750 Teilnehmer So war es bei der Demo gegen Rechts in Wuppertal
Wuppertal · Viele Menschen sind dem spontanen Aufruf des Bündnis „Wuppertal stellt sich quer“ gefolgt. Unsere Redakteurin war dabei.
Der kurzfristige Aufruf von „Wuppertal stellt sich quer“ (WSSQ) aufgrund der jüngsten politischen Ereignisse zeigte Wirkung: Zu der lautstarken Demo kamen laut Polizei in der Spitze 700 Menschen, die Organisatoren schätzen die Zahl auf 800 Teilnehmer. Die Demo gegen Faschismus sei, so die Organisatoren, notwendiger denn je, angesichts des offenbaren Falls der Brandmauer von Seiten der CDU/CSU. Der Antrag von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz für eine verschärfte Migrationspolitik, bei dem er auch die zustimmenden Stimmen der AfD offen in Kauf nimmt, besorgt viele Menschen. Das spiegelt sich auch in den vielen Demo-Teilnehmern wieder, die trotz feucht-kaltem Januarwetter den Weg nach Barmen fanden.
Am Dienstagabend um 18 Uhr trafen auf dem Johannes-Rau-Platz vor dem Barmer Rathaus viele Menschen mit Plakaten, Trillerpfeifen, Ratschen und Tröten ein. Ein Trio war gar mit Melodicas ausgestattet, eine Art Mini-Keyboard, das mittels Hineinblasens Töne von sich gibt. Viele waren mit Plakaten ausgestattet: „Nie wieder ist jetzt!“, „AfD Verbot jetzt!“. Sabine Wrede hat lediglich drei Worte auf ihr Plakat geschrieben: „Demokratie Solidarität Menschlichkeit“. „Damit ist eigentlich alles gesagt, was es braucht“, ist sie überzeugt.
Mit Plakatsprüchen wie „Niemand hat die Absicht eine Brandmauer einzureißen“ werden historische Referenzen aufgegriffen. „Als wir Frauen mehr Rechte wollten, meinten wir keine Nazis“, steht auf dem Schild einer Frau, die extra als kleinen Zusatz ein „Merz ist mitgemeint“ hinzugefügt hat.
Schon am Wochenende hatte es deutschlandweit viele Demonstrationen gegen Rechts und für Demokratie gegeben. Eine der Organisatorinnen kündigt an, dass dies der Auftakt einer ganzen Reihe von weiteren Protesten in Wuppertal sei. „Wir wollen laut zeigen, wofür wir stehen – gegen Faschismus, gegen Populismus und für ein Miteinander und Demokratie“, führt sie in einer Rede aus. Sie spricht sich dagegen aus, dass das Thema Migration in Zusammenhang mit tödlichen Angriffen instrumentalisiert werde; es zu Pauschalisierungen und Vorverurteilungen komme. Sie kritisiert stark die Worte von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der sich gegen das ‚Nazi-Bashing‘ gegen die AfD und das ‚Brandmauergerede‘ ausspreche. „Die Parteien lassen sich von der AfD vor sich hertreiben“, deshalb fordert sie, dass es aufhören müsse, dass „Rechtsextreme den Diskurs bestimmen“. Später sprach eine junge Frau mit migrantischem Hintergrund über ihre Sicht auf die aktuellen Geschehnisse. Eine Vertreterin der Omas gegen Rechts kritisiert CDU und AfD in einer weiteren Rede.
Nach den Wortbeiträgen gab es einen Demozug über den Werth, an der Kunsthalle Barmen vorbei zur B7, die kurzfristig gesperrt wurde. Ein Halt wurde am CDU-Kreisverbandsbüro eingelegt, bevor es durch Lindenstraße und Werth zum Alten Markt ging.
Für die Organisatoren von WSSQ, ein breites Bündnis aus der Wuppertaler Zivilgesellschaft zeigt sich vom Erfolg der spontan einberufenen Demo, die nur wenige Tage beworben wurde, begeistert. Allerdings gibt es auch einen Dämpfer: „Die Wuppertaler Versammlungsbehörde ist der Auffassung, dass dies keine Eilversammlung ist. Die Demo hätte 48 Stunden vorher angemeldet werden müssen und wir hätten dann erst Werbung dafür machen dürfen. Deshalb gibt es jetzt einen Strafantrag gegen mich.“ Er erklärt weiter, dass dies vor Gericht geklärt werden müsse und übt harte Kritik am Vorgehen der Behörden.