Firmenjubiläum Am Anfang stand die Laubsäge

Ronsdorf. · Firma Peter Bausch aus Ronsdorf feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Etwa 50 Prozent der Produktion geht in den Export.

Wolfgang und Tanja Schnitzler sowie Manfred Bausch (v.l.) verkörpern die drei Generationen der Firma Peter Bausch.

Foto: Fischer, Andreas

Beim Blick in den Schrank oder auf die Werkzeugsets überkommt so manchem älteren Erwachsenen die Erinnerung an selige Jugendzeiten: Laubsägebogen, Sägeblätter, Drillbohrer, Mini-Schraubstock und Feilen sowie andere handliche Werkzeuge finden sich da – alle fein säuberlich geordnet. Wer sie in die Hand nimmt, kann sich wie ein Kind fühlen, das mit den Werkzeugen die ersten Holzstücke bearbeitet. Die Reminiszenz macht die Firma Peter Bausch aus Ronsdorf möglich.

Am vergangenen Freitag hat das Familienunternehmen seinen 100. Geburtstag gefeiert. Mit Laubsägen und dazugehörenden Garnituren hatte man im August 1919 seinen Geschäftsbetrieb begonnen. Schon auf der Herbstmesse desselben Jahres in Leipzig hatte die noch junge Firma Bergische Laubsägen und Werkzeuge an einem Stand angeboten. Gegründet hatte das Unternehmen Mathias Balthasar (genannt Max) Bausch, der zuvor bei einem Notar als Sekretär gearbeitet hatte. Als der Notar wieder nach Köln zurückzog, suchte sich Bausch im Alter von immerhin auch schon 42 Jahren eine neue Beschäftigung und verfiel auf die Empfehlung eines befreundeten Importeurs auf die Werkzeugherstellung. „Der sagte damals: ‚Max, du musst in Laubsägen machen!“, erinnert sich Wolfgang Schnitzler.

Schnitzler ist Enkel des Firmengründers und steht trotz seiner mittlerweile schon 79 Jahren weiterhin als inoffizieller Senior-Chef seinem Cousin Manfred Bausch (61) an der Unternehmensspitze zur Seite. Beide repräsentieren die dritte Generation des Familienbetriebes; Tanja Schnitzer, Tochter von Manfred Schnitzler, arbeitet als Diplom-Kauffrau ebenfalls dort. Etwa 75 Mitarbeiter hat das Unternehmen derzeit, neben den Büroräumen an der Blombachstraße gibt es noch Standorte an der Scheidtstraße (Produktion), der Lüttringhauser Straße (Schreinerei) und dem Mühlengrund (Lager).

Unter dem Firmennamen „Pebaro“ werden die Produkte vertrieben. Schon zu Anfang der Firmengründung kamen zu den Laubsägesets und Werkzeugen Spielwaren wie etwa Rollschuhe hinzu. In den 1980er Jahren stieg das Unternehmen dann auch in die Herstellung von Kleinsägen ein. „Da hatten wir eine Anfrage aus England“, berichtet Manfred Bausch. Anfangs war es allerdings gar nicht so einfach, sich als Neuling in dem Bereich durchzusetzen: „Der Werkzeugsektor ist sehr konservativ“, sagt Wolfgang Schnitzler. Besonders bei den ersten Messebesuchen sei man etwas schräg angeschaut worden. Da habe es schon Durchhaltewillen erfordert, um diese Produktlinie beizubehalten.

Im Zweiten Weltkrieg musste die Firma Rückschläge einstecken

Später kam dann als drittes Standbein die Herstellung von Kleinbohrmaschinen und Spezialwerkzeugen im kreativen Bereich für Erwachsene hinzu. „Wir versuchen im kreativen Bereich jegliches Hobby abzudecken“, sagt Tanja Schnitzler. Ergänzend dazu wurde eine Beauty-Linie gegründet, bei der unter den Namen Peter Bausch elektrische Maniküre- und Pediküre-Werkzeuge vertrieben werden.

Wolfgang Schnitzler ist froh, dass das mittelständische Unternehmen sein Portfolio über die Jahre erweitert hat: „Wenn das eine Pferd lahmt, können wir auf das andere setzen.“ Etwa 400 Kunden hat die Firma nach eigenen Angaben derzeit, rund die Hälfte der Produktion geht in den Export. Der Absatzmarkt liegt vor allem in Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Norditalien. Man habe sich in der Branche einen Namen erarbeitet und sei „bekannt“, sagt Cousin Manfred Bausch.

Vor allem im Zweiten Weltkrieg musste die Firma aber auch Rückschläge hinnehmen, wurde ein großer Teil des Betriebes doch durch Bomben zerstört. Doch mit dem Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland habe man dann ab 1948 einen echten „Boom“ erlebt, betont Wolfgang Schnitzler. In der Zeit war die Firma auch nach Peter Bausch, dem Sohn von Max Bausch, benannt worden. Mittlerweile sei man in Deutschland das einzige Unternehmen, das noch Laubsägesets produziert: „Wir waren mal 13 Hersteller“, sagt Schnitzler. Sogar bis in den Shop des weltbekannten Museum of Modern Art (Moma) in New York hat es das Unternehmen geschafft. Dort wurde über einen Zeitraum von etwa drei bis vier Jahren ein Laubsägeschrank von Pebaro verkauft, berichtet Tanja Schnitzler.

In Zeiten der Digitalisierung und des geänderten Freizeitverhaltens hat das Geschäft mit den Laubsägen natürlich etwas nachgelassen, ist der Absatz im klassischen Werkzeugbereich und anderen Geschäftsfeldern gestiegen. Gleichwohl gebe es immer noch Bedarf an Laubsägen und den dazugehörigen Sets, bekräftigt Manfred Bausch. „Das Arbeiten damit gehört ja noch zum Schulunterricht.“ So zählten etwa Lieferanten von Schulen zu den Abnehmern. Zudem würden Großeltern die Laubsägesets gerne ihre Enkeln schenken, „damit die Kids nicht immer nur vor dem PC sitzen“, erzählt Tanja Schnitzler.