Auszeichnung Gerresheimer Kleingärtner holen bei Bundeswettbewerb Silber
Düsseldorf · Die Anlage „Am Balderberg“ zeichnet sich durch multikulturelle Vielfalt und soziales Engagement hervor.
Zu Fuß sind es nur ein paar Minuten bis zum belebten Gerresheimer Zentrum - am Törchen zur Kleingartenanlage „Am Balderberg“ merkt man davon nichts – keine Spur von Großsstadttreiben. „Das ist hier schon ein ausgesucht schönes Gelände“, sagt Emil Flisikowski, erster Vorstand des Kleingärtnervereins und meint die Lage zwischen Naturschutzgebiet und Pillebach. Im Bundeswettbewerb für Kleingärten wurde diese Anlage nun mit Silber ausgezeichnet.
Im Vorjahr holte „Am Balderberg“ beim Landeswettbewerb Gold
Zum 24. Mal wurden beim Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ Medaillen und ein Preisgeld von insgesamt 25 500 Euro vergeben. Die Auszeichnung soll besondere soziale, ökologische und städtebauliche Leistungen der Vereine würdigen. Schon im Vorjahr hat der Verein „Am Balderberg“ beim Landeswettbewerb Gold geholt und sich so für den Bundeswettbewerb qualifiziert.
Wer an Kleingärten denkt, der denkt vielleicht auch an deutsches Kleinbürgertum, an strenge Regeln zu Heckenhöhe und Rasenlänge und an spießige Vereinsmeierei. Doch der Gerresheimer Verein scheint diesem Klischee nicht zu entsprechen. „Die haben wir schon auch, die mit dem akkuraten Rasen“, sagt Flisikowski. Aber eben nicht nur. Besonders die Vielfalt zeichne die Gärten aus. An ein paar festgelegte Regeln müsse man sich halten - ansonsten heißt es hier leben und leben lassen.
Kein Garten gleicht dem anderen. Zehn verschiedene Nationalitäten gärtnern hier nebeneinander. Diese Vielfalt wurde von der Jury besonders gewürdigt, weiß Emil Flisikowski. „Integration nebenbei“, nennt er das Miteinander. Der Garten sei das verbindende Element, der Rest ergebe sich von selbst.
Insgesamt gibt es am Balderberg 84 Gärten auf etwa 3,8 Hektar Fläche. Die Altersstruktur ist bunt gemischt - die Älteren sind über 80, der jüngst anderthalb Jahre alt. Etwa zwei bis drei Mal im Jahr komme es vor, dass ein Garten den Besitzer wechsle. Die Warteliste sei lang, etwa 30 hoffen derzeit auf das Glück im Grünen. Das kann dann schon mal vier bis sechs Jahre dauern. Denn wer gebe schon sein kleines Idyll freiwillig ab?
Was im Wettbewerb ebenfalls zum Erfolg geführt hat, ist die Öffnung nach außen und das soziale Engagement des Vereins. Das Tor ist hier in Gerresheim nicht abgesperrt, Besucher, die entlang der Gärten spazieren sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.
Auch das direkte Umfeld ist dem Verein wichtig. So setzten sich die Mitglieder auch für die Renaturierung des Pillebachs ein - obwohl das bedeutete, dass Vereinsgelände abgegeben werden musste.
Außerdem gibt es seit diesem Jahr eine Kooperation mit der Ferdinand-Heye-Schule und dem Gerricus-Stift in der Nachbarschaft. Für beide Einrichtungen wurden auf dem Gelände Hochbeete aufgestellt, die die Grundschüler und die Senioren selbst bepflanzen und versorgen. „Das hat wunderbar funktioniert“, sagt Wolfgang Wriggelsworth, der als Fachberater des Vereins Neuankömmlingen hilft und Schulungen zu Bepflanzung und anderen Gartenthemen anbietet.
Auf den Vereinssitzungen werden immer wieder neue Ideen eingebracht, wie man Gelände und Umfeld schöner gestalten könnte. Auf dem kleinen Stück vor dem Vereinsheim wurde so auch ein Bienenhotel aufgebaut, ein Steinhaufen soll zudem kleinen Tieren Unterschlupf bieten.
Für alle Besucher und Kleingärtner wurde außerdem ein Pflück- und Naschgarten angelegt, bei dem sich jeder an Beeren und Früchten bedienen kann - aber nur von der Hand in den Mund. Um solche Projekte umzusetzen packen die Mitglieder gemeinsam an.
Nächstes Projekt ist der Kleingarten-Lehrpfad direkt am Vereinsheim. Dort wird schon jetzt auf Tafeln die Geschichte der Anlage, die 1939 gegründet wurde, erzählt. Zudem sollen dort immer wieder aktuelle Informationen zum Beispiel zu saisonalen Pflanzen und wie man sie verarbeiten kann, aushängen.