Wuppertal 23-Jähriger streitet ab, ein Loverboy zu sein
Wuppertal · Prozess: Er soll eine 18-Jährige und eine 16-Jährige mit Täuschung zu Prostitution gebracht haben.
„Ich zwinge niemanden, was zu machen, was er nicht will!“ Der junge Mann (23) auf der Anklagebank spricht viel und eifrig. Und macht dabei widersprüchliche Aussagen. Einerseits will er einstehen für das, was er getan hat, andererseits streitet er die meisten Vorwürfe ab.
Er soll gemeinsam mit seinem Mitangeklagten (26) junge Frauen mit der Loverboy-Methode, als dem Vortäuschen einer Liebesbeziehung, für einige Wochen dazu gebracht haben, sich zu prostituieren. Konkret geht es um zwei Opfer: So soll der 23-Jährige erst eine 18-Jährige überzeugt haben, dass sie als „Sexworkerin“ ihre Geldprobleme lösen könne, dann sollen die Männer gemeinsam eine 16-Jährige ebenfalls zur Prostitution gebracht haben.
Laut Anklage stellten die Angeklagten Anzeigen in Internetportale wie kaufmich.com, organisierten die Kundentermine, brachten die jungen Frauen in Hotels, drängten sie, weiterzuarbeiten, wenn sie nicht wollten, und nahmen ihnen fast das gesamte eingenommene Geld ab.
Der 23-Jährige erklärte zu Beginn seiner wortreichen, aber nicht immer strukturierten Aussage: „Teilsachen stimmen.“ Aber er habe niemanden gezwungen. Und: Sein Mitangeklagter habe nichts mit der Sache zu tun. Er habe damals nur bei ihm gewohnt. Es bedrücke ihn, dass dieser durch ihn in Untersuchungshaft gekommen sei.
Die 18-Jährige habe er in einem Club kennengelernt, sie hätten die Nacht miteinander verbracht. Dabei habe sie von ihren Konflikten mit den Eltern wegen Geld erzählt. Da habe er ihr von der Möglichkeit erzählt, mit Prostitution viel Geld zu verdienen. Auch wenn sie erst zögerte, sei sie am nächsten Morgen auf ihn zugekommen und habe es machen wollen.
„Wenn ich etwas manage,
mache ich das richtig“
„Ich habe dann gesagt, dass ich das manage. Und wenn ich was manage, mache ich das richtig.“ Nach seiner Darstellung haben sie aber alles gemeinsam entschieden, etwa die Anzeige formuliert, auch er selbst habe die dort üblichen Abkürzungen nicht gekannt, die Termine ausgemacht. Die 18-Jährige habe jedes Mal entscheiden dürfen, ob sie den Kunden will. Laut Anklage hatte er ihr das Handy abgenommen und machte für sie die Termine aus.
Er stritt auch ab, sie von ihren Freunden isoliert zu haben. Und er habe sie auch nicht durch Androhen von Schlägen zur Sexarbeit gezwungen: „Ich bin gar nicht der Typ dafür, jemanden zu bedrohen.“ Er sprach sogar davon, dass sie sich mit den Männern vergnügt habe und dann lächelnd zurückgekommen sei. In Nebensätzen ließ er einfließen, dass sie psychische Probleme habe, trank und sich auch jetzt noch prostituiere.
Rund um den Japantag in Düsseldorf, als sie dort in einem Hotel logierten und mit Freunden feierten, war es zu einer Eskalation gekommen. Seinen Angaben nach, weil sie eifersüchtig war, getrunken und Drogen genommen hatte. Damals habe nicht sie, sondern er alles beendet. Eine Liebesbeziehung hätten sie nie gehabt, er habe auch nie von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen. Das sei nur eine „Freundschaft plus“, also eine Freundschaft mit gelegentlichem Sex gewesen.
Die 16-Jährige habe er über die 18-Jährige kennengelernt. Auch ihr habe er Prostitution nur vorgeschlagen, sie habe es freiwillig getan. Er habe sie auch nicht in eine Beziehung mit dem Mitangeklagten gedrängt, indem er sagte, dass dieser sich für sie interessiere. Er habe sie auch nicht zum Kiffen gebracht, das habe sie bereits vorher getan und auch Amphetamine genommen. Die habe er ihr nie gegeben, nur Cannabis von den Sex-Einnahmen besorgt, das aber „für alle“ in ihrer Gruppe gedacht gewesen sei. Und auch bei der 16-Jährigen habe er von sich aus gesagt „Wir lassen das jetzt sein“ – bevor die Vermisstenanzeige ihrer Familie und die Aussagen der jungen Frauen dazu führte, dass er und der Mitangeklagte verhaftet wurden.
Für den Prozess sind noch fünf weitere Termine vorgesehen, das Urteil könnte am 11. März fallen.