Konzert 6. Kammerkonzert des Sinfonieorchesters in der Wuppertaler Stadthalle widmet sich „Traumspielen“
Wuppertal · Die Besucher können sich auf viele Emotionen und spielerisch traumwandlerische Sicherheit freuen.
Das 6. Kammerkonzert im Mendelssohn-Saal der Historischen Stadthalle war mit dem übergreifenden Thema „Traumspiele“ betitelt. Tatsächlich wurde das Thema „Traum“ in jedem der drei Werke berührt. Björn Woll, der Autor des Begleittextes zu diesem Konzert, stellte die stilistische Übereinstimmung des hier aufgeführten „Streichquartetts e-Moll op.44, Nr.2“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit seinem berühmten „Sommernachtstraum“ fest, die im Scherzo des zweiten Satzes „eine zauberische Elfenmusik“ erlebbar macht.
Das Streichquartett des Sinfonieorchesters, mit den Violinisten Livio Neagu-Gruber und Axel Hess, dem Bratschisten Jens Brockmann und Solocellistin Anne Yumino Weber legte einen traumhaften Start hin. Virtuose Geläufigkeit, weitgespannte Phrasierungsbögen, ein dynamisch flexibles Innenleben prägten nicht nur den ersten Satz “Allegro assai appassionato“, sondern setzten sich mit straffem Tempo und leidenschaftlichem Spielgestus im zweiten Satz fort. Der langsame dritte Satz (Andante) überzeugte mit einer erzählerisch-lyrischen Tonsprache, die sich im finalen „Presto agitato“ mit sich steigerndem Tempo, mit viel Emotion und spielerisch traumwandlerischer Sicherheit tatsächlich zu einem „Traumspiel“ entwickelte: eine gemeinschaftliche Leistung des Klangwillens.
Mit gleichem Engagement, mal kräftig zupackend, mal empfindsam und nachdenklich, gelang dem Ensemble Brahms‘ „Streichquartett a-Moll op.51,Nr.2“. Der große Romantiker schrieb dieses Werk im reifen Alter von 40 Jahren, blieb wie Mendelssohn der Tradition der Klassik treu, zeigte mit seiner „ausgeklügelten thematischen und kontrapunktischen Arbeit“ (Zitat Björn Woll) seinen bereits ausgeprägten Personalstil. Beeindruckend, wie jeder Spieler seine eigene Tonsprache entwickelte und das Ensemble als geschlossener Klangkörper agierte.
Hier zeigt sich der bisweilen strenge norddeutsche Komponist von seiner heiter-gelösten Seite, mal sensibel-verinnerlicht, mal expressiv und leidenschaftlich. Die Last des noch jungen Brahms, in der Tradition des übergroßen Beethoven zu stehen, scheint abgelegt und durch ausgeglichenes Wohlbefinden zu einer befreiten Tonsprache mutiert zu sein.
Hohe Klänge symbolisieren den Weg der Engel zum Himmel
Die Musiker belegen es mit ihrer technischen Virtuosität, mit absolut reiner Intonation und überzeugender Bogenführung und liefern eine überzeugende Interpretation. Ihre Vielseitige emotionale und klangliche Gestaltung, ihr wandelbares Musizieren, mal anmutig und klangselig, mal tänzerisch, mal temperamentvoll: Die beeindruckten Zuhörer erlebten auch hier ein romantisches Traumspiel.
In veränderter Besetzung und stilistisch aus dem Rahmen fallend, führten schließlich fünf Sinfoniker Darius Milhauds „Les rêves de Jakob op. 294“ auf : in melodieführender Position die Oboistin Susanne von Foerster, an ihrer Seite Liviu Neagu-Gruber, Violine und Jens Brockmann, Viola, neben dem Violoncello (Anne Yumino Weber) stand der große Kontrabass (Andrew Lee). In diesem fünfsätzigen Werk träumt Jakob von der Himmelsleiter, die zu Gott führt. Daraus entwickelt Milhaud ein „Traumspiel“ mit hohen Klängen, die den Weg der Engel zum Himmel symbolisieren. Das Mysteriöse des zweiten Satzes gelingt den fünf Musikern und Musikerinnen nicht so überzeugend. Zu vordergründig, robust und direkt gespielt, verdeckt ihre Interpretation den Zauber des Geheimnisvollen. Sind die fünf Sätze mit den Träumen Jakobs skizzierte Klangbilder oder gar Programm-Musik?
Die Komposition ist nicht eindeutig, und die Interpreten taten sich schwer, sich zu entscheiden. Es gab langanhaltenden, von Bravorufen begleiteten Applaus.