Barmen Kleingartenanlage Springen: Seit 100 Jahren der schönste Ausblick

Barmen. · Am 7. September feiert der Verein an der Oberen Lichtenplatzer Straße seinen runden Geburtstag.

Klaus Krakau, Wilfried Remschuß und Wilhelm Hedemann engagieren sich im Vorstand der Kleingartenanlage Springen.

Foto: Fischer, Andreas

Kleingärtnerverein Springen? „Das sind doch die mit der schönen Aussicht.“ Das ist wohl die Antwort, die den meisten zu der Laubensiedlung an der Oberen Lichtenplatzer Straße einfällt. Und natürlich sind sie stolz darauf. Auf den Blick bis auf die andere Seite des Tals, wo zum Beispiel die beiden Hatzfelder Wassertürme in der Ferne zu sehen sind. „Sogar die Oldtimerbus-Touren durch Wuppertal machen bei uns einen Stopp“, erzählt der Vereinsvorsitzende Wilfried Remschuß. An der Haltestelle „Gartensiedlung“, direkt am Eingang zum KGV Springen, wo ein großes Banner bereits auf das Fest am kommenden Samstag hinweist. Denn den Verein mit der vielleicht und nach eigenem Bekunden auf jeden Fall schönsten Aussicht Wuppertals gibt es bereits seit 100 Jahren.

In den 1970er Jahren sollte die Hälfte der Gärten bebaut werden

Wobei die ersten Gärtner wohl weniger Sinn für die Blicke übers Tal hatten, sondern — praktisch direkt nach dem Krieg — eher an ihre Nahrungsversorgung gedacht haben dürften. Mit sechs Gärten habe man angefangen, berichten die Vorstandsmitglieder Klaus Krakau und Wilfried Hedemann. Einen schmalen Streifen umfasste das Gelände damals. Später wuchs und wuchs es. Sogar ein eigenes kleines Schwimmbad gab es dort, wo heute das Vereinsheim steht.

In den 1970er Jahren beteiligten sich die Mitglieder der Kleingartenanlage sogar an Karnevalszügen.

Foto: KGV Springen

Legendär ist der Widerstand, als in den 1970er Jahren Ideen aufkamen, über das Gelände die „Südhangschnellstraße“ zu führen und auch noch Wohnbebauung zu errichten. „Die Hälfte der Gärten wäre verschwunden“, erklärt Remschuß. Der KGV nahm sogar mit einem eigenen Protestwagen unter dem Motto „Baulöwe Leo, der Kleingartenfresser“ am Wuppertaler Karnevalszug teil. Erst in den 1980er Jahren stellte die Stadt endgültig klar, dass das Vereinsgelände nicht bebaut werden sollte.

Dass aktuell immer wieder mal dieses Thema, Kleingärten als Bauland auszuweisen, angesichts der Wohnungsnot in einigen Großstädten aufkocht, etwa in Berlin, sieht der KGV Springen locker.

Aktuell gibt es 186 Gärten. Leerstände? „Null“, sagt Remschuß. Drei seien zwar momentan nicht belegt, weil deren Wert noch ermittelt werden muss. „Wir haben aber schon neue Pächter.“ Das Durchschnittsalter sei natürlich eher höher, 24 Mitglieder über 80 Jahre alt, das älteste 90. Doch auch die Jugend sei im Verein aktiv, der jüngste Kleingärtner 29. „Und wir wurden schon mehrfach als kinderfreundliche Anlage ausgezeichnet“, erzählt das Vorstandstrio, das auch betont, wie viele Nationen mittlerweile im Verein vertreten seien. „Und das klappt sehr gut.“

Ein bisschen Klischee gehört dann aber schon dazu. Die Hecken zum Beispiel dürfen nur maximal 1,20 Meter hoch werden. Das sei ja auch so vorgegeben durch das Bundeskleingartengesetz und durchaus sinnvoll. „Man soll ja einen Blick in den Garten werfen können“, sagt Krakau. Denn Kleingärten seien öffentliches Grün, Spaziergänger sollen den Weg durch die Anlagen genießen können. Aber sonst sei es schon etwas lockerer geworden, was die Vorgaben und zum Beispiel die Optik der Häuschen angeht.

Auch von der früheren Grundeinteilung der Gärten — ein Drittel der Fläche Nutzgarten, ein Drittel Erholung und ein Drittel Rasen — sei man etwas abgekommen. „Wobei wir uns eigentlich wieder mehr Nutzflächen wünschen würden“, erzählen die Drei. Ein Ziel sei nun mal auch, Kindern zu zeigen, „dass die Kartoffeln nicht aus der Theke des Supermarktes kommen“.