16 Jahre musste Mario warten – jetzt tritt er ins Rampenlicht
Wuppertal erlebt im Kleinen Schauspielhaus mit „Mario“ wieder eine Uraufführung.
Wuppertal. An Ostern dürfte es wieder viele glückliche, aber auch einige ratlose Gesichter gegeben haben. Was bekommt man auch nicht alles geschenkt: Pralinen, obwohl man eigentlich Diät macht, Pullover mit Mustern, über die man trefflich streiten kann, oder Bücher, die man sich selbst nie kaufen würde.
Das alles ist nichts im Vergleich zu dem, was Ursula und Günther Weißenborn erhalten haben: Ihr bisher schönstes Präsent ist eine Novelle. Das größte Geschenk machen sie sich allerdings selbst: Sie bringen "ihre" Geschichte auf die Bühne - 16Jahre, nachdem ein befreundeter Russe den beiden Wuppertalern eine Novelle auf die Leiber geschrieben hat. Was lange währt, wird also endlich sichtbar: Am kommenden Samstag erlebt "Mario" seine Uraufführung im Kleinen Schauspielhaus.
Eine kleine Puppe soll der große Star der Inszenierung werden: Der junge Mario erlebt einen Sänger und ist sofort fasziniert. Zaghaft erhebt er selbst seine Stimme. Er folgt ihr wie einem fernen Klang und reist durch die Welt der Phantasie. Sein Gesang verändert die Bahn des Mondes und bändigt ein Ungeheuer.
So wird Mario selbst ein Sänger - und der Zuschauer am Ende um eine phantastische Erkenntnis reicher. "Mario entdeckt, dass in jedem die Möglichkeit steckt, sich künstlerisch zu äußern", betont Günther Weißenborn (Müllers Marionetten-Theater), der hinter Mario steckt und Farbe bekennt - gerade weil Marios Gesicht "nur" abstrakt weiß ist. Das lässt dem Puppenspieler jede Gestaltungsmöglichkeit: Alter und Ausdruck verleiht er der hüfthohen Figur, indem er sie entsprechend bewegt.
16 Jahre haben Weißenborns auf die Premiere hingearbeitet. Nun sind sie froh, einen Helfer zu haben, der alles andere als eine leblose Puppe ist: "Das Wichtigste ist, dass wir Thomas Laske bekommen haben, einen Leuchtturm der Wuppertaler Bühnen." Der Bariton soll der Kammeroper Gehör verschaffen - zusammen mit einem Kammerensemble des Sinfonieorchesters. Dabei gibt Lutz-Werner Hesse den Ton an: Der Wuppertaler Komponist schenkt Mario eine Welt mit akustischem Wiedererkennungswert. "Er zitiert wild durch die Musikgeschichte", verrät Weißenborn. "Hesse liebt es holzschnittartig. Ich schätze seine plakative Tonsprache."
Dass es Mario einmal tatsächlich ins Rampenlicht schafft, hätten Weißenborns vor 16 Jahren wohl kaum gedacht. Damals gaben sie auf Einladung von Sergej Georgijewitsch Georgijew ein 14-tägiges Gastspiel in Jekaterinburg. Zum Dank schenkte der Dichter dem Wuppertaler Ehepaar eine Novelle. Geht es nach Weißenborns, soll die Bühnenversion nun ein Höhepunkt, aber noch lange nicht das Ende einer wunderbaren Geschichte sein. Vor fast zehn Jahren haben sie zusammen mit den Wuppertaler Bühnen "Die Geschichte vom Soldaten" erzählt. Die Produktion ging anschließend auf Tour. "Mario" soll ihr folgen. Noch ist das aber Zukunftsmusik: Am Samstag wird erst einmal Uraufführung gefeiert.