Regionale Wirtschaft boomt - Größter Optimismus seit 2007
Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer bewerten die Unternehmen die Geschäftslage so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Ein Faktor könnte die Investitionslust allerdings hemmen.
Düsseldorf. Die regionale Wirtschaft boomt zum Jahresbeginn. Die Geschäftslage hat sich im Vergleich zum Spätsommer 2017 noch einmal verbessert. Günstiger wurde die Wirtschaftslage zuletzt 2007 bewertet. Dies sind die Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf, an der knapp 750 Unternehmen mit 75 000 Beschäftigten teilgenommen haben und die gestern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die wichtigsten Ergebnisse:
Viele Unternehmen wollen investieren „Besonders erfreulich ist, dass die Hochkonjunktur in diesem Jahr weiter anhalten und die Lage sich sogar weiter verbessern soll“, erklärte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Mit 49 Prozent bezeichnet jeder zweite Betrieb seine Geschäftslage als „gut“. Jedes dritte Unternehmen rechnet mit besseren Geschäften, nur neun Prozent gehen von einem Rückgang aus. Das liegt laut Steinmetz vor allem an der Industrie und der gestiegenen Auslandsnachfrage. Steinmetz erwartet deshalb ein positives Investitionsklima. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen wollen ihre hohe Auslastung von 83 Prozent nutzen, um in ihre Kapazitäten zu investieren.
Fachkräftemangel könnte Konjunktur bremsen Abgewürgt werden könnte die Investitionsneigung allerdings durch den Fachkräftemangel, meint Steinmetz. „Wenn die Betriebe keine Fachkräfte finden, die die neuen Maschinen bedienen können, lässt die Investitionslaune nach.“ Schließlich wollen 57 Prozent mehr Personal einstellen. Entsprechend sehen 73 Prozent der Unternehmen ein Geschäftsrisiko im Fachkräftemangel. Das sieht auch Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, so. „Vier von fünf Bauunternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Stellen zu besetzen.“ Das bremse nicht nur die Geschäftslage, sondern habe für Bauherren steigende Preise und in den Ballungsräumen höhere Mieten und Kaufpreise zur Folge.
Nicht alle Branchen profitieren „Ohne Industrie ist nichts“ — mit diesem Satz brachte Berghausen die Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes auf einen kurzen Nenner. Deren Anteil an der Wertschöpfung der Region betrage fast 18 Prozent — ohne Baugewerbe und Versorger. Die Industrie sei nach wie vor ein entscheidender Faktor für Stabilität und ein Taktgeber für die wirtschaftliche Entwicklung. Über eine bessere Geschäftslage berichten auch die Branchen Chemie, Maschinenbau und Metall. Optimistisch beurteilt er auch die Lage der produktionsnahen Großhändler, die von der Industriekonjunktur profitierten. Dagegen leide der stationäre Einzelhandel unter der fehlenden Konsumneigung. „Der Einzelhandel ist für uns eine ernste Herausforderung, weil er Städte wie Stadtteilzentren erheblich verändert.“
Lösungsansätze Inlandsnachfrage und Einwanderungsgesetz Die IHK-Verantwortlichen warnen vor zu viel Euphorie. „Keiner weiß, wie lange die Hochkonjunktur anhält“, sagt Berghausen. „Wir müssen daher die Inlandsanfrage steigern und uns für den nächsten Abschwung krisenfest aufstellen.“ Aber auch von der Politik erwarten sie mehr Unterstützung. „Wir wünschen uns eine stärkere Offensive in der Schulbildung, bei Breitbandanschlüssen und in der Digitalisierung“, fordert Steinmetz. „Und ein Einwanderungsgesetz, das den Fachkräftezuwachs steuert“, ergänzt Berghausen.