Wählergemeinschaft GGV Neue Fraktion für Grevenbroich

<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 1000078%;">Grevenbroich </irglyphscale></irwordspace> · Markus Erhardt ist aus der CDU ausgetreten, behält aber sein Mandat: Er tut sich mit dem bisherigen Einzelkämpfer Dirk Heyartz zusammen. Gemeinsam wollen sie die unionsnahe Ratsfraktion GGV bilden. Was das für das wichtigste politische Organ der Stadt bedeutet.

Zweier-Gespann für den Rat: Dirk Heyartz (li.) und Markus Erhardt wollen die Fraktion GGV ins Leben rufen.

Foto: Kandzorra, Christian

So etwas gibt’s im politischen Grevenbroich nicht alle Tage: Während der laufenden Ratsperiode kommt es im Stadtrat zu einer Verschiebung. Markus Erhardt, bisher Mitglied der CDU-Fraktion, ist aus der Union ausgetreten. Er hat sein Parteibuch abgegeben – und ist Mitglied der Wählergemeinschaft „Grevenbroich gemeinsam verändern“ (GGV) geworden, die bislang in Form des Einzelratsmitglieds Dirk Heyartz im wichtigsten politischen Organ der Stadt vertreten war. Weil Markus Erhardt sein Ratsmandat behält, ergibt sich nun die Möglichkeit zur Gründung einer neuen Fraktion: Heyartz und Erhardt wollen sich zusammentun und als Zweier-Gespann unter GGV-Flagge im Rat mitentscheiden.

Bereits „zwischen den Jahren“ haben die beiden Ratsherren Bürgermeister Klaus Krützen über ihr Vorhaben informiert. Der Gründung der Fraktion mitten in der laufenden Ratsperiode steht im Grunde nichts entgegen. Die Voraussetzungen dafür sind in der NRW-Gemeindeordnung geregelt. Demnach reicht es im Rat einer kreisangehörigen Kommune wie Grevenbroich aus, wenn sich zwei Ratsmitglieder zu einer Fraktion zusammenfinden, sagt Stephan Renner. Er ist Fachdienstleiter bei der Stadtverwaltung und kümmert sich unter anderem um Ratsangelegenheiten. Nun muss sich die Fraktion noch Statuten geben – eine Formsache.

Den Vorsitz der Fraktion möchte Dirk Heyartz übernehmen. Der Elsener, der von Beruf Schädlingsbekämpfer ist, hatte seine „Fühler“ schon im Dezember in Richtung CDU und insbesondere in Richtung Markus Erhardt ausgestreckt. „Wir stehen schon länger miteinander in Kontakt“, sagt Dirk Heyartz: „Und am Rande der letzten Sitzung 2024 habe ich gefragt, ob wir nicht eine Fraktion bilden wollen.“ Markus Erhardt hat zugesagt – und der CDU damit den Rücken gekehrt. Allerdings „nicht im Streit und ohne Zorn“, wie er betont.

Der IT-Servicekoordinator Markus Erhardt, der in Frimmersdorf zu Hause ist und 2019 in die CDU eingetreten war, hat seine Entscheidung in enger Absprache mit dem hiesigen Unions-Fraktionschef Wolfgang Kaiser getroffen. Er und auch Stadtverbandsvorsitzende Heike Troles bedauern den Schritt, wie es in einer Mitteilung heißt, respektieren die Entscheidung aber. Kaiser und Troles danken Erhardt für seine Mitarbeit in der Ratsfraktion und auch im Stadtverband, hier insbesondere im Ortsteil Frimmersdorf.

Die Abstimmung über den Vorsitz im CDU-Ortsverband Süd-West, zu dem auch Frimmersdorf gehört, hatte der damalige Chef Markus Erhardt im Mai 2024 gegen Achim Pfeiffer verloren. Dem Vernehmen nach könnte das die Entscheidung von Markus Erhardt, sich neu zu orientieren, begünstigt haben. Mit dem Umgang innerhalb der CDU auf kommunaler Ebene sei er nicht immer zufrieden gewesen, gibt Erhardt zu: „Aber ich will darüber nicht weiter sprechen.“

Zusammenschluss mit
UWG wird erwogen

Stattdessen möchten Markus Erhardt und Dirk Heyartz nun nach vorne schauen. Ihre Fraktion GGV wollen sie so schnell wie möglich an den Start bringen, „am liebsten schon gestern“, sagt Heyartz, der 2020 in Grevenbroich für das Amt des Bürgermeisters kandidiert hatte. „Als Einzelratsmitglied wird man nicht mitgenommen“, sagt der 57-Jährige, der sich durch den Zusammenschluss mit Markus Erhardt mehr Einfluss verspricht. „Zusammen haben wir mehr Gewicht, vielleicht sind wir hier und da das Zünglein an der Waage“, sagt Heyartz in Bezug auf Abstimmungen im Rat.

Die Gründung der neuen Fraktion führt zwar zu einer neuen Konstellation innerhalb des Rates, aber nicht zu einer Verschiebung der bestehenden Mehrheitsverhältnisse. Die Mehrheit im Rat kann weiterhin die Kooperation aus SPD, Grünen und Mein Grevenbroich bilden – zumindest in der laufenden Periode. Neues könnte sich nach der Kommunalwahl ergeben, die für den 14. September angesetzt ist.

Wo ist die neue Fraktion zu verorten? Dirk Heyartz und Markus Erhardt können sich gut vorstellen, in Zukunft eng mit der CDU zusammenzuarbeiten, sagen sie und ordnen sich selbst im Bereich „Mitte/Rechts“ ein. Mit der Politik der Union sehen die beiden die meisten Übereinstimmungen. Sie wünschen sich, dass die CDU bei der Kommunalwahl im September das Zepter im Rathaus übernimmt. Die Union hat mit Tim Heidemann bekanntlich einen Kandidaten ins Rennen geschickt, der gegen Bürgermeister Klaus Krützen (SPD) antritt.

Dirk Heyartz und Markus Erhardt wollen aber nicht auf ewig zu zweit im Rat vertreten sein. Dass sie sich jetzt als Fraktion formieren, könnte sich insbesondere mit Blick auf die UWG als kluger Schachzug erweisen. Die „Unabhängigen“, denen eine Überalterung droht, wollen am kommenden Montag allgemein über ihre Zukunft in Grevenbroich beraten. Dirk Heyartz sagt, schon mit UWG-Chef Leo Oehmen Kontakt aufgenommen zu haben. „Wir sind offen für neue Mitglieder, auch offen für einen Zusammenschluss“, sagt Heyartz. Erste Interessensbekundungen soll es schon geben.

Die Fraktion der aktuell elf Mitglieder zählenden Wählergemeinschaft GGV hat sich unterschiedliche Themen auf die Fahne geschrieben. „Wir wollen eine Verjüngung der Verwaltung“, beschreibt Dirk Heyartz ein Ziel. Manche Abteilungen seien zu aufgeblasen, meint er, dafür würden in anderen Bereichen Mitarbeiter fehlen. Und auch bei der Stadtentwicklung insgesamt sieht Heyartz noch Luft nach oben. Von einer „Perle an der Erft“ mag er mit Blick auf das, was in Grevenbroich geboten werde, nicht sprechen: „Wir brauchen überall mehr Entwicklung. Nicht nur in der Innenstadt, nicht nur im Bahnhofsviertel.“ Verbesserungsbedarf sieht Dirk Heyartz, der sich auch als Vorsitzender im Bundeselternrat engagiert, zudem bei den Schulen. Das Thema liegt ihm besonders am Herzen: „Wir haben zu kleine Schulen, zu wenig Räume.“