Heinz Mörschel überzeugt beim KFC auf seiner „Lieblingsposition“ Vollstrecker hinter der Spitze
Eigentlich hat Heinz Mörschel doch nur ganz artig den Rat seines Vaters befolgt. „Er hat mir gesagt: Lauf doch mal nach vorne und mach ein Kopfballtor“, erzählte der Offensivspieler des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen freudestrahlend nach dem 3:1-Sieg über Unterhaching.
Mörschel, ein Mann von 1,90 Meter Körpergröße, hatte wenige Minuten zuvor die Aufforderungen seines Vaters in die Tat umgesetzt. Eckstoß Kolja Pusch, Mörschel stieg dem Ball entgegen und lenkte das Fluggerät ins lange Toreck weiter – 2:0. Die Vorentscheidung. Auch beim 1:0 war er „mal nach vorne gelaufen“ und hatte dabei wenig Mühe, die Vorlage Hans Anapaks gegen die Laufrichtung des Hachinger Schlussmanns Nico Mantl zu veredeln. Ein „Megagefühl“, sagte Mörschel danach, sei das gewesen, die Mischung aus Siegesrausch und der Gewissheit, mit den ersten beiden Saisontoren einen erheblichen Anteil am Erfolg des KFC gehabt zu haben.
„Ich muss zugeben, dass ich
einen schwierigen Start hatte“
Da passte am Samstag etwas ganz genau zusammen, was in den ersten Wochen der Saison längst noch keine Verträglichkeit aufwies. „Ich muss zugeben, dass ich einen schwierigen Start beim KFC hatte“, teilte der Mann aus der Dominikanischen Republik mit. Zwar war es für ihn bereits die dritte Berufung in die Startelf gewesen, doch erstmals durfte der 23-Jährige auf seiner „Lieblingsposition“ ran, als Achter oder Zehner.
Eher leicht hinter der Spitze als an vorderster Front, wo man in der Regel von grobschlächtigen Hünen bewacht wird. „Der Trainer hat mich im Sturm eingesetzt, weil er meine Abschlussqualitäten nutzen will. Das muss ich besser annehmen, dort habe ich nicht so gespielt, wie ich es von mir selbst erwarte. So musste ich mich dann nach etwas schwächeren Auftritten über das Training empfehlen“, sagt Mörschel über seinen langen Anlauf und das Warten auf den ersten Treffer. Als Mann hinter den Spitzen konnte sich Mörschel zweimal in den Strafraum schleichen. Es sah so aus, als habe man ihn auf Unterhachinger Seite nicht unbedingt auf der Rechnung gehabt als Vollstrecker.
Krämer: „Heinz hat eine sehr gute Chance, in München zu spielen“
Auch Trainer Stefan Krämer zeigte sich angetan ob der guten Vorstellung Mörschels: „Es war eine sehr gute Leistung, aber nicht nur wegen der Tore. Er hat viele defensive Zweikämpfe geführt, eine hohe Laufleistung gebracht, war als Schaltstation in vielen Umschaltmomenten dabei.“ Wenn es aus diversen Gründen derzeit nicht die Stürmer sein können, die mit Treffern vorangehen, dann sollen es auch mal die Mittelfeldspieler richten.
So haben es sich Krämer und sein Stab schon vor Saisonbeginn gewünscht. Da stand fest, dass ein immer wieder langzeitverletzter Adriano Grimaldi erst noch Zeit brauchen würde, um zu alter Stärke zurückzufinden. Oder ein Osayamen Osawe auf unbestimmte Zeit noch fehlen würde. Vom jungen Muhammed Kiprit erhoffte man sich eine gute Entwicklung, ein Ankommen im Seniorenfußball. Dass der Berliner vier Tore auf seinem Konto verbucht, hat die Erwartung schon übertroffen.
Mit dem dritten Sieg aus den vergangenen vier Spielen ist der KFC allmählich auf dem Weg nach oben. Die Uerdinger schlugen Kapital aus ihrer Überlegenheit und hatten in Mörschel auch einen Vollstrecker. „Jeder Sieg tut gut“, sagte auch Kolja Pusch: „Den haben wir uns hart erarbeitet. Wir haben einen super Plan gehabt, die Linie komplett durchgebracht“, lobte der Linksfuß, der wegen Mörschel auf die linke Außenbahn auswich.
„Heinz hat eine sehr gute Chance, dass er in München wieder spielt“, hat Stefan Krämer im Glücksgefühl des Sieges nach dem Abpfiff noch in die Fernsehkameras gesagt. Es gibt wenige Argumente, dieses funktionierende Zahnrad auszutauschen. Als nächstes wartet am Samstag die Aufgabe beim Tabellenzweiten 1860 München. „Dort müssen wir genau wieder diese Tugenden abrufen, ganz ohne Egoismen“, fordert Pusch.