Ausbildung 35 Plätze für Erzieher: Die Diakonie bildet jetzt selbst aus

Die praxisintegrierte Ausbildung soll dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Eine große Zahl von Bewerbern zeigt Interesse.

Die 35 PIA-Plätze sollen auch dem künftigen Fachkräftemangel entgegenwirken.

Foto: dpa/Jens Büttner

Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt verschiedene Branchen, auch in den Wuppertaler Kitas gibt es einen großen Bedarf an Erziehern. Die Diakonie Wuppertal hat sich aus diesem Grund dazu entschlossen, selbst Erzieher auszubilden. Im neuen Ausbildungsjahr, das im August 2020 beginnt, schafft sie 35 neue Stellen für die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher (kurz PIA). Das ist möglich, weil die Diakonie, der Kirchenkreis und der Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden des Kirchenkreises Wuppertal insgesamt 1,37 Millionen Euro für die Ausbildung von 35 Erziehern über drei Kita-Jahre bereitstellt.

„Ohne die Entscheidung der Gemeinden und Gesamtverbandes wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Marion Grünhage, Geschäftsführerin der Evangelischen Tagesstätten. Denn anders als bei der schulischen Ausbildung wird die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher vergütet. „Viele Träger können sich das nicht“, sagt Grünhage. Das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz), das zum 1. August 2020 in Kraft tritt, regelt eine Förderung der praxisintegrierten Ausbildung mit insgesamt 160 00 Euro über drei Jahre. „Das ist noch nicht mal ein Drittel der Summe“, ordnet Grünhage die Förderung ein.

Durch die Bezahlung ist die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher attraktiv – für Eltern als auch für die Auszubildenden. „Für die schulische Ausbildung müssen es sich die Eltern leisten können, ihre Kinder zu unterstützen“, sagt Grünhage. Die Auszubildenden hätten ein anderes Selbstbewusstsein, wenn sie Geld bekommen. „Jeder andere Lehrling bekommt Geld“, so Grünhage. Das Gehalt während der Lehre signalisiere: „Ich bin etwas wert.“ Die meisten Bewerber würden die PIA-Ausbildung anstreben, es gebe aber nicht genügend Arbeitgeber in der Fläche, die eine anbieten.

Drei Tage in der Einrichtung,
zwei Tage am Berufskolleg

Trotz der Kosten hat die praxisintegrierte Ausbildung auch Vorteile für den Träger. Die dreijährige Ausbildung absolvieren die angehenden Erzieher an drei Tagen pro Woche in der Einrichtung, zwei weitere Tage besuchen sie ein Berufskolleg. „Unsere Erfahrung mit der PIA ist gut, da es immer einen Praxisbezug gibt“, sagt Grünhage. Die Auszubildenden könnten sehen, was in der Kita passiert, welche Haltung die Diakonie zu den Kindern einnimmt und wie sie mit den Eltern spricht. Die Auszubildenden könnten zugleich das, was sie in der Schule lernen, mit der Wirklichkeit abgleichen. „Das ist ein sehr gelungenes Modell“, sagt Grünhage.

„Die Ausbildung ist praxisnäher. Das ist ein großer Vorteil“, sagt auch Michael Neumann, Stadtbetriebsleiter Tageseinrichtungen. Die Stadt Wuppertal bietet seit 2017 die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher an. Möglicherweise könnten Auszubildende dadurch früher erkennen, ob die Arbeit zu ihnen passe. „Die Auszubildenden lernen den Arbeitgeber von vorneherein kennen und sehen, wie die tägliche Arbeit im Betrieb abläuft“, so Neumann. Die Ausbildungskosten seien gut investiert. „Wir sind gerne bereit, Kosten aufzuwenden, wenn wir dafür qualifizierte Fachkräfte bekommen“, so Michael Neumann.

Für die PIA-Ausbildung hat die Stadt Wuppertal mehr Bewerber als Plätze. Angefangen hat sie 2017 mit elf Plätzen, in diesem Jahr kann die Stadt 20 Ausbildungsplätze anbieten. „Für die Auszubildenden ist das die interessantere und lukrativere Ausbildung“, sagt Neumann. Das könne man daran beobachten, dass die PIA-Auszubildenden in den städtischen Kitas im Verhältnis zu den Erziehern im Anerkennungsjahr von Jahr zu Jahr steige. „Ich bin davon überzeugt, dass es das Modell der Zukunft ist“, so Neumann.

Die Diakonie Wuppertal hat „eine Flut von Bewerbungen“ bekommen, als bekannt wurde, dass sie ab August 35 PIA-Stellen schaffen würde. „Die Bewerbungsphase endet am 15. Februar, weil wir das nicht mehr bewältigen können“, sagt Marion Grünhage, Geschäftsführerin der Evangelischen Tagesstätten. Das große Interesse an dem Ausbildungsgang bewertet sie aber positiv: „Ich bin sehr froh darüber.“