Aktion in Elberfeld Hunderte Teilnehmer bilden Menschenkette für Demokratie in der Wuppertaler Innenstadt
Wuppertal · Rund 400 Demonstranten setzen mit den Omas gegen Rechts ein Zeichen für gelebte Solidarität.
Für die Omas gegen Rechts Wuppertal ist es die bislang größte selbst organisierte Demonstration. Am Samstagnachmittag folgen zwischen 400 und 500 Menschen dem Aufruf für eine Menschenkette durch die Elberfelder Innenstadt. „Seite an Seite für unsere Demokratie und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft“ lautet das Motto, das sich auch in den Redebeiträgen bei der kurzen Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz widerspiegelt. Los geht es mit einem gemeinsamen Lied, eine Umdichtung der Ode an die Freiheit. Der ehemalige Stadtdirektor Stefan Kühn verweist auf etliche zunehmende Straftaten von rechts. „Hier wird Hass gesät – in ganz vielen Bereichen“, erklärt er. „Wer Hass sät, der will Taten ernten. Was Rechtsextreme sagen, das wollen sie tun, und das werden sie tun, wenn sie die Macht dazu haben.“ Kühn verweist dabei auf geplante Angriffe auf Rechtsstaat und Freiheit, auf angekündigte Vertreibungen, auf Diskriminierung gegenüber Minderheiten. „Das werden wir nicht zulassen“, betont er und erntet dafür kräftigen Applaus.
Alt und Jung sind zusammengekommen, mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, manche mit Plakaten und einige mit Lichterketten oder Lampen. „Wir sind mehr und wir sind uns sicherlich auch nicht in allen Punkten einig – aber wir haben eine gemeinsame Grundüberzeugung: Die Würde des Menschen – aller Menschen – ist unantastbar“, schließt Kühn.
Auch der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Helge Lindh (SPD) findet deutliche Worte als „Ehrenopa, der sich vor den Omas gegen Rechts verneigt“; der selbst schon viele Erfahrungen mit Bedrohungen von Rechts gemacht hat – „und damit meine ich nicht nur die AfD“. Erst kürzlich hatte sein Wuppertaler Wahlbüro einen Drohbrief erhalten, der mit „NSU 3.0“ unterschrieben war. „Das Schweigen ist die Gefahr – aber gemeinsam aufzutreten, den Hintern hochzukriegen, den Mund aufzumachen und als stille Mehrheit nicht mehr still, sondern laut zu sein, das sind größtmöglicher Schutz und Solidarität für Menschen, die durch Rechts angegriffen oder bedroht werden“, ist Helge Lindh überzeugt.
Nach seiner Rede stellen sich die Teilnehmer auf und gehen gemeinsam Richtung Laurentiusplatz los. In einer langen Schlange ziehen die Demonstranten durch die Innenstadt. Die vielen Menschen zu koordinieren und auch eine Übersicht zu behalten, ist gar nicht so einfach für die Ordner von den Omas gegen Rechts. Wegen einer Polizei-Auflage dürfen Straßenquerungen nicht blockiert werden, weshalb die Kette am Wall zunächst leicht zerrissen wird. Die größte durchgehende Ausdehnung hat die Menschenkette deshalb vom Wall bis zum Kasinokreisel durch die Herzogstraße über eine Strecke von rund 400 Metern erreicht. Wobei sie sicherlich noch einige Meter mehr wettgemacht hätte, denn an mehreren Stellen standen die Menschen recht dicht oder in Kleingruppen beieinander.
Am Laurentiusplatz bildet sich ein imposanter Kreis der Teilnehmer, wo dann auch Oberbürgermeister Uwe Schneidewind seine Begeisterung für die Menschenkette ausdrückt. „Wir müssen alle aufstehen gegen Rechts. Es wird immer schlimmer, da müssen wir etwas tun“, erklärt Leif, der zu den Teilnehmern gehört. „Es ist wichtig, Solidarität gegen Rechts zu zeigen“, ergänzt Daniel. Ähnliches hört man von vielen Menschen, die Teil der Kette sind. Angela Poggel, die am Rande der Demo Flyer verteilt hat, ist begeistert von der Menge an Menschen und der Atmosphäre. „Ich habe fast nur positive Rückmeldung auch von den Menschen drum herum bekommen“, erzählt sie.
Anke Schmidt, Mitgründerin und Pressesprecherin der Omas gegen Rechts Wuppertal, zeigt sich sehr zufrieden mit der Aktion: „Mehr könnten es natürlich immer sein, aber es waren viele Menschen hier und die Stimmung war super.“ Der Termin war nicht zufällig gewählt, sondern fand parallel zum AfD-Bundesparteitag im sächsischen Riesa statt. „Auch Aktivisten von uns waren dort vor Ort“, erzählt Schmidt.
Die Wuppertaler Gruppe mit rund 70 Mitgliedern trifft sich einmal im Monat. Vor der Bundestagswahl am 23. Februar Wahl ist jeden Samstag – im Wechsel in Barmen auf dem Rathausvorplatz und am Von-der-Heydt-Platz – eine Zusammenkunft der Omas gegen Rechts geplant. „Wir verteilen Flyer und suchen das Gespräch mit Passanten und Interessierten“, erklärt Anke Schmidt.