Boll macht bis 2025 weiter Timo Boll verlängert bei Borussia
Düsseldorf · Timo Boll bleibt bis 2025 Borusse. Er prägt den Verein wie kein Zweiter. Als Sportler. Als Mensch. Und als Botschafter einer ganzen Sportart.
Timo Boll hat sich schon Gedanken darüber gemacht, was er so alles machen will, wenn seine aktive Tischtennis-Karriere zu Ende ist. So möchte der 40-Jährige mit seinem guten Freund Dirk Nowitzki auf Reisen gehen, am liebsten eine Safari machen. „Ich war schon überall auf der Welt, habe aber nichts gesehen außer den Hallen und Flughäfen.“
Das gemeinsame Entspannen mit dem Basketball-Weltstar wird indes noch bis mindestens Spätsommer 2025 warten müssen. Boll, der bereits in seiner aktiven Sportlerphase zur Legende geworden ist, verlängerte seinen Spieler-Vertrag um weitere drei Jahre. „Wir haben Timo praktisch einen Rentenvertrag gegeben“, erläutert Borussia-Manager Andreas Preuß augenzwinkernd. „Timo ist dann 44, wenn sein Kontrakt ausläuft. Dann könnte er sich aufs Altenteil zurückziehen. Natürlich mit ein paar Abschlägen bei den Rentenansprüchen.“
Boll ist deutlich mehr als
20 Jahre in der Weltspitze
Im nationalen und erst recht im internationalen Spitzensport ist es extrem ungewöhnlich, einem 40 Jährigen noch einen Drei-Jahres-Vertrag anzubieten. „Timo raucht nicht, er trinkt nicht jeden Tag eine Flasche Wein. Wenn er sich jeden Tag ein bisschen bewegt, dann reicht es bei seinem Talent noch ganz lange dafür, die meisten Tischtennisspieler zu schlagen“, so Preuß. „Klar, der aktuelle Vertrag ist auch ein bisschen auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris abgestimmt. Ich kann mir aber vorstellen, dass Timo auch danach noch ein paar Jährchen weiter spielt.“
Boll hat jedenfalls noch immer jede Menge Spaß an seinem Beruf, und das nach deutlich mehr als 20 Jahren in der Weltspitze. Zwar ist er nicht mehr der Schnellste und hat auch nicht mehr die „Wahnsinns-Angriffsgranaten“ in seinem Repertoire, doch das macht er durch unglaubliches Ballgefühl, extreme Präzision in den Schlägen, technischen Finessen und taktischer Perfektion, enormem Spielverständnis, Antizipation und Flexibilität mehr als wett.
Aber er punktet auch mit Fairness. Als er in einem WM-Achtelfinale gegen einen Chinesen eine Schiedsrichterentscheidung zu seinen Ungunsten korrigierte und daraufhin das Match verlor, macht ihn in China unsterblich. „Timo dürfte in China der bekannteste Ausländer überhaupt sein meint Preuß lächelnd.
Seit 2007 trägt das Idol vieler Tischtennisakteure das Trikot der Landeshauptstädter, er ist mit bisher 27 Titelgewinnen der erfolgreichste Profi in der Vereinsgeschichte und mit einer beeindruckenden Siegquote von über 87 Prozent (447 Siege bei 66 Niederlagen in Einzel und Doppel) seit 15 Spielzeiten der herausragende Athlet des Klubs. „Er ist weiterhin die Lokomotive des Clubs. An ihm können sich die jüngeren Spieler immer wieder anlehnen und aufbauen. Er ist sportlich, menschlich und Charakterlich der Anführer“, verrät Preuß und wird fast ein wenig andächtig. „Wenn Timo in den Raum kommt, wird es heller.“
Boll hat einfach Charisma, ist dabei trotz aller Erfolge bodenständig geblieben, freundlich und unaufgeregt. Boll engagiert sich seit langen im Verein „Sportler für Organspende“, ist Schirmherr der Stiftung „Acció Humana“, die ein Kinderdorf in Honduras betreibt und die Straßenkindern Perspektiven für ihr Leben gibt.
Die Kombination aus Erfolg, Leistungsfähigkeit, Menschlichkeit, Realismus und Bescheidenheit und Fairness findet in ganz Deutschland und der Welt Gehör. Kein Wunder, dass er von deutschen Sportfans und dem deutschen Olympia-Team für Rio de Janeiro 2016 zum Fahnenträger für den Einmarsch bestimmt wurde.
Die Vertragsverlängerung in Düsseldorf ist für die Borussia ganz klar ein Versprechen für die Zukunft. „Wir haben Timo nicht aus Dankbarkeit für die letzten Jahre und als Sponsorenbetreuer weiter beschäftigt“, macht der Manager klar. „Die Borussia hat hohe Ansprüche. Wir erwarten zwar nicht, dass Timo bei jedem Spiel zwei Siege holt und in der Bundesliga eine 40:1 Bilanz erzielt. Aber wir erwarten schon noch einiges von Timo.“ So wie Boll weiterhin für seinen Lieblingssport brennt, erwartet er von sich selbst dasselbe. „Timo ist ein Glücksfall fürs Tischtennis und den Sport“, konstatiert Preuß. „Timo ist weiterhin unverzichtbar als Spieler, als Mensch, als Tischtennis Botschafter für die Borussia, für Düsseldorf und Deutschland.“