Debatte um „Resohaus“ in Grevenbroich-Laach Debatte über Resozialisierungs-Haus

<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 100125%;">Laach</irglyphscale></irwordspace> · In einer WG sollen junge Straftäter lernen, ihr Leben auf die Kette zu kriegen: Die Resozialisierungshilfe ist von Elsen nach Laach gezogen. Davon sind nicht alle begeisert. Wie das „Resohaus“ funktioniert – und was die Polizei zum Einsatz-Aufkommen sagt.

Blick von der Bergheimer Straße auf das Haus Laach, in dem sich zuletzt eine Pizzeria befunden hatte.

Foto: Kandzorra, Christian

Jahrzehntelang war das alte „Haus Laach“ als Gastwirtschaft mit Kegelbahn ein bedeutender Treffpunkt im Dorf. Die Zeiten sind jedoch lange vorbei. In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Eigentümerwechsel gegeben, zuletzt war in dem schneeweiß gestrichenen Gebäude im Knick der Bergheimer Straße eine Pizzeria untergebracht. Nun gibt es dort wieder einen Wechsel: Ein Schild an einem Seiteneingang weist auf den neuen Mieter hin. Das „Resohaus“ ist eingezogen – eine Einrichtung, in der zurzeit zehn junge Männer lernen sollen, ein eigenständiges Leben zu führen. Zu den Bewohnern zählen auch Haftentlassene.

Hinter der Einrichtung steckt der Trägerverein „Jugendhaus Resozialisierungshilfe“, der sein Domizil in den vergangenen 40 Jahren an der Rheydter Straße 74 in Elsen hatte. Dort ist zum Ende des Jahres allerdings der Mietvertrag ausgelaufen. Das „Resohaus“ stand vor dem Aus – bis der Verein Kontakt zum Eigentümer der markanten Immobilie im Ortskern des 800-Einwohner-Dorfs erhielt.

Laacher begegnen ihren neuen Nachbarn mit Skepsis

Auf eine gute Nachbarschaft mag aber wohl nicht gleich jeder anstoßen: Manche Laacher begegnen der Einrichtung mit Skepsis. Richard Hanke vom Volks- und Heimatverein sagt, dass die Einrichtung für junge Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren derzeit eines „der“ Gesprächsthemen im Ort ist. „Ist so ein kleines Dorf überhaupt dafür geeignet?“, fragt er. „Unseres Erachtens ist das ein großes Problem“, sagt Hanke und spricht von einer „bitteren Pille“, die Laach schlucken müsse: „Ich weiß nicht, ob so eine Einrichtung ein gutes Licht auf das kleine Dörfchen wirft.“ Er hat in der Sache auch den Bürgermeister eingeschaltet.

Familienvater Frank Oberle meldet seinerseits „ernsthafte Bedenken“ an. Er ist beim Spaziergehen mit dem Hund auf das „Resohaus“ in seiner Nachbarschaft aufmerksam geworden. „Ich war sehr überrascht, habe mich erkundigt – und mache mir ehrlicherweise Sorgen um meine 15-jährige Tochter, die jeden Tag an dem Gebäude vorbeigehen muss.“ Oberle befürchtet, dass es zu Angriffen kommen könnte.

„Wir haben keinerlei Informationen erhalten“, bemängelt der Laacher, der damit in die selbe Kerbe schlägt wie Richard Hanke. Die Befürchtung einiger Dorfbewohner ist demnach, dass die Bewohner der Einrichtung im Wohngebiet Probleme machen könnten. In einem politischen Gremium war die Sache zuletzt kein Thema gewesen; folglich sind viele von dem Umzug der Resozialisierungshilfe nach Laach überrascht.

Tamás Milák ist Chef des Vereins „Jugendhaus Resozialisierungshilfe“ und klärt auf: „Der Mietvertrag ist kurzfristig vor Weihnachten zustande gekommen. Wir sind etwas überstürzt, aber dann doch relativ geordnet in die neuen Räume gezogen.“ Der Trägerverein hat das Objekt, das aus dem Hotel, der früheren Gastwirtschaft und einem Anbau besteht, gemietet. Noch sind Teile des Gebäudes eine Baustelle, sagt Milák, aber es werde intensiv daran gearbeitet, zum Beispiel an der Fassadendämmung.

„Resohaus“ schließt Aufnahme von Gewaltverbrechern aus

Angst vor den Bewohnern, betont der Vereins-Vorsitzende, brauche niemand zu haben. „Bei uns wohnen keine Mörder, keine Sexualstraftäter. Gewalttäter nehmen wir nicht auf.“ Auch junge Männer, die etwa wegen heftiger Drogen-Verstöße einsitzen mussten, würden nicht aufgenommen. Vielmehr gehe es um junge Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten, sagt Milák: „Manche, die schon bei uns gewohnt haben, mussten ins Gefängnis, weil sie schwarz gefahren waren.“ Andere Bewohner seien im Bereich der Beschaffungskriminalität auffällig geworden – und sollen in der Einrichtung in geordnete Bahnen gelenkt werden. Die meisten Bewohner saßen zwischen einem und zwei Jahren ein, andere waren obdachlos.

Junge Männer sollen lernen, ihrem Tag Struktur zu geben

Im „Resohaus“ lernen bis zu 15 Bewohner binnen maximal 18 Monaten, ihrem Tag Struktur zu geben, Behördengänge zu erledigen, selbstständig zu werden – sich auch um einen Job zu bemühen. Begleitet werden die Bewohner von Sozialarbeitern: ein Sozialarbeiter kommt auf fünf Bewohner. Dazu kommt laut Verein eine Zusatzkraft für die Tagesstruktur, außerdem gibt es Mitarbeiter in der Verwaltung – und für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung Nachtwachen. In fast allen Fällen rechnet die Einrichtung mit dem Landschaftsverband Rheinland ab.

„Ich würde behaupten, dass wir in den vergangenen Jahren ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn an der Rheydter Straße gepflegt haben“, sagt Tamás Milák. Angriffe durch Bewohner der Einrichtung soll es nicht gegeben haben, auch keine Drogengeschäfte. „Es gibt klare Regeln bei uns“, betont Milák. Auf diese Regeln macht der Trägerverein schon auf der ersten Seite seiner Internet-Präsenz aufmerksam: „Erst mal geht’s darum, die Hausregeln und den Tagesablauf zu checken: kein Alkohol, keine Drogen, keine Gewalt“, heißt es dort unter anderem.

Polizei hatte 14 Einsätze in den vergangenen Monaten

Nach Rücksprache mit dem Leiter der Polizeiwache Grevenbroich und dem zuständigen Bezirksdienstbeamten erklärt Polizei-Sprecher Gerko Siemer, dass sich die Einsatzzahlen an der alten „Resohaus“-Adresse „sehr in Grenzen“ hielten. In den vergangenen 400 Tagen wurden demnach an der Rheydter Straße 74 genau 14 Einsätze verzeichnet, wobei Siemer betont, dass es sich in elf Fällen nicht um akute Einsätze handelte. „Vieles hatte mit Ermittlungen oder Hilfeersuchen zu tun“, sagt Siemer. Mit Hilfeersuchen sind etwa Fälle gemeint, in denen Besucher des Hauses verwiesen werden mussten, weil sie Hausverbot haben.

Innerhalb der vergangenen gut 13 Monate sei es dreimal zu Einsätzen wegen Streitigkeiten gekommen. Dem Vernehmen nach handelte es sich um interne Konflikte. „Es wird immer mal wieder vorkommen, dass dort ein Polizeiauto vor der Tür parkt“, sagt Siemer: „Aber in der Regel wird das mit polizeilichen Ermittlungen zu tun haben.“

Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen sagt nach Rücksprache mit den Kräften des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes, dass die Einrichtung in der Vergangenheit nicht auffällig gewesen sei. In Sachen Umzug nach Laach habe die Stadt „keine Aktien“. Laut Tamás Milák vom Trägerverein ist die Behörde aber durchaus eingebunden, zumindest, wenn es um bauliche Angelegenheiten geht. Vertreter des Bauamts sollen sich bereits ein Bild von der neuen Nutzung des früheren Gaststätten- und Hotelbetriebs gemacht haben.