Mobilität 149 Elektroautos rollen durch Wuppertal

Elektrisch abzufahren, das ist die Zukunft. In der Gegenwart sind Stromfahrzeuge auf den Straßen allerdings noch eine Ausnahmeerscheinung. In Wuppertal sind gerade einmal 149 reine Elektroautos zugelassen. Dabei sind die Vorteile für die Fahrer groß: Sie tanken überwiegend kostenlos, zahlen fünf Jahren keine Kraftfahrzeug-Steuer und können während des Ladevorgangs sogar kostenlos parken.

Wuppertal. Das grüne Gewissen war für Werner Jacken vor 15 Jahren der Antrieb, elektrisch abzufahren. Der Sprecher der Evangelischen Kirche in Wuppertal zählt mit seinem roten Stadtflitzer zu den Pionieren der Elektromobilität. „Wir haben die gesamte Entwicklung mitgemacht und auch die Schwachpunkte schnell kennen gelernt. Die ersten Blei-Akkus waren nicht nur schwer, sie hatten auch einen enorm hohen Verschleiß. Das lässt sich mit den heutigen Lithium-Ionen-Batterien gar nicht mehr vergleichen.“

Werner Jacken und Präses Manfred Rekowski nutzen ihre beiden einsitzigen Cityel als Dienstwagen. „Sie sind klein, leicht, wendig und durchaus schnell. Mehr Auto ist in der Stadt nicht nötig“, betont Werner Jacken. Ihm ist aufgefallen, dass die Einstellung zu Elektroautos sich komplett gewandelt hat. „Früher haben mich eher mitleidige Blicke begleitet, heute sind es neidische. Die Leute recken den Daumen, wenn ich vorbei fahre und häufig werde ich gefragt, was so ein Auto kostet und wo ich es gekauft habe.“

Reine Elektro-Fahrzeuge sind in Wuppertal allerdings noch immer eine Ausnahmeerscheinung. Das Straßenverkehrsamt verzeichnet 149 Zulassungen, davon sind 108 PKW. „Das ist bei rund 210 000 Fahrzeugen insgesamt nur ein verschwindend geringer Anteil“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Die Verwaltung selbst hat in ihrer 350 Fahrzeuge starken Flotte lediglich vier mit Stromantrieb, die WSW doppelt so viele und die Feuerwehr eines.

Der Twizzy kam vor drei Jahren als Versuchsmobil zu den Rettern und ist vor allem für Botenfahrten im Einsatz. „Wenn einer mal schnell ins Rathaus muss oder Termine in der Stadt hat, ist er damit umweltschonender als mit jedem anderen Auto unterwegs“, sagt Feuerwehr-Sprecher Andreas Steinhard. Im Einsatz hat sich der offen Einsitzer dagegen nicht bewährt. „Er bietet zu wenig Platz und das Martinshorn ist einfach zu laut.“ Mit der Technik hat die Feuerwehr gute Erfahrungen gemacht. „Das funktioniert alles reibungslos, da können wir uns nicht beklagen.“

An ihren 14 Stromtankstellen im Stadtgebiet verzeichnen die WSW seit drei Jahren einen kontinuierlich steigenden Verbrauch. „Wir haben bisher 130 Ladekarten ausgegeben, die Tankleistung lag 2015 bei etwas 20 000 Kilowattstunden. Die Auswertung zeigt, dass der überwiegende Teil unserer Kunden zu Hause lädt und die Ladekarte als Sicherheitslösung wählt“, berichtet WSW-Sprecher Holger Stephan. Derzeit ist das Tanken im gesamten Stadtgebiet kostenlos, ab Anfang September ist die Einführung einer Inklusiv-Gebühr von 10 Euro im Monat geplant.

Sollten auch die Zulassungszahlen steigen, soll sich auch das Ladenetz weiter verdichten. Die WSW hätten dann die Möglichkeit, auf eine Förderung der Bundesregierung zurückgreifen, die (laut Entwurf) bis zu 50 Prozent der Kosten pro Station betragen könnte.

Die Sonne liefert die Energie, die Werner Jacken voranbringt. Die Solarmodule auf den Verwaltungsgebäude am Kirchplatz produzieren den Saft, den er an der Steckdose zapft. „Das macht die Bilanz noch besser.“ Mit fünf Kilowattstunden ist er 100 Kilometer unterwegs. Das Laden ist beschreibt der Elektro-Pionier als völlig unkompliziert. „Einer unserer drei Parkplätze hat eine Steckdose und und da kann ich auch tagsüber jederzeit laden.“ In Zukunft könnte auch der Stecker Vergangenheit sein, glaubt Werner Jacken. „Dann rollt das Auto nur noch auf eine spezielle Parkfläche und lädt dort über Induktion.“ Seit seinem Start 2001 hat er bereits rund 60 000 Kilometer elektrisch zurückgelegt. Heute würde er sich in einen Kleinwagen auf vier Rädern setzen. „Damals war das Dreirad eine gute Idee, doch mit den schmalen Reifen spüre ich jedes Schlagloch.