Bei Demo gegen Rechts in Köln Rabaue: Tesla bei Demo beschädigt
Grevenbroich/Köln · Bei einer Demo gegen die AfD und Rechtsradikale in Köln sind am Samstag Zehntausende auf die Straße gegangen. Am Neumarkt attackierten einzelne Teilnehmer das Privatauto von Alex Barth, Frontmann der Grevenbroicher Kult-Band Rabaue.
Am Samstag sind im Kölner Stadtzentrum mehrere Zehntausend Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die AfD und gegen Rechtsrucke zu protestieren. Nach Polizeiangaben sollen bis zu 40 000 Menschen dabei gewesen sein, nach anderen Angaben doppelt so viele. Die Demo verlief allgemein friedlich – am Rande allerdings gab es einen unschönen Vorfall. So sollen sich einzelne Teilnehmer an einem Tesla „abgearbeitet“ haben, der am Neumarkt geparkt war. Der Besitzer des weißen Elektroautos: Alex Barth, Frontsänger der Grevenbroicher Kult-Band Rabaue, die etwa für ihr Open Air am Schloss in der Stadt bekannt ist.
Der Sänger war am Samstagmorgen mit seinen Kindern in die Kölner City gefahren, um dort einkaufen zu gehen. Seinen Tesla hatte er in einer Parkbucht am Neumarkt abgestellt. Als er zurückkam, war der Protestzug gegen Rechts in vollem Gange – ein Wegfahren nicht möglich. Schon auf dem Weg zu seinem Auto bemerkte Alex Barth, dass irgendwer seinen Privatwagen beschmiert hatte. „Fuck Musk“ soll jemand mit dem Finger in den Staub geschrieben haben, der sich winterbedingt auf der Heckklappe des Gefährts abgelagert hatte.
Das Verhalten des Tesla-Konzernchefs Elon Musk stößt aktuell vielen Menschen übel auf; insbesondere seine Nähe zur AfD sowie seine Rolle an der Seite des kürzlich wieder ins Amt eingeführten US-Präsidenten Donald Trump. Ihren Zorn darüber haben Einzelne nun offensichtlich auf das Privateigentum des Sängers übertragen. Dabei ist Alex Barth kein Sympathisant von Elon Musk, wie er sagt: „Ich fahre das Auto seit zwei Jahren.“ Damals war es um den US-Milliardär noch vergleichsweise ruhig gewesen.
Wie Alex Barth berichtet, musste er am Samstagmittag zwei Stunden lang Attacken auf sein Eigentum abwehren. „Ich habe versucht, dafür zu sorgen, dass man seinen Frust nicht an meinem Auto ablässt“, sagt er. Einzelne Demo-Teilnehmer schrieben zufolge „Fuck you, Tesla-Fahrer“ auf das Auto. Als er die Schriftzüge im Staub wegwischen wollte, sollen Teilnehmer versucht haben, dies zu verhindern. Außerdem wurden Sticker auf den Tesla geklebt. Im Beisein ihrer Eltern sollen Kinder das Fahrzeug zudem bespuckt haben. Einzelne Demo-Teilnehmer sollen sich darüber hinaus nach ihren Angriffen auf das Auto gar stolz vor selbigem fotografiert haben, um ihr „Werk“ in den sozialen Medien zu posten. „Es wurde sogar versucht, gegen mein Auto zu urinieren“, berichtet Alex Barth. Letztlich soll jemand mit Trommelstöcken auf den Kofferraumdeckel geschlagen haben – die Folge ist ein Schaden in Form von Dellen im Lack.
All das stimmt den Rabaue-Frontmann fassungslos. „Ich bin erschüttert“, sagt Barth, der zwischenzeitlich gar als Nazi beschimpft worden sein soll, weil er Tesla fährt. Im Anschluss durfte er seinem achtjährigen Sohn, der sich angesichts der Beschimpfungen Sorgen um seinen Papa gemacht hat, erklären, was ein Nazi ist. „Manche Teilnehmer der Demo haben meines Erachtens einfach nur Stress gesucht. Man muss annehmen, dass diesen Leuten die Demokratie herzlich egal ist“, sagt Barth. Versuche, das Auto durch die Polizei schützen zu lassen, sollen gescheitert sein – „keine Chance, an diesem Tag dafür Polizei zu bekommen“, so der Sänger.
Der Rabaue-Frontmann betont ausdrücklich, dass er Demos gut findet: „Ich heiße es gut, wenn man auf die Straße geht. ,Hätz statt Hetze’ – das ist auch meine Gesinnung, und mit absoluter Sicherheit wähle ich nicht die AfD“, sagt Alex Barth. Aber das mit den Übergriffen auf sein Auto gehe zu weit, unterstreicht er: „Man packt anderer Leut’s Klamotten nicht an. Ich kann mein Auto jetzt nicht wegen der politischen Gesinnung des Chefs vom Hersteller-Konzern verkaufen.“ Seinem Ärger über das Verhalten mancher Demo-Teilnehmer hat Barth etwa bei Facebook Luft gemacht. Er postete Fotos von denjenigen, die für die Attacken auf seinen Wagen verantwortlich sein sollen.
Zum Protest gegen die AfD hatte das Bündnis „Köln stellt sich quer“ aufgerufen. Für eine Stellungnahme zu dem Vorfall war der Zusammenschluss, der von etlichen Vereinen, Parteien und anderen Akteuren unterstützt wird, am Sonntag zunächst nicht zu erreichen.