm er als 13-Jähriger an ersten Tanz- und Theaterwirkshops teil. Fünf Jahre später wurde er während seines Studiums in Adelaide Mitglied des Restless Dance Theatre. Dort lernte er Adam Benjamin kennen, der ihm den Weg in die professionelle integrierte Tanzpraxis ebnete.
Unter dem Dach von Dan Daw Creative Projects entwickelt der Tänzer und Choreograf gemeinsam mit einem ständig wachsenden Netzwerk aus Künstlern Stücke und Performances, die die Grenzen zwischen Tanz und Theater verwischen. Als Direktor der in Sydney ansässigen Performance-Kompanie Murmuration vergibt Daw außerdem Auftragsarbeiten an behinderte Künstler, entwickelt sie gemeinsam mit ihnen und produziert sie.
In seiner Show teilt sich Dan die Bühne mit Christopher Owen, der ihn spielerisch immer wieder herausfordert, seine eigenen Grenzen auszuloten. Die beiden agieren selbst in Szenen, die Dan in vermeintlich hilflosen Situationen zeigen, auf Augenhöhe. Daw ist der Star des Abends, der seinen großen Auftritt hat, mit Vorhang und Spotlight. Die Dialoge zwischen ihm und Chris werden dabei auf Deutsch und Englisch auf eine Fläche über dem Bühnenvorhang projiziert. So ernst ihm das Thema ist, das er verhandelt, so viel Humor blitzt dabei immer wieder auf.
Bevor in der Show laute Sounds oder extremes Licht zum Einsatz kamen, blinkte rechts über dem Bühnenvorhang ein kleines Warnsymbol auf. „Niemand wird hier schräg angesehen oder beurteilt“, hatte Dan zu Beginn klargestellt. Sollte sich jemand zwischendurch unwohl fühlen und mal aus der Vorstellung rausmüssen, kein Problem. Inklusion fängt für Daw da an, wo sie im Alltag passiert, ganz gleich ob vor, auf oder hinter der Bühne.