Teilnehmerrekord in Wuppertal 2400 packen beim Wupperputz an
Nachdem die Reinigungsaktion im vergangenen Jahr ausfiel, gab es jetzt einen Teilnehmerrekord. Auch mehr Kinder als je zuvor säuberten die Ufer.
Beim Wupperputz liegt so etwas wie Ausflugsstimmung in der warmen Frühlingsluft. Die Sonne lässt Reflexe auf den Wellen tanzen, ein leichter Wind weht. An der Adlerbrücke ziehen gerade die Angler der ASG Steinbeißer los. Sie sind über das Geländer geklettert und die steile Leiter bis auf das kurze grüne Gras am Ufer hinuntergestiegen. Vorne weg Luigi Borghesi mit einem blauen Müllsack, in dem alles gesammelt wird, was Anna und Lilli (beide 12) mit ihren Greifzangen aufsammeln. Viel ist es nicht in diesem Abschnitt. „Die Sammelaktionen zeigen Wirkung“, sagt Borghesi. „Außerdem hat das hohe Wasser vieles aus der Stadt geschwemmt.“
Um an den Müll im Flussbett zu kommen, der zu schwer ist, um weggespült zu werden, haben sich einige Angler ihre Wathosen angezogen. Die brauchen sie sonst zum Fliegenfischen. Stefan Brands ist einer von ihnen. Auch Matti (11) trägt Watthose. Sie haben einen selbstgebauten Metallhaken dabei. 1,50 Meter lang, ein Griffteil am anderen Ende, um Kraft einsetzen zu können. Brands: „Damit kann man Sachen aus dem Flussbett ziehen.“ Wie etwa das Metallgestell eines Einkauftrolleys, den Andre Köther von den DLRG Strömungsrettern gerade vom Grund hochholt.
Für eine Stahltür reicht
die Muskelkraft nicht
„Wir arbeiten uns von hier bis zur Junior Uni vor“, sagt er. Die Strömungsretter tragen Neoprenanzüge und Spikes unter den Stiefeln. In den kommenden beiden Stunden werden sie unter vielem anderen noch ein Fahrrad, einen Scooter und eine Straßenabsperrung bergen.
Und bei der Leitung in der Aula der Gesamtschule Barmen wird die Meldung eingehen: Es gibt eine Stahltür und Stahlträger, die mit Muskelkraft nicht hoch zur Straße zu bringen sind. Da müssen sich Patrick Herzog vom Ressort Umweltschutz und Andreas Spiegelhauer, der am Stand von AWG und ESW steht, etwas einfallen lassen.
Die ESW haben Säcke und Handschuhe ausgegeben. Zwei Sperrmüllwagen und zwei Elektroschrottwagen fahren die 35 Sammelstellen entlang der 22 Wupperkilometer ab. Und am Stand konnte man auch die sogenannten „Kehrpakete“ bekommen, die Äpfel, Kekse, Getränke und Bananenchips bereithalten.
Weiter die Wupper hinab, überall sind Menschen emsig dabei, Müll zu sammeln. Im Bereich des Spielplatzes am Loh sind besonders viele Kinder dabei. Manche sind nicht viel größer als die Säcke, die sie mitschleppen.
Wer am Steilufer am Loh über das Geländer steigt, findet keine Leiter vor. Darum haben die Kletterer vom Alpenverein Seile und Karabinerhaken mitgebracht. Für ihre Zweipunktsicherung hat sich Katrin Vach für die Zaunpfähle entschieden. „Die sehen am stabilsten aus.“ Taugliche Stämme gibt es nicht. Was hier wächst, sind Dornbüsche. Oder Brombeeren. Man hört es kratzen. Vach klinkt ihre Sicherung ein, befestigt den Müllsack am Gürtel und verschwindet über die Kante, geschätzte 20 Meter über dem Ufer.
Etwas länger kann man den Abstieg von Wiebke Zarembowicz verfolgen. Ihre Ausbeute auf den ersten zwei Metern: ein kaputter Fußball, ein Coffee to go-Becher und zwei Kissenbezüge. Für Mülljäger scheint die Steilwand ein ergiebiges Revier.
Zurück zur Schule, stehen neben dem Schwebebahnhof Loh schon ganz viele Säcke. Sowie ein Schirm, noch ein Trolley, eine Lederjacke und eine Gehhilfe. In der Schule bereiten sich die Band Opaa und die Sambagruppe Limao Fatal vor. Dörte aus Heckinghausen fährt vor und parkt ihre Vespa. Es duftet nach Erbsensuppe. Draußen wird man mit einer Kleinkehrmaschine des ESW probefahren können.
Oberbürgermeister Andreas Mucke, Georg Wulf vom Wupperverband und Konrad Tschersich von den AWG werden sprechen. Neue Wupperpaten und die Jugendorganisation Wupperranger werden vorgestellt. Und es kann gefeiert werden, wie es sich für den Abschluss eines fröhlichen Müllsammel-Ausflugs gehört.