Warnstreiks sorgen für Staus im Berufsverkehr
Keine Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen: In vielen NRW-Städten mussten Arbeitnehmer wegen des Streiks im Öffentlichen Dienst Umwege oder Staus in Kauf nehmen, um ins Büro oder den Betrieb zu kommen. Zudem blieben viele Kitas geschlossen.
Düsseldorf. Mit einer Warnstreikwelle bei kommunalen Verkehrsbetrieben hat Verdi den öffentlichen Nahverkehr in vielen NRW-Städten lahmgelegt. In Essen, Dortmund, Bochum und Duisburg fuhren am Dienstagmorgen weder städtische Busse noch Straßen- oder U-Bahnen. Auch in Mönchengladbach, Krefeld, im Kreis Viersen und Wuppertal brach der ÖPNV zusammen.
Viele Arbeitnehmer wichen bei Winterwetter mit Neuschnee auf das Auto aus. Auf der Autobahn 40, dem Ruhrschnellweg, reihte sich ein Stau an den anderen. „Die A40 ist über weite Strecken komplett zu“, sagte ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei am Morgen. Zum hohen Verkehrsaufkommen komme das Winterwetter noch hinzu. In ganz Nordrhein-Westfalen summierte sich die Länge der verzeichneten Staus am Dienstagmorgen auf rund 300 Kilometer. „Das ist wie an einem Montag“, sagte der Polizeisprecher.
Andere Arbeitnehmer versuchten, mit S-Bahnen oder dem Fahrrad ins Büro oder in den Betrieb zu kommen. Dabei war auf schneebedeckten Wegen Vorsicht angesagt. In Wuppertal und Krefeld wurde der Schnee geräumt. In Essen war der Winterdienst laut Verdi durch den Warnstreik eingeschränkt. In Duisburg sei der Winterdienst dagegen wie üblich unterwegs, hieß es bei der Gewerkschaft.
„Es kommt vereinzelt vor, dass Menschen den Notruf anrufen, um zu fragen, wann der Bus fährt. Bislang verläuft es aber sehr ruhig, die Leute bereiten sich gut vor und bilden Fahrgemeinschaften“, sagte ein Sprecher der Duisburger Polizei. Auch in Krefeld, Wuppertal, Mönchengladbach und im Kreis Viersen blieb es auf den Straßen verhältnismäßig ruhig.
Auch am Essener Hauptbahnhof hatten sich viele Pendler auf den Warnstreik eingestellt. Sie hatten Fahrgemeinschaften zu ihrem Arbeitsplatz oder in die Schule organisiert. Andere gingen kürzere Strecken zu Fuß oder stiegen in den frühen Morgenstunden auf Taxis und Schnellbusse um, die nicht bestreikt wurden.
Etliche Betroffene zeigten Verständnis für den Streik. „Das passiert eigentlich zu wenig“, sagte ein 25-Jähriger vor dem Bahnhof. „Wir sollten öfter mal streiken und den Arbeitgebern zeigen, dass wir auch nur Menschen sind, die mehr Geld brauchen.“ In Deutschland werde um Streiks immer so ein Aufsehen gemacht, erklärte ein 52-Jähriger. In Frankreich oder Italien lief das viel entspannter ab. Eine 49-Jährige hingegen kritisierte die Aktion: „Das ist nicht der richtige Weg - es trifft die Falschen.“
Verdi hat in Nordrhein-Westfalen für den Dienstag mehr als 20 000 Beschäftige der Kommunen und des Bundes zum Warnstreik aufgerufen. In Düsseldorf gingen nach Verdi-Angaben 2400 Arbeitnehmer auf die Straße.
Schwerpunkt der Aktionen bilden kommunale Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet. Aber auch kommunale Kitas bleiben geschlossen. So sollen in Duisburg rund 80 Prozent der städtischen Kitas nicht öffnen, eine Notbetreuung sei aber eingerichtet. In Mönchengladbach blieben sechs Kitas geschlossen.
Viele Eltern von Schulkindern mussten schauen, wie ihre Sprösslinge ohne Busse und Bahnen in die Schule kommen. Das NRW-Schulministerium verwies am Montag darauf, dass der Streik angekündigt sei und trotzdem Schulpflicht bestehe. Auch die Müllabfuhr oder Bürgerämter werden in die Warnstreiks einbezogen.
Die Gewerkschaften wollen am Mittwoch den Schwerpunkt ihrer Aktionen bei Verkehrsbetrieben auf das Rheinland legen. So sollen dann in Köln, Düsseldorf und Bonn weder Busse noch U-Bahn oder Straßenbahnen fahren.
Verdi fordert im Tarifstreit sechs Prozent mehr Geld für die 2,3 Millionen Beschäftigten, mindestens 200 Euro mehr pro Monat. Am Mittwoch werden unter anderem die kommunalen Verkehrsbetriebe in Köln und Düsseldorf bestreikt. red/dpa