Wie in einer Sänfte dahingleiten
Elektrisch unterwegs zu sein ist ein leises Vergnügen, das sich guten Gewissens genießen lässt. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Wuppertal. Ein grünes Gewissen nehme ich für mich selbst auch in Anspruch. Grünen Strom beziehe ich seit Jahren, Energie sparen, Müll vermeiden und der Kauf von Bioprodukten gehören ganz selbstverständlich zu meinem Alltag. Nur auf das Auto kann ich nicht verzichten. Schnell und flexibel jederzeit voranzukommen, fordert nicht nur der Beruf, es ist ein entscheidender Teil meines Lebens. Die Schadstoffe, die ich dabei durch den Auspuff in die Atmosphäre puste, stören mich allerdings schon lange.
Höchste Zeit also, aus dem Diesel aus- und in das Elektromobil einzusteigen. Drei Tage kann ich den Renault Zoe auf Strom und Stecker testen. Der kleine Schwarze gefällt mir auf den ersten Blick. Das innovative Design macht ihn zu einem futuristischen Flitzer und noch mehr reizen mich seine inneren Werte. Die Technik erklärt mir Jan Wintermüller in wenigen Worten. „Entscheidend ist umzudenken. Statt so lange zu fahren, bis die Akkus leer sind, lädt das Auto, sobald es irgendwo steht.“ Das klingt einleuchtend.
Die Kabel finde ich im Kofferraum: eines für die Schnellladetanken im Stadtgebiet, eines für die ganz normale Haushaltssteckdose. Der Anschluss verbirgt sich vorne unter einer Klappe mit dem Logo des Hertellers, die auf Knopfdruck aufspringt. Wo ich die nächste Tanke finde, zeigt mir der Computer im Cockpit. Meine Befürchtungen, irgendwo leer zu laufen, lösen sich schlagartig in Luft auf.
Reinsetzen, starten und — Stille. Kein ratternder Motor, keine Abgaswolke. Kaum löst sich mein Fuß von der Bremse, rollt der Wagen sanft an. Wie in einer Sänfte gleite ich auf die Straße und ordne mich in den Verkehr ein. Nach ein paar Minuten hätte ich fast vergessen, dass ich in einem Elektroauto sitze, wären da nicht die Zwischentöne in der Radiomusik, die sonst das Motorengeräusch einfach verschluckt.
AM Verlagsgebäude angekommen, halte ich an der nächsten Steckdose, schließe das Kabel an und sofort signalisiert mit ein bläuliches schimmerndes Licht, dass der Wagen vom elektrischen Saft trinkt. Als ich zum nächsten Termin starte, ist er fast schon wieder bei 100 Prozent. Dennoch verordne ich mir zusätzliche Sparsamkeit und schalte den Eco-Modus ein. Die Batterie dankt es mir, am Fahrgefühl ändert sich für mich nichts.
Erneut genieße ich das Gefühl, dahinzugleiten und den Komfort, dass mir das Auto fast jeden Handgriff abnimmt. Kaum bin ich in den Burgholztunnel eingetaucht, schaltet sich von selbst das Licht ein, als es auf der anderen Seite zu regnen beginnt, bewegen sich ganz ohne mein Zutun die Scheibenwischer. Nach getaner Arbeit rolle ich heimwärts und schließe den Wagen dort gleich wieder an der Steckdose an. Diesmal teilt das Display allerdings mit, dass die Energieaufnahme unmöglich ist. Nach einigem Hin- und Herstöpseln konsultiere ich die die Betriebsanleitung. Die teilt mir aber nur mit, dass lediglich eine Programmierung den Ladevorgang verhindern kann . das prüfe ich, finde allerdings nichts dergleichen. Der gute Rat „wenden Sie sich an Ihre Werkstatt“ bringt mich um 20.30 Uhr auch nicht weiter. Also die Nummer für Notfälle. Der Rat vom Fachmann: fünf Minuten warten, bis der Bordcomputer heruntergefahren ist und dann noch einmal versuchen. Diesmal klappt alles. Wäre auch zu schade gewesen, wenn der Wagen unseren Ökostrom verschmäht hätte. Ich freue mich schon am nächsten Tag wieder einzusteigen.