130 neue Stellen für Erzieherinnen

Bis 2018 werden bestehende und neue Arbeitsplätze unbefristet besetzt. Wuppertal geht über die Forderung von Verdi hinaus.

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Wuppertal. Auf der Suche nach Erzieherinnen für Kindertagesstätten schaltet die Stadt Wuppertal ein paar Gänge hoch. „Alle schon Beschäftigten werden nach und nach entfristet“, sagte Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD) gestern. Wer neu zur Stadt komme, solle sofort einen unbefristeten Vertrag bekommen. Darauf hätten sich Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD), Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) und er geeinigt.

Mit dieser Regelung geht Wuppertal über die Forderung der Gewerkschaft hinaus. Die hatte kritisiert, dass Wuppertal neue Erzieherinnen zunächst mit Zweijahresverträgen ausstattet. Kühn verteidigte das bisherige Vorgehen zwar und erklärte, damit habe die Stadt die unterschiedlichen Vertragslaufzeiten zusammenfassen wollen. Gleichzeitig sieht er die Stadt besser vorbereitet auf den Wettbewerb um Fachkräfte in den Kindertagesstätten. Denn auch andere Kommunen suchen Personal.

Derzeit beschäftigt die Stadt nach Angaben von Johannes Slawig etwa 700 Erzieher. Diese Zahl wird in den nächsten Jahren deutlich steigen. Allein zum 1. August wird Wuppertal 48 Frauen und Männer neu einstellen. Bis 2018 folgen weitere etwa 90. „Die Stellen sind geplant und auch finanziert“, sagt Slawig. Auch die Entfristung belaste den Haushalt nicht zusätzlich. „Das wäre ja sowieso geschehen.“

Das neue Personal wird auf die Kindertagesstätten verteilt, die in den nächsten Jahren von der Stadt eröffnet werden. Aber jetzt schon gilt als sicher, dass die 130 zusätzlichen Stellen ebenso wenig reichen werden, wie die bereits beschlossenen zusätzlichen sechs Kindertagesstätten. Sozialdezernent Kühn hat gegenüber der WZ deshalb bereits angekündigt, beim Stadtrat weitere Einrichtungen beantragen zu wollen. Angesichts des Stromes von Flüchtlingen und Zuwanderern aus dem EU-Ausland reichen die bisher beschlossenen zusätzlichen Kapazitäten nicht aus.

Kühn wirbt für die Arbeit in Kindertagesstätten. „Wer sich heute fragt, wo er Perspektiven hat, dem sage ich als Erzieherin oder Erzieher.“ Die Bruttoverdienste gibt er mit 2700 Euro pro Monat für Einsteiger nach der Ausbildung und 3500 Euro für Einrichtungsleiter an.

Die Gewerkschaft Verdi bezweifelt unterdessen, dass die nun angepeilten 130 Neueinstellungen den Bedarf in den nächsten drei Jahren decken. „Wir gehen davon aus, dass bis 2018 insgesamt 270 Erzieherinnen und Erzieher fehlen“, sagt Verdi-Geschäftsführer Daniel Kolle. Er begründet das unter anderem mit dem hohen Krankenstand. Der wird von der Stadt mit 9,2 Prozent angegeben, Verdi selbst habe 9,8 Prozent ermittelt“, sagt Kolle. Allein dadurch fehlten bereits 67 Stellen. 80 weitere kämen durch Langzeitbeurlaubungen beispielsweise wegen Mutterschutzes hinzu. Außerdem gebe die Stadt die Zahl der Beschäftigten im zuständigen Ressort mit 724 an, aber nur 680 davon arbeiteten tatsächlich in der kindlichen Früherziehung in einer Tagesstätte.

Jeder weitere Namen im Personalplan stellt den Stadtkämmerer vor Herausforderungen. Wuppertal ist hoch verschuldet und hat sich im Stärkungspakt mit dem Land Nordrhein-Westfalen verpflichtet, seinen Haushalt bis 2017 auszugleichen. Auch bei den Personalkosten sind große Sprünge nicht drin. Deshalb hat Slawig gestern seine Forderung an die Bundesregierung wiederholt, die Kommunen finanziell stärker zu unterstützen. Dabei geht es aktuell vor allem um die Kosten der Integration, an denen sich der Bund bisher nicht beteiligt.

Wuppertal ist Mitglied im „Aktionsbündnis für die Würde unserer Städte“, dass sich um eine gerechtere Verteilung der Lasten zwischen Bund, Ländern und Gemeinden bemüht. Allein in NRW stehen Kommunen kurzfristig mit 25 Milliarden Euro in der Kreide.