Theaterbilanz: Intendant Schulz ist mit der Auslastung zufrieden Zuschauerrekord in Düsseldorf

DÜSSELDORF · . Längst liegt das Düsseldorfer Schauspielhaus – eines der größten der Republik – bei Auslastungsquoten ganz vorn. Mit rund 252 000 verkauften Karten in der zu Ende gehenden Saison rangiert es im Bundesdurchschnitt auf den vorderen Plätzen, muss nicht einmal den Vergleich mit dem berühmten Hamburger Thalia-Theater scheuen.

Wilfried Schulz ist seit 2016 Generalintendant des Schauspielhauses Düsseldorf. Die Auslastung der insgesamt 930 Vorstellungen und Veranstaltungen lag in dieser Spielzeit bei 78 Prozent.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das ist der höchste Wert seit 35 Jahren, und eine Steigerung um 18 Prozent. „Die Spielzeit ist die beste seit Jahren,“ freut sich auch Intendant Wilfried Schulz. Das letzte Mal wurden solche Zahlen 1989/1990 erzielt, als die Berliner Mauer fiel, fügen Schulz und Chefdramaturg Robert Koall hinzu – und ziehen eine positive Saisonbilanz.

Kommission sucht
neuen Intendanten

„Dass Theater noch gesellschaftlich relevant ist, den vertrete ich nicht. Das ist aufgefressen von Tiktok und Co.“, sagte jüngst Schauspieler Franz Xaver Kroetz. In Düsseldorf sieht das anders aus, das einzige Staatstheater in NRW (finanziert von Stadt und Land) ist fester Bestandteil im Leben vieler Düsseldorfer. Auch bisher kulturferne Zuschauer für das Theater zu gewinnen, gelang Schulz und Koall unter anderem mit dem Open-Air-Spektakel zur Fußball-EM „Glaube, Liebe, Fußball“ auf dem Gründgens-Platz.

Doch wie geht es in zwei Jahren weiter, wenn Wilfried Schulz altersbedingt (dann ist er 74 Jahre) aufhören wird? Keine einfache Aufgabe für die Findungskommission (unter anderem mit der Düsseldorfer Kulturdezernentin Miriam Koch und NRW-Kulturministerin Ina Brandes, CDU). Voraussichtlich in den nächsten Tagen, spätestens in wenigen Wochen muss eine Entscheidung fallen. Denn es geht um die berufliche Zukunft der Theatermacher. In der Ausschreibung der Intendanten-Stelle ist zumindest eine Kontinuität für die von Schulz geschaffene Dreier-Struktur garantiert – das Schauspielhaus mit zwei Bühnen, Junges Schauspielhaus und Stadt:Kollektiv / Bürgerbühne sollen demnach unverändert bleiben. So blickt Schulz insgesamt optimistisch in die Zukunft seines Hauses mit etwa 400 Mitarbeitern.

Ein Teil der guten Bilanz geht sicher zurück auf das solide Repertoire und viele Publikumsrenner – wie etwa Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ (zu 93 Prozent ausgelastet), Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ oder Shakespeares Königsdrama „Richard III.“ (beide zu 85 Prozent ausgelastet). Unerwartet gut liefen aber auch die Uraufführung des aktuellen und experimentierfreudigen Stücks „Home Office“ von Toshiki Okada (73 Prozent). Und die originelle und emotionale Inszenierung von Wolfgang Herrndorfs „Arbeit und Struktur“. Die Vorstellung war an 29 Abenden zu 90,4 Prozent ausgelastet. Den Nerv der Zeit traf auch das einwöchige Ukraine-Festival mit Künstlern aus Düsseldorf und aus dem vom Krieg heimgesuchten Land. Unter den insgesamt 6000 Zuschauern waren 40 Prozent Ukrainer.

Sehr gut besucht waren zudem zahlreiche Vorträge und Zusatz-Veranstaltungen zu aktuellen Themen – etwa zum Ukraine-Krieg, zum Nahost-Konflikt und dem damit verbundenen Anstieg des Antisemitismus. Hier spürte Wilfried Schulz, wie er sagt, ein starkes Bedürfnis des offenen Meinungsaustauschs.

Neuer Spielplan unter Schauspielhaus: Telefon: 0211/ 36 99 11